Demnächst dürften die Tomaten im Ostfilderner Pflanztrog erntereif sein. Foto: Horst Rudel

In Ostfildern und in Esslingen werden einige Pflanztröge und Beete mit essbaren Pflanzen bestückt. Während die Stadt Ostfildern das Abernten derselben ausdrücklich begrüßt, wird in Esslingen nicht empfohlen, die Kräuter und das Gemüse zu verzehren.

Esslingen/Ostfildern - Wer im Ostfilderner Stadtteil Scharnhauser Park lebt und vergessen hat, Salat einzukaufen – kein Problem. Denn er kann sich zum Westrandweg zwischen der Edith-Stein- und der Nelly-Sachs-Straße aufmachen und sich dort an den städtischen Pflanzkübeln bedienen. Denn diese sind in diesem Jahr mit essbaren Pflanzen anstatt der traditionellen Zierpflanzen bestückt worden. Auch im Zentrum des benachbarten Esslingen werden vereinzelt Beete mit Kräutern und Gemüse bepflanzt, allerdings wird hier ein Verzehr nicht empfohlen.

Gaumenschmaus statt Augenschmaus lautet demnach die Devise im Scharnhauser Park, die es erlaubt, auf dem Nachhauseweg oder während eines Spaziergangs Tomaten, Mangold, Peperoni oder Rucola zu ernten. Laut einer Mitteilung aus dem Ostfilderner Rathaus ist es den Bürgern ausdrücklich erlaubt, ihre „nächste Mahlzeit“ mit Gemüse, Kräutern und Obst zu ergänzen, die in den städtischen Kübeln angepflanzt sind. Wo noch im Vorjahr die Blumen blühten, treiben zurzeit Basilikum, Schnittlauch und Salbei ebenso in die Höhe wie Erdbeeren und Kapuzinerkresse.

Andernach hat’s erfunden

Freilich hat es nicht die Stadt Ostfildern erfunden, Nutzpflanzen auf öffentlichen Flächen anzubauen. In der Mitteilung wird unumwunden zugegeben, dies sei bei der Stadt Andernach (Rheinland-Pfalz) abgeschaut worden. Diese habe die Idee unter die Leute gebracht, öffentliche Flächen mit Tomaten, Zwiebeln oder Kartoffeln zu bepflanzen und diese dann für die Bürger zur Ernte freizugeben.

Durchaus mit einem pädagogischen Hintergrund: „Den Einwohnern sollen die Jahreszeiten und die natürlichen Phasen von Säen, Wachsen und Ernten erfahrbar gemacht und ein Zugang zu einer bewussten, gesunden Ernährung geschaffen werden.“ Apropos gesund: die Stadt Ostfildern weist darauf hin, jeder müsse sich selbst vergewissern, ob die Pflanzenteile, die er aus den Kübeln zupft, tatsächlich „zum Verzehr geeignet sind“. Beispielsweise seien bei den Tomaten lediglich die Früchte, nicht aber die Blätter essbar.

Ulrike Linge ist bei der Stadt Esslingen für die Sommerbepflanzung zuständig. Sie versuche Jahr für Jahr Abwechslung in die urbane Flora zu bringen. Seit etwa vier Jahren gehöre für sie auch dazu, den Menschen ab und an zu zeigen, dass nicht nur Blumen sondern auch Nutzpflanzen „ganz hübsch anzusehen“ seien, sagt Ulrike Linge. Sporadisch würden deshalb Beete im Stadtzentrum, beispielsweise vor dem Technischen Rathaus in der Esslinger Ritterstraße mit Kräutern und Gemüse bepflanzt. Sie habe dieses Mal unter anderem toskanischen Kohl, „bienenfreundliches“ afrikanisches Basilikum, Minze, Kresse, Mangold und Amarant ausgewählt, so Ulrike Linge.

In Esslingen gibt es keine Verzehr-Empfehlung

Im Gegensatz zu den Kübeln im Scharnhauser Park stehe für sie allerdings „das Ernten und Essen“ des Grünzeugs nicht im Vordergrund. Sie würde sogar „komisch schauen“, wenn die eigentlich essbare Pflanzenpracht abgeerntet wäre, sagt Ulrike Linge. Denn zum Verzehr empfiehlt sie diese ohnehin nicht. Denn – anders als in Ostfildern – seien Beete und Rabatten bepflanzt, die beispielsweise für Hunde zugänglich seien. „Ich weiß nicht, ob ich die Kohlrabi essen wollte“, gibt die Mitarbeiterin des Esslinger Grünflächenamts zu.

Und sie räumt auch ein, dass die Stadt Andernach als absolute Vorreiterin dieser funktionalen Art der Flächenverschönerung gilt. Sie biete zu der Bewirtschaftung mit Essbarem sogar eine Bürgerbeteilugng an und habe sich den Titel „essbare Stadt“ redlich verdient.