Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) wirft seinen Hut im Wahlkreis Nürtingen erneut in den Ring. Foto: AFP/THOMAS KIENZLE

Rund 200 neue Mitglieder hat der Esslinger Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen in den vergangenen zwei Jahren hinzugewonnen. Mit diesen Rückenwind geht die Partei in den Landtagswahlkampf.

Esslingen - Die Esslinger Grünen schwimmen auf der Erfolgswelle. In den vergangenen beiden Jahren hat der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen nahezu 200 Neuzugänge verzeichnet. Mit dem Zuwachs um rund 50 Prozent und jetzt 600 Mitgliedern hat der Esslinger Verband damit eigenen Angaben zufolge den Kreisverband Ludwigsburg überholt – und liegt nach den Metropolen Stuttgart und Freiburg jetzt auf Platz drei der mitgliederstärksten Grünen-Verbände in Baden-Württemberg.

Mit dem Rückenwind der Basis hoffen die Esslinger Kreisgrünen, bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr alle drei Direktmandate in den Landkreis-Wahlkreisen zu verteidigen. Personell sieht sich die Partei dabei bestens aufgestellt. Bei den Nominierungsveranstaltungen am 5. März für den Wahlkreis Esslingen (Bürger- und Mehrgenerationenhaus in der Pliensauvorstadt), am 26. März für den Wahlkreis Kirchheim (Stiftscheuer Kirchheim) und am 19. Mai für den Wahlkreis Nürtingen (Filderhalle Leinfelden-Echterdingen) treten die drei Landtagsabgeordneten, die schon bei der Wahl vor vier Jahren erfolgreich waren, geschlossen wieder an. Mit dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann in seinem angestammten Wahlkreis Nürtingen/Filder, mit dem Fraktionsvorsitzenden der Partei im Stuttgarter Landtag, Andreas Schwarz, im Wahlkreis Kirchheim und mit seiner Stellvertreterin, Andrea Lindlohr, im Wahlkreis Esslingen schickt der Kreisverband drei politische Schwergewichte in den Wahlkampf – sofern sie in den kommenden Wochen auch von der Basis grünes Licht bekommen.

Zufallsbürger sollen ebenfalls zu Wort kommen

Die Parteimitglieder werden ihren Abgeordneten auch eine Reihe von programmatischen Hausaufgaben mit ins Landesparlament geben. Bei dem mehrstufigen Verfahren, das der Aufstellung des Landtagswahlprogramms zugrunde liegt, will der Kreisverband auf das Beteiligungsformat der Zufallsbürgerinnen- und bürger zurückgreifen. Dabei wird ein Personenkreis willkürlich aus dem Telefonbuch ausgewählt und hat die Möglichkeit, seine Vorstellungen in den Entscheidungsprozess mit einzubringen. Der Wahlkreis Nürtingen ist einer von vier Pilotwahlkreisen im Land, in dem die Zufallsbürger im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung ihre Vorstellungen dann gemeinsam mit dem Wahlkreisabgeordneten Winfried Kretschmann abschließend ausloten und formulieren können.

„So stellen wir sicher, dass in unserem Parteiprogramm nicht nur die Innensicht, sondern auch die Perspektive von außen zur Geltung kommt“, sagte Stephanie Reinhold, die Sprecherin des Kreisvorstands, anlässlich der Jahrespressekonferenz 2020 der Grünen in Esslingen.

Schwerpunkt im Landkreis: Integriertes Klimakonzept

Ein gewichtiges Wörtchen mitreden will auch die Grüne Jugend. Vor drei Jahren in Esslingen gegründet, ist die Nachwuchsorganisation mittlerweile in fünf Ortsgruppen vor allem in den Großen Kreisstädten aktiv. Vorrangig beim Umweltschutz, bei der Jugendbeteiligung und in der Verkehrspolitik will der Grünen- Nachwuchs Einfluss auf das Wahlprogramm nehmen, kündigt Nicolai Boldt, der Sprecher der Jugendorganisation, an.

In der Kreistagsarbeit liegt der Schwerpunkt der Grünen in der kritischen Begleitung und Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzepts, das der Kreistag im Frühsommer verabschieden will. „Wir werden darauf achten, dass die dort benannten Maßnahmen auch mit Geld unterlegt und verwirklicht werden“, kündigt die Grünen-Fraktionschefin Marianne Erdrich-Sommer an. Ein zweiter Arbeitsschwerpunkt wird ihren Worten zufolge die Vorarbeit zum Nahverkehrsplan sein, der im kommenden Jahr verabschiedet wird. Dabei wollen die Grünen vor allem darauf achten, dass auch in den verkehrsarmen Zeiten die Busse von den S-Bahnhalten aus die Fläche bedienen.