Den Ermittlungen der Polizei zufolge haben die unbekannten Täter die Autos mit spitzen Gegenständen zerkratzt. Foto: Ines Rudel

Die Polizei geht von einer Gruppe von Tätern aus, die ganze Straßenzüge heimgesucht haben. Sie haben den Lack der Fahrzeuge mit spitzen Gegenständen bearbeitet und so einen Schaden von gut 200 000 Euro verursacht.

Esslingen - Unbekannte Täter, die willkürlich den Lack geparkter Autos zerkratzen, haben in den vergangenen Wochen in Esslingen einen Sachschaden verursacht, der sich inzwischen auf mehr als 200 000 Euro summiert. Allein in der Nacht zum Sonntag, 10. März, lebten sie laut der Polizei ihre Zerstörungswut an mehr als hundert Autos von 93 Eigentümern aus. Am vergangenen Wochenende kamen weitere Fälle hinzu. Die Polizei hat eigenen Angaben zufolge bisher „keinen Ermittlungsansatz“. Die Vorgehensweise und die große Anzahl an Fällen sei „ungewöhnlich“, sagt Michael Schaal, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen.

Viele Autobesitzer waren am Sonntagmorgen des 10. März geradezu entsetzt, als sie zu ihren Fahrzeugen kamen, die ringsum mit spitzen Gegenständen zerkratzt worden waren. Betroffen waren Wagen, die in der Esslinger Innenstadt ab der Sirnauer Straße, in der Allmandgasse und in der Vogelsang- und Wehrneckarstraße in Richtung Oberesslingen sowie in der Katharinen-, Richard-Hirschmann-, Urban-, Silcher- und Friedrich-Ebert-Straße abgestellt waren. Zunächst war die Polizei von 80 mutwillig beschädigten Autos und einem Schaden von rund 100 000 Euro ausgegangen, doch hätten sich immer mehr Eigentümer gemeldet. Tatsächlich sind Michael Schaal zufolge mehr als 100 Autos zerkratzt worden – ein Sachschaden von nahezu 200 000 Euro.

Polizei geht von einer Tätergruppe aus

Am vergangenen Wochenende wurden im Esslinger Stadtteil Oberesslingen in der Plochinger Straße 13 weitere Fahrzeuge – zehn davon vor einem Autohaus – mit scharfen Gegenständen verschandelt. Die Polizei geht hier von einem Gesamtschaden von mehr als 10 000 Euro aus. Ob es sich dabei um dieselben Täter wie in den vorherigen Fällen handelt, „können wir noch nicht sagen“, erklärt Michael Schaal, „möglicherweise könnte es sich auch um Trittbrettfahrer handeln“. Die Ermittler hoffen auf deshalb auf sachdienliche Hinweise, die Zeugen unter der Telefonnummer 07 11/3 99 00 geben können.

Aufgrund der Menge an Sachbeschädigungen sei davon auszugehen, dass es eine Gruppe von Tätern war, die durch Esslingen gezogen sei, sagt Schaal. Deren Mitglieder hätten ihrer Zerstörungswut gezielt nur am Autolack freien Lauf gelassen, es seien keine Spiegel abgeschlagen oder Scheiben eingeworfen worden. Zudem falle auf, dass sogar Autos an selbst zur nachtschlafenden Zeit belebten Durchgangsstraßen beschädigt worden seien, wo die Täter durchaus Gefahr liefen, auf frischer Tat ertappt zu werden. Ihnen nun auf die Schliche zu kommen, sei schwer.

Im Fall von drei Autos, die ebenfalls am vergangenen Wochenende in der Freiwaldaustraße in Kirchheim zerkratzt wurden, gibt es da schon eher einen Ermittlungsansatz. Der unbekannte Täter, der dort einen Schaden von 10 000 Euro angerichtet hat, verletzte sich vermutlich, wodurch die Polizei an einem der Fahrzeuge eine Blutspur sichern konnte. Dass dieser Fall und die Taten in Esslingen zusammenhängen, ist laut der Polizei aber eher unwahrscheinlich.

So viele in so kurzer Zeit beschädigte Autos sind „ungewöhnlich“

Die Meldungen von Einzelfällen mutwillig beschädigter Autos gingen öfter bei der Polizei ein, sagt Michael Schaal, „aber darüber wird nicht groß berichtet“. Oft handle es sich dabei um Racheakte. Etwa wenn nach einer gescheiterten Beziehung ein verschmähter Partner das „Heilix Blechle“ des anderen beschädige. Es komme auch vor, dass Schüler die Autos von Lehrern malträtierten.

Und oft seien Betrunkene unterwegs, die im Vorbeigehen Autolacke absichtlich zerkratzten. Aber dass in ganzen Straßenzügen so viele Autos in so kurzer Zeit beschädigt würden, sei doch „ungewöhnlich“, sagt der Polizeisprecher.

Schon im Winter 2016/2017 war die Polizei in Esslingen mit einer regelrechten Serie von Autobeschädigungen befasst. Damals waren in der Stadt binnen weniger Monate mehr als 50 Stoffdächer von Cabriolets aufgeschlitzt worden. Die Serie endete schließlich, allerdings konnte der Täter bisher nicht gefasst werden.