Die Regenbogenfahne als Symbol für Vielfalt – ein Bild, dass immer mal wieder in Esslingen zu sehen ist. Foto: Roberto Bulgrin

Eine knappe Mehrheit im Esslinger Gemeinderat ebnete den Weg: Oberbürgermeister Matthias Klopfer unterschrieb die Charta der Vielfalt. Was das bedeutet.

Die Stadt Esslingen tritt offiziell der Charta der Vielfalt bei. Das besiegelte Oberbürgermeister Matthias Klopfer jetzt mit seiner Unterschrift. Vor einigen Monaten hatte der Esslinger Gemeinderat beschlossen, der Charta der Vielfalt beizutreten. Die Charta der Vielfalt ist eine der größten Arbeitgeberinitiativen zur Förderung von Diversität in Unternehmen und Institutionen. Mehr als 5000 Organisationen haben nach Angaben aus dem Rathaus die Charta der Vielfalt bereits unterzeichnet. Darunter befinden sich Kommunen wie Stuttgart, Karlsruhe oder Ludwigsburg.

 

OB: Sind heute schon vielfältig

Mit der Unterzeichnung bekenne sich die Stadt öffentlichkeitswirksam zu den Werten, die sie bereits lebt. „Die Stadt Esslingen ist schon heute eine vielfältige Verwaltung“, heißt es im Rathaus. Und nennt Zahlen. So sind bei der Stadt Esslingen 4787 Mitarbeitende aus 92 Nationen beschäftigt. Rund zwei Drittel der Beschäftigten besitzen einen deutschen Pass. Das Altersspektrum der Mitarbeitenden reicht von 16 bis 81 Jahren – im Schnitt liegt das Alter bei 43 Jahren.

Rund 29 Prozent der Mitarbeitenden sind männlich, rund 71 Prozent weiblich. Knapp 53 Prozent der Führungspositionen sind mit Frauen besetzt. Die Quote an schwerbehinderten oder gleich gestellten Mitarbeitenden, die bei der Stadt Esslingen arbeiten, liegt derzeit bei etwas mehr als fünf Prozent.

Verkleidung und Schminke sind wichtiges Beiwerk beim CSD in Esslingen, der vom Rathaus unterstützt wird. Foto: Andreas Rosar

Der Beschluss des Gemeinderats, der Charta beizutreten, erfolgte nicht einstimmig, sondern war mit 21 zu 19 Stimmen denkbar knapp. Kritiker betonten, dass ihnen Diversität und ein wertschätzender Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso am Herzen liege. Allerdings fanden viele, dass reales Handeln wichtiger sei als plakative Bekenntnisse.

18 Jahre bis zur Unterzeichnung

Der Fraktionschef der CDU Tim Hauser wunderte sich beispielsweise, dass Esslingen erst 18 Jahre nach Veröffentlichung der Charta unterzeichnen wolle. Da die Stadt selbst betone, dass sie die Werte bereits fördere und vorlebe, fragte er: „Wozu dieser Schritt, wenn wir so gut aufgestellt sind?“

Tatsächlich betont das Rathaus, schon jetzt bilde die Stadt ihre Mitarbeitenden weiter, um eine vorurteilsfreie, wertschätzende Arbeitskultur zu schaffen und für Themen des vielfältigen Zusammenlebens zu sensibilisieren. Zudem setze sich die Verwaltung dafür ein, das Thema Vielfalt nach außen und in die Stadt hineinzutragen. Ein weiteres Beispiel zur Förderung der Vielfalt sei der Regenbogenempfang, den die Stadt Esslingen am Freitag zum zweiten Mal ausrichtete. Am Abend vor dem Christopher Street Day (CSD) lud die Stadt Esslingen zu einem Empfang in das ehemalige Modehaus Kögel ein.