In Esslingen stirbt ein Obdachloser. Erst nach der Einäscherung erfährt die Familie, dass ihr Sohn tot ist. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ein Obdachloser aus Esslingen stirbt im Krankenhaus. Die Angehörigen erfahren erst fast einen Monat später vom Tod, der Leichnam ist bereits eingeäschert. Wie konnte das passieren?

Am 21. Dezember 2022 ist André J. (Name geändert) im Esslinger Klinikum gestorben. Woran und unter welchen Umständen, wissen seine Angehörigen nicht genau. Der 61-Jährige verkehrte seit Jahren in der Esslinger Obdachlosenszene. Dass ihr Sohn tot ist, erfährt die Familie aus dem Raum Heilbronn erst knapp einen Monat später – per Brief vom Ordnungsamt. Zu diesem Zeitpunkt ist der Leichnam bereits eingeäschert, „aus hygienischen Gründen“, wie es in dem Schreiben heißt. Den 85-jährigen Vater, der nicht namentlich genannt werden möchte, macht das noch immer fassungslos. „Ich hatte keine Chance mehr, mich zu verabschieden“, sagt er, „es war ja immer noch mein Kind, auch wenn vieles in der Vergangenheit falsch gelaufen ist“. Seinen Sohn hatte er sieben Jahre lang nicht mehr gesehen. Selten habe André J. angerufen, wenn, dann meistens an den Geburtstagen. Die Art und Weise, wie die Behörden die Familie über den Tod informiert, bringt den 85-Jährigen in Rage. „Zumindest hätte man uns anrufen können“, empört er sich, „einfach einen Brief schreiben, ist eine Unverschämtheit“.