Wenn sich Menschen im Hof des Kommas aufhalten, stört das die Gäste des Hotels Eco-Inn, das in direkter Nachbarschaft liegt. Foto: Rudel

Die Kultkneipe „fünf bis neun“ des Jugendhauses Komma hat bis auf weiteres geschlossen. Als Grund geben die Betreiber die Beschwerden von Hotelgästen und dem Betreiber des Hotels Eco-Inn an. Beide Seiten reden nicht mehr miteinander.

Esslingen - Seit vergangenem Freitag tobt ein Shit-Storm gegen das Esslinger Hotel Eco-Inn auf dem sozialen Netzwerk Facebook . An diesem Tag hatte der Betreiber Michael Belthle angekündigt, dass er das „fünf bis neun“, das Lokal des Jugendhauses Komma, schließen wird. Als Grund für diese Entscheidung nannte er den Ärger mit dem Ordnungsamt, den er auf die Beschwerden von Gästen des Eco-Inns und des Hotelmanagers Thomas Puchan zurückführt. Diese Ruhestörungen entstehen im Hof des Kommas, wenn sich dort Konzertbesucher unterhalten. Von 23 Uhr an muss laut Polizeivorschrift Nachtruhe herrschen, was sich mit Konzerten und Partys, die oft erst gegen 23 Uhr anfangen, schlecht verträgt. Bislang hat das Ordnungsamt eine tolerante Linie gefahren, doch nun wurden stärkere Kontrollen angekündigt.

„Mit diesem Druck des Hotelbetreibers und den ständigen Beschwerden, hat es keinen Sinn mehr weiterzumachen“, sagt der Ingenieur Michael Belthle, der mit einem Partner das „fünf bis neun“ führt. Doch dieses Lokal ist keine x-beliebige Kneipe. In den Anfangsjahren, wo es noch unter „Collage“ firmierte, war es ein fester Teil des pädagogischen Konzeptes des Jugendhauses Kommas, und es standen sogar Sozialarbeiter am Zapfhahn.

Weil es das einzige Lokal ohne Konsumzwang in Esslingen ist, hat es ganze Generationen von Esslingern sozialisiert. Auch Michael Belthle hat sich dort als Student ein paar Mark dazu verdient und führt das Lokal neben seinem Beruf in den Nebenstunden weiter, „weil es für Esslingen wichtig ist.“ Die Mitarbeiterin Anja Manz sagt, „wir wollen den Jugendlichen nach uns die Perspektiven geben, die wir einst hier hatten“. Sie ist jetzt ebenso arbeitslos wie die acht anderen Mitarbeiter des Lokals.

Nicht nur für Markus Benz, den Leiter des Stadtjugendrings, auch für Andreas Jacobson, den Leiter des Kommas, steht jetzt die Existenz des Jugendhauses auf dem Spiel. „Wenn wir wegen der ständigen Beschwerden keine Großveranstaltungen mehr machen können, haben wir keine Einnahmen mehr, mit dem wir unseren Betrieb finanzieren können“, sagt Jacobson.

Seit 2009 hat das Eco-Inn geöffnet, zunächst als Jugendgästehaus. Anfangs habe man durchaus gedeihlich zusammengearbeitet, sagt Jacobson. Das Komma hatte dem Hotel Eco-Inn Veranstaltungsräume zur Verfügung gestellt, Gäste des Kommas schliefen im Eco-Inn. Doch Thomas Puchan änderte das Konzept des Eco-Inns und beherbergt jetzt eher Geschäftsleute und Radtouristen, die nachts ihre Ruhe wollen. Das Hotel hat ein anerkanntes ökologisches Konzept, ebenso arbeitet es integrativ und beschäftigt immer noch drei Menschen mit Behinderungen. „Wenn ich den Führerschein mache und Auto fahre, dann muss ich mich auch an die Verkehrsregeln halten“, sagt Thomas Puchan, der im Sinne seiner Gäste darauf pocht, dass nach 23 Uhr im Hof Ruhe ist. Die Internet-Attacken bezeichnet er als Geschäftsschädigung, gegen die er vorgehen werde.

Beide Seiten bestätigen, dass es immer wieder Gespräche gegeben habe, und beide Seiten bestätigen auch, dass ein Dialog irgendwann nicht mehr möglich gewesen sei. Nur, wer wen beleidigt haben soll, so dass das Tischtuch schließlich zerschnitten wurde, darüber gibt es höchst unterschiedliche Darstellungen.

Die Stadt hat Kenntnis von dem Streit. „Aufgrund der aktuellen Beschwerden wird es jetzt auf der Ebene der Geschäftsleitung des Hotels Eco-Inn und der Amtsleitung des Ordnungs- und Standesamtes nach den Sommerferien Gespräche geben“, sagt Roland Karpentier, der Pressesprecher der Stadt. Auch Andreas Jacobson hat Lösungsvorschläge ausgearbeitet. Nachdem die Stadt schon rund 5000 Euro in den Schallschutz ins Komma investiert hat, sollte jetzt das Eco-Inn nachrüsten. Er schlägt vor, eine Klimaanlage einzubauen, damit die Hotelgäste im Sommer ihre Fenster geschlossen halten können, dazu wünscht er sich eine tolerantere Haltung des Esslinger Ordnungsamtes.