Viele Besucher freuten sich über Geselligkeit und Wein vor historischer Kulisse. Foto: Michael Steinert

Der Weinwandertag hat tausende Besucher begeistert, die in den Hängen rund um Esslingen Wein der örtlichen Weingärtnergenossenschaft verkosteten und atemberaubende Ausblicke genossen.

Esslingen - Ein optimales, ein top Wanderwetter, das attestierte der Wengerter Jochen Kenner bereits am frühen Mittag in der Kelter in Mettingen. Die Temperaturen zwischen 16 und 20 Grad Celsius und die Aussicht auf einen guten Tropfen örtlichen Rebensaftes lockten am Sonntag Scharen von Besuchern zum Esslinger Weinwandertag. Die Angebote an den Ständen hielten für jeden Geschmack etwas bereit. „Es muss bodenständig sein, schwäbisch, gut, mit einem Touch nach oben“, überschrieb der Wengerter Kenner das Angebot. Es gebe tolle 2017-er zu trinken, aber auch Rotweine, die bereits einige Jahre gereift seien, darunter auch Weine mit Holzfassreife, die selbst erfahrene Weintrinker begeistern würden, so Kenner. Und offenbar ist es genau das, was die vielen Wein- und Wanderfreunde am Weinwandertag zu schätzen wissen.

Das Publikum war international

Das Publikum war international. Viele Menschen unterhielten sich auf der Route auf Englisch. Auf westfälisch erklärte dagegen der Besucher Markus Weskamp (35), dass er mit seinen Freunden aus Stuttgart bereits zum zweiten Mal zum Weinwandertag nach Esslingen gekommen sei. „Es ist fantastisch, tolle Weine, tolle Menschen und tolles Wetter“, sagte er hochzufrieden. Die Kombination aus Wanderung, Wein und Musik am Ende bei der Kelter in Mettingen machen für ihn den Esslinger Weinwandertag aus. „Nach dem ersten Mal wussten wir, wir kommen im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder.“

Auf dem Weg über den Schenkenberg genossen die Wanderer den Blick ins Neckartal, während sie durch die grünen Weinberge schritten. Durch den Blick in die Natur, dem hektischen Treiben im durch und durch industrialisierten Tal entrückt, ließen die Wanderer ihre Gedanken schweifen. Erinnerungen, Ideen und Visionen kamen, verflossen, formierten sich neu, verschwommen, kehrten zurück und mäandarierten durch durch die Unendlichkeit des Universums. Zurückgeschleudert in die harte Wirklichkeit fernab jeglicher Wolkenschlösser wurde das fröhliche Wandervolk jäh an den Nachfüllstationen der Wengerter, wo die Idylle zeitweise unterbrochen wurde, durch den Konkurrenzkampf um das nächste Gläschen.

Ein zartfruchtiger, süffiger Rotwein

Mit einem Schlürfer Portugieser in der Hand, ein zartfruchtiger, süffiger Tischwein, ging es über Routen, die schon die alten Römer beschritten haben könnten, weiter von Mettingen in Richtung Esslingen. Vorbei an jungen Weingenießern, die mit „Vollgas, Vollgas“ zur Eile mahnten, lockte der Wein aus der französischen Partnerstadt Vienne. Der Côte du Rhône stand den Produkten der örtlichen Erzeuger in nichts nach. Er mundete, der Franzose.

Am nächsten Stand brillierte der Cuvée Rosé mit seinem fruchtigen, süßen und frischen Geschmack, mit seinem lebendigen und jungen Charakter. Der Blick auf die Esslinger Innenstadt bis zum Altbacher Kohlekraftwerk versetzte während des Genusses dieses Tropfens viele Wanderer in Verzückung. Den Abschluss veredelte ein trockener Acolon. Der dunkle Rotwein begeistert seine Trinker mit einem würzigen Aroma und feinen Taninen.

Die rund 3,5 Kilometer lange Strecke endete – je nach Startpunkt – entweder in der Heugasse in der Esslinger Innenstadt oder an der Kelter in Mettingen. An beiden Orten boten die Esslinger Weingärtner an diesem Tag ihren Gästen einen gemütlichen Endpunkt für den Weinwandertag.