Brigitte Häfele will ins Neue Rathaus in Esslingen einziehen. Foto: /Horst Rudel/Archiv

Die Stadträtin der Grünen will ins Neue Rathaus in Esslingen einziehen. Die Gemeinderatsfraktion reagiert auf die Bürgermeisterkandidatur mit Sanktionen.

Esslingen - Es ist ein Paukenschlag gewesen: Am Montagabend hat die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen im Esslinger Gemeinderat, die 55-jährige Brigitte Häfele, bekannt gegeben, dass sie sich – ausdrücklich gegen den Willen ihrer eigenen Fraktion – um das Amt des Esslinger Ordnungs-, Sozial-, Kultur- und Schulbürgermeisters bewerben werde. Der neue Bürgermeister soll voraussichtlich am 11. November gewählt werden.

Dieser Alleingang hat nun Konsequenzen: „Nach dieser Entscheidung steht für die restlichen acht Fraktionsmitglieder der Grünen im Esslinger Gemeinderat fest, dass Brigitte Häfele nicht mehr für die Grünen sprechen kann. Sie hat das Vertrauen der Fraktion verloren“, erklärt am Dienstag die Fraktionschefin Carmen Tittel.

Aus Ausschuss abberufen

Zu konkreten Schritten will sie sich nicht detailliert äußern. Aber es gilt als wahrscheinlich, dass die Grünen die parteilose Brigitte Häfele, die seit zehn Jahren in der Fraktion der Grünen mitwirkt, aus dem Ausschuss für Bildung und Betreuung abberufen werden. Ob es zu einem generellen Ausschluss Brigitte Häfeles aus der Grünen-Fraktion kommt, ist derweil noch offen. Man werde die weitere Entwicklung in den kommenden Wochen abwarten, sagt Carmen Tittel.

Brigitte Häfele sieht zurzeit keinen Grund, aus der Fraktion der Grünen auszuscheiden: „Sicher, es gibt in der Frage der Kandidatur einen Dissens zwischen mir und der Fraktion. Ich sehe meine politische Heimat aber weiterhin bei den Grünen.“ Die Schärfe, mit der die Grünen auf ihre Ankündigung reagiert hätten, überrasche sie nach Gesprächen der vergangenen Wochen nicht: „Die andere Seite hat sehr emotional reagiert.“

Neue Heimat bei der FDP?

Sollten die Grünen Brigitte Häfele tatsächlich aus der Fraktion ausschließen, könnte sie möglicherweise eine neue Heimat bei der FDP finden. Deren Fraktionschefin Rena Farquhar begrüßt die Kandidatur von Brigitte Häfele ausdrücklich: „Wir haben sie als kompetente Kollegin kennengelernt, die mit beiden Füßen auf dem Boden steht. Sollte sie wegen ihrer Kandidatur tatsächlich Schwierigkeiten bei den Grünen bekommen, werden wir eine Zusammenarbeit mit ihr gerne prüfen.“

Ganz ungeachtet der überraschenden Bewerbung von Brigitte Häfele wollen die Grünen am bisher vorgesehenen Zeitplan für die Bekanntgabe des von ihnen ausgewählten Kandidaten festhalten: Am kommenden Sonntag, 29. September, endet offiziell die Bewerbungsfrist. Am Montag soll dann derjenige offiziell vorgestellt werden, der als Nachfolger von Markus Raab das momentan vakante Bürgermeisteramt übernehmen soll.

Grünen haben eigenen Kandidaten

Bereits am Montag hatte Carmen Tittel als Reaktion auf die Bewerbung von Brigitte Häfele erklärt, dass sich die Findungskommission der Grünen einstimmig für eine Person ausgesprochen habe, die „über eine hohe fachliche Kompetenz verfügt und darüber hinaus umfangreiche Führungs- und Verwaltungserfahrung besitzt und die gut nach Esslingen passt.“