Vorsicht ist die Mutter der Transportkiste. Nicole Ebinger-Rist und Dirk Krausse verpacken ein 1400 Jahre altes Geschirr. Foto: Horst Rudel

Die Archäologie-Ausstellung im Berliner Martin-Gropius-Bau versammelt vom 21. September an die spektakulärsten Funde der deutschen Archäologie unter einem Dach. Das Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen schickt den Schmuck der Keltenfürstin auf die Reise.

Esslingen - Wenn Manuela Fischer und Nicole Ebinger-Rist diese Woche nach Berlin aufbrechen, dann haben die beiden Archäologinnen des Landesamts für Denkmalpflege einen ganz besonderen Schmuckkoffer im Gepäck. Die im Jahr 2015 geborgenen und in den Esslinger Werkstätten der Denkmalpfleger restaurierte Grabbeigaben der Keltenfürstin von der Heuneburg reisen mit den beiden Expertinnen in die Bundeshauptstadt, um der Ausstellung „Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland“ einen goldenen Glanz zu verleihen.

„Das ist die Leistungsschau der Archäologie in Deutschland“, sagt der Landesarchäologe Dirk Krausse. Vom 21. September bis zum 6. Januar sind im Berliner Martin-Gropius-Bau die Fundstücke zu sehen, die in den vergangenen Jahren von Archäologen im Bundesgebiet ans Licht der Welt gebracht worden sind. Mehr als 200 der insgesamt rund 1000 ausgestellten Exponate kommen aus Baden-Württemberg. „Damit ist das Land in Berlin überproportional vertreten“, sagt Krausse. Nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Neben dem aus 25 aufwendig gearbeiteten Teilen bestehenden Goldschmuck der 583 vor Christi bestatteten Keltendame gehört auch die knapp 40 000 Jahre ältere Venus vom Hohle Fels zu den Ausstellungstücken, die von Baden-Württemberg aus die Reise nach Berlin antreten. Die in der Karsthöhle bei Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) geborgene Frauenfigur mit den ausladenden Formen gilt als die älteste bekannte figürliche Darstellung eines Menschen weltweit.

Handelsbeziehungen nach England und in den Mittelmeerraum

Gut zum Ausstellungsthema „bewegte Zeiten“ passt auch das Bronze-Geschirr, das zwar im Jahr 2008 in einem frühmittelalterlichen Gräberfeld bei Remseck (Kreis Ludwigsburg) geborgen wurde, vor 1400 Jahre aber in einer Werkstatt im östlichen Mittelmeer gefertigt wurde. „Das Geschirr hat als byzantinischer oder koptischer Export die Reise zu den Barbaren angetreten“, sagt Krausse.

Von Mobilität und Austausch zeugt auch das Geschmeide der Keltenfürstin. Die aufwendigen Muster der Goldschmiedearbeit findet sich auch auf vergleichbaren Stücken wieder, die dem etruskischen Kulturkreis zugeordnet werden. Auf der Heuneburg gefundene Golddrähte belegen zweifelsfrei, dass der Schmuck von einem heimischen Goldschmied gefertigt wurde. „Das ist ein früher Fall von Technologietransfer“, sagt Krausse. Ungeachtet dessen hätten die baden-württembergischen Kelten schon vor mehr 2600 Jahren Handelsbeziehungen vom Mittelmeerraum bis nach Südengland unterhalten.

Seit zwei Wochen sind Nicole Ebinger-Rist, die Leiterin der Restaurierungswerkstatt, und Manuela Fischer im Keller des Landesamts für Denkmalpflege damit beschäftigt, die Schätze sicher zu verpacken. „Wir legen jeder Kiste ein Messgerät bei, das auch während des Transports die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur aufzeichnet“, sagt die Chefrestauratorin. Während organisches Material, wie das jungsteinzeitliche, aus Holz geformte Rad vom Olzreuter Ried eine Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent benötigt, um nicht zu zerfallen, kann die Umgebungsluft für die metallenen Gegenstände nicht trocken genug sein.

Die Kisten werden verplombt und einer für heikle Transporte dieser Art spezialisierten Spedition anvertraut – nicht ohne zuvor versichert worden zu sein. „Allein der Versicherungswert des Keltenschmuck liegt im sechsstelligen Bereich, ganz zu schweigen von dem ideellen Wert der Fundstücke“, sagt Krausse.