Für den Neubau der Bücherei an der Küferstraße müsste dieses Gebäude, in dem der Diakonieladen untergebracht ist, weichen. Foto: Horst Rudel/Archiv

Der Förderverein der Stadtbücherei macht sich vor der Informationsveranstaltung der Stadt erneut für den bisherigen Standort stark. Doch voraussichtlich wird es anders kommen.

Esslingen - Die politischen Mehrheiten scheinen klar: Wenn bei den Verhandlungen mit dem Eigentümer des Grundstücks an der Küferstraße 13 keine unüberwindbaren Hindernisse auftreten, wird der Gemeinderat am 9. Oktober einen Grundsatzbeschluss fassen, der den Neubau der Stadtbücherei an dieser zentralen Stelle in der östlichen Altstadt vorsieht.

Eigentlich hätte das Gremium bereits vor der Sommerpause entscheiden wollen, dann aber beschlossen, zunächst noch eine Informationsveranstaltung für die Bürger einzuschieben. Bei dieser sollen der Esslinger Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht und der Finanzbürgermeister Ingo Rust die Vor- und Nachteile der vier theoretisch noch existierenden Standortoptionen erläutern. Denn neben dem Neubau in der Küferstraße 13 gibt es zumindest eine ernsthaft in Frage kommende Variante: die Sanierung und Erweiterung der Bücherei am bisherigen Standort in der Heugasse 11.

Zwei Varianten scheiden aus

Wegen der komplizierten Grundstücks-Eigentumsverhältnisse scheidet eine zeitnahe Verwirklichung der dritten Variante, eines Neubaus zwischen Kies- und Küferstraße, ebenso aus wie der zwischenzeitlich angedachte Umzug der Bücherei in die Franziskanerkirche und in das Evangelische Gemeindehaus am Blarerplatz. Hier hatten viele Kulturtreibende Bedenken angemeldet, weil so ein wichtiger Aufführungssaal in Esslingen verloren ginge.

Kurz vor der Bürgerinformation hat sich jetzt noch einmal der Förderverein der Stadtbücherei Esslingen zu Wort gemeldet und in einem ausführlichen, achtseitigen Positionspapier vergleichsweise eindeutig Position für den Erhalt und Ausbau des bisherigen Standorts bezogen. Zwar betonen die Vereinsvorsitzende Sylvia Greiffenhagen und ihre Mitstreiter, dass für den Verein sowohl der Neubau in der Küferstraße als auch die Sanierung der Heugasse denkbar seien. Es wäre aber aus Sicht des Fördervereins ein Fehler, eine Standortentscheidung zu einem Zeitpunkt zu treffen, an dem viele Fragen noch ungeklärt seien.

Der Verein verdächtigt die Verwaltung, ganz eindeutig den Standort Küferstraße zu favorisieren. Dazu würden nicht nur die „Risiken in der Heugasse überzogen dargestellt und die in der Küferstraße heruntergespielt“. Auch die Kosten, behauptet der Verein, für die Sanierung der bisherigen Bücherei seien viel zu hoch angesetzt, während die des Neubaus heruntergerechnet worden seien: „Wir fürchten, dass ein Neubau in der Küferstraße auf Grund der nicht einfachen Lage in zweiter Reihe und potenzieller Erschließungsprobleme am Ende wesentlich teurer sein wird als in der Vorlage angegeben“, heißt es wörtlich in der Stellungnahme. Je später der Bau begonnen werde, desto stärker würden zudem die „derzeit stark anziehenden Baupreise“ sich auf den Neubau auswirken. Der Förderverein schätzt, dass ein Neubau „mehrere Millionen Euro teurer wird als die Sanierung am alten Standort und wesentlich teurer, als in der Vorlage der Stadt angegeben“.

Kein Grund zur Verknappung

Es dürfe nicht passieren, dass die prognostizierte Verteuerung im Lauf der Jahre dazu führe, dass an Fläche, Aufenthaltsqualität und Ausstattung beim Neubau gespart werde. Ohnehin sieht der Förderverein keinen Grund, warum sich die Stadt bei einem Neubau mit einer Fläche von 3600 Quadratmetern zufrieden geben sollte. Zwar sei es ein Manko des bisherigen Standorts, dass dort selbst bei einer Erweiterung nur 3680 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stünden. Das könne man aber wegen der hohen Aufenthaltsqualität und der Beliebtheit des Standorts akzeptieren.

Bei einem eigens für Büchereizwecke neu erstellten Gebäude gebe es „dagegen keinerlei Grund für eine von vornherein festgelegte bewusste ,Verknappung’ auf nur 3600 Quadratmeter“. Hier erwarte der Förderverein eine Fläche, „die den Landesdurchschnitt übersteigt und damit zugleich eine flächenmäßige Gleichstellung mit Büchereineubauten vergleichbarer Städte bringen würde“.

Überhaupt sei das geplante Vorgehen der Stadt falsch. Erst die Entscheidung über den Standort zu treffen und dann diesen näher zu betrachten, führe „in die Irre und möglicherweise zu einem schlechten Ergebnis“.

Die Veranstaltung der Stadtverwaltung zur Stadtbücherei findet am Donnerstag, 21. September, um 19 Uhr im Bürgersaal des Alten Rathauses statt.