Auf dem ehemaligen Esslinger Güterhahnhofareal entsteht seit 2016 ein modernes Stadtquartier, die Neue Weststadt. Allmählich nimmt sie Gestalt an. Foto: Ines Rudel

Bei einem Rundgang durch die Esslinger Weststadt mit Carsten Buschmann, dem Sprecher der Geschäftsführung des Investors RVI, gibt es Neuigkeiten: der Block A wird früher gebaut – und es wird dort auch sozialer Wohnungsbau realisiert.

Esslingen - Natürlich haben wir sehr konkrete Vorstellungen, wenn wir ein Projekt planen. Aber es ist doch immer wieder spannend zu sehen, wie es dann in der Wirklichkeit ausschaut.“ Carsten Buschmann, der Sprecher der Geschäftsführung des Saarbrücker Investors RVI, steht im Innenhof des Baublocks B in der Neuen Weststadt in Esslingen. Mitte 2014 hat sein den Volksbanken nahe stehendes Unternehmen das ehemalige Esslinger Güterbahnhofsgelände gekauft.

Seit 2016 entsteht dort die Neue Weststadt. In den rund 500 Wohnungen werden mindestens 750 Menschen nach der Fertigstellung des Gesamtprojekts eine neue Heimat gefunden haben. Schon jetzt, gut drei Jahre nach dem Baustart, ist das Projekt weit gediehen.

Die Nachfrage nach Wohnungen ist gewaltig

Sämtliche 132 Wohnungen des ersten der insgesamt fünf Baublöcke sind vermietet und bezogen. Auch die Gewerbeflächen im Bereich B, der als erstes realisiert wurde, sind vergeben, mit Ausnahme einer Fläche von 200 Quadratmetern, in denen sich noch ein gastronomischer Betrieb ansiedeln kann,

Und es läuft auch weiterhin gut. Von unangenehmen Überraschungen ist der Bauherr in den vergangenen drei Jahren verschont geblieben. Der Baublock C nähert sich seiner Fertigstellung. Auch hier sind schon 52 Wohnungen vermietet. Anfang 2020 kann Michelle Kern, die sich für RVI um die Vermietung der Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit einer Größe zwischen 29 und 160 Quadratmetern kümmert, etliche weitere neue Bewohner in der Weststadt begrüßen.

Bisher gibt es nur wenige Kinder im Quartier

Der Durchschnittsmieter, erzählt sie, seien Einzelpersonen oder Paare im Alter zwischen Anfang und Mitte 30, die die Vorzüge einer innerstädtischen Wohnung besonders schätzten. Sehr gering ist dagegen der Anteil mehrköpfiger Familien. Bisher sind überhaupt erst vier Kinder in der Neuen Weststadt eingezogen. Im Lauf der Jahre werde diese Zahl jedoch deutlich steigen, davon ist Kern überzeugt.

Ist das noch Zukunftsmusik, denkt Carsten Buschmann an eine etwas näher liegende Planungsänderung für die Weststadt: Ursprünglich, so erzählt er, sollte der in direkter Bahnhofsnähe liegende Baublock A als letztes Puzzlestein der Neuen Weststadt hochgezogen werden. Doch weil die Lagerflächen für das benötigte Material knapp werden – und wohl auch, weil Wohnungen sich aktuell ganz hervorragend vermarkten lassen, wird der Baublock A unmittelbar im Anschluss an den sich bereits im Bau befindlichen Block D realisiert.

Die Hotelpläne für den Block A sind vom Tisch

Dabei sind die Hotelpläne für diesen Bereich ebenso vom Tisch wie die Mobilitätszentrale der Stadt, die nun auf dem benachbarten Areal des Alten Zentralen Omnibusbahnhofs ihre Heimat finden wird. Gebaut werden auch im Baublock A vorrangig Wohnungen und in geringerem Umfang in den Erdgeschossen Gewerbeflächen. Im Gegenzug stellt die RVI einen gewissen Anteil der Wohnungen, die auf diesem rund 6000 Quadratmeter großen Gebiet verwirklicht werden, der Stadt als geförderter Wohnungsbau zur Verfügung. Damit leistet auch die Neue Weststadt einen – wenn auch vergleichsweise bescheidenen – Beitrag zum Esslinger Wohnraumversorgungskonzept.

Die Umplanung kommt Carsten Buschmann nicht ungelegen. Denn im Baublock E wartet noch eine besondere, durchaus selbstinitiierte Herausforderung. An der einen Seite des Stadtplatzes, der dort entsteht, ist der Crystal Rock geplant. So nennt der Architekt Winy Maas vom renommierten Rotterdamer Architektenbüro MVRDV den Entwurf seines Hochhauses. In der dem Stadtplatz zugewandten Fassade sollen die Topografie und die Esslinger Gemarkungsgrenzen sichtbar werden. Im unteren Bereich des rund 40 Meter und bis zu zwölf Stockwerke hohen Gebäudes soll eine dreidimensionale, teilweise begehbare Fassade entstehen. Eine Passage könnte durch das Hochhaus in Richtung Bahngleise und zum geplanten Neckaruferpark führen.

Der Crystal Rock wird nur gewerblich genutzt

„Wir sind dabei, die statischen Herausforderungen dafür zu meistern“, sagt Buschmann. Auch die Kostenfrage müsse geklärt werden. Das Hochhaus ist aber auch aus einem ganz anderen Grund von zentraler Bedeutung. Denn es soll ausschließlich gewerblich genutzt werden. Das ist notwendig, damit RVI die im städtebaulichen Vertrag fixierte Aufteilung der Weststadt in 70 Prozent Wohnraum und 30 Prozent Gewerbeflächen realisieren kann. Bis es soweit ist, dauert es aber noch ein paar Jahre.