Aus der Ferne erstrahlt die Esslinger Burg in voller Pracht. Aus der Nähe betrachtet, tut sich enormer Reparaturbedarf auf. Foto: Horst Rudel

Die Burg wird saniert, die drei maroden Neckarbrücken nicht. Auf der Klausurtagung des Gemeinderats ist einem dreifachen Neubau, wenn auch in reduzierter Form, das Wort geredet worden.

Esslingen - Die Themen, die die Stadt Esslingen in den kommenden Jahren bewegen werden, liegen auf dem Tisch. Am ersten Tag seiner Klausursitzung in Bad Boll hat der Gemeinderat am Freitag zu einem gedanklichen Rundumschlag ausgeholt. In der Diskussion ist einer gemeinsamen Pressemitteilung zufolge die Ausweisung eines neuen Gewerbegebiets in Esslingen-Berkheim, der Bau eines neuen Hallenbades am Neckarfreibad, der Neubau aller drei noch zur Sanierung anstehenden Neckarbrücken und eine über Jahre angelegte Sanierung der Esslinger Burg.

Erst am Anfang der Diskussion

„Die Themen stehen erst am Anfang der jeweiligen politischen Meinungsbildung im Gemeinderat“, lautet die mehr als zurückhaltende Kommentierung, auf die sich der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger mit den Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen am Abend geeinigt hat.

Spruchreif ist zumindest der sich abzeichnende Erfolg der strategischen Haushaltskonsolidierung. Das Projekt, mit dem Verwaltung und Gemeinderat dem für das Jahr 2020 berechnete strukturelle Defizit in Höhe von 9,1 Millionen Euro begegnen wollen, biegt auf die Zielgerade ein. Nach derzeitigem Stand haben die Sparvorschläge ein Volumen von 7,7 Millionen Euro. Der Finanzbürgermeister Ingo Rust ist optimistisch, die restlichen 1,4 Millionen Euro in den kommenden Wochen zu stemmen.

Ist die Sparrunde auf der Zielgerade, so ist bei der Neuordnung der Esslinger Bäderlandschaft gerade erst der Startschuss gefallen. Um die Einrichtungen an allen drei Standorten in den kommenden Jahren in Schuss zu halten, haben die Stadtwerke Esslingen als Betreiber eine Summe von bis zu 17,1 Millionen Euro in die Diskussion geworfen. Kostengünstiger und damit Erfolg versprechender ist eine Variante, die die Schließung des Hallenfreibades in Berkheim vorsieht, gleichzeitig aber den Bau eines neuen Hallenbades neben dem Neckarfreibad favorisiert. Auf dem freien Platz in Berkheim könnten im Gegenzug Wohnungen gebaut werden.

Neckarbrücken sollen abgespeckt werden

Abspecken lautet die Devise bei den Neckarübergängen. Die gleichzeitige und gleichberechtigte Sanierung der Hanns-Martin-Schleyer-Brücke, der Vogelsangbrücke und der Konrad-Adenauerbrücke ist angesichts der Kosten nicht zu leisten. Selbst wenn, wie von der Verwaltung favorisiert, die zentrale Vogelsangbrücke in unveränderter Dimension, die Hanns-Martin-Schleyer-Brücke und die Konrad-Adenauer-Brücke aber mit weniger Spuren neu gebaut werden, muss der Brückensanierungstopf pro Jahr mit acht Millionen Euro gefüttert werden.

Nicht nur im Tal, auch auf der Höhe besteht dringender Handlungsbedarf. Die Esslinger Burg, das Wahrzeichen der ehemaligen Reichsstadt, soll Schritt für Schritt saniert werden. Insgesamt werden bis zum Jahr 2029 rund 2,6 Millionen in den Erhalt der Anlage fließen. Auch der bisher ausgeklammerte Dicke Turm könnte bald wieder in alter Frische dastehen. Schon in einem ersten Bauabschnitt könnte die Burgstube im zweiten Obergeschoss wieder zugänglich gemacht werden. Das Geld – unterm Strich sind für insgesamt vier Bauabschnitte weitere 2,4 Millionen Euro nötig – soll mit Unterstützung der Denkmalstiftung, des Esslinger Burgvereins und weiterer Sponsoren aufgetrieben werden.