Fast 40 Jahre alt. Der Esslinger Hochschulbau auf dem Berg Foto: Peter Petsch

Die Hochschule Esslingen (HE) ist zweigeteilt: Unten die ehemalige Fachhochschule für Technik (FHTE), oben die frühere Fachhochschule für Sozialwesen (hfs). Jetzt wird geprüft, den oberen Teil zwischen Bahnhof und Studentenwohnheim zu verlegen.

Die Hochschule Esslingen (HE) ist zweigeteilt: Unten die ehemalige Fachhochschule für Technik (FHTE), oben die frühere Fachhochschule für Sozialwesen (hfs). Jetzt wird geprüft, den oberen Teil zwischen Bahnhof und Studentenwohnheim zu verlegen.

Esslingen - Offiziell ist noch gar nichts, Wilhelm-August Buckermann, Professor für Kommunikation an der HE, nennt es noch Gedankenspiele. Und doch befasst sich seit einigen Monaten das Finanzministerium mit der Idee – wenn bisher auch ohne Ergebnis. Immerhin könnte das Land, wenn es sich dazu durchringt, den Standort oben auf dem Berg an der Flandernstraße aufzugeben, Renovierungskosten von rund 50 Millionen Euro sparen. So viel, das haben erste Schätzungen ergeben, würde die Sanierung des 1974 einweihten Baus kosten. „Es gibt Lecks im Dach, die schwierig zu renovieren sind“, sagt Buckermann, schon wegen der Dachaufbauten. Der Brandschutz ist ebenfalls nicht mehr zeitgemäß, wenn auch nicht so ineffektiv, „dass wir sofort raus müssen“. Es gebe eine Renovierungsrückstau, der im laufenden Betrieb nur sehr schwer zu machen wäre: „Das würde eine Störung über mehrere Jahre hinweg bedeuten.“

Wer genau auf die Idee kam, diesen Teil der Hochschule auf die frei gewordene Fläche des ehemaligen Güterbahnareals zu verlegen, weiß Buckermann nicht einmal mehr genau. Auf jedenfalls findet Rektor Christian Mearcker sie bestechend. Schon wegen der viel besseren Verkehrsanbindung. Bisher pendeln täglich 1000 Studierende der Sozialwissenschaften und weitere 150 bis 200 aus dem IT-Bereich, dazu Professoren und Beschäftigte von Zug oder S-Bahn weiter mit dem Bus hinauf in die Flandernstraße. Am neuen Standort hätten sie es nur noch ein paar Minuten zu Fuß. Ebenso gering wäre die Distanz zum frisch bezogenen neuen Studentenwohnheim auf dem ehemaligen Hengstenberg-Gelände.

Buckermann ist überzeugt, dass auch das Studentenwerk von dem Umzug profitieren würde. Von dort war am Freitag allerdings keine Stellungnahme zu bekommen. Buckermann weist aber darauf hin, dass die derzeitige Mensa an der Flandernstraße überdimensioniert und nur schwer zu bewirtschaften sei. Energetisch sei das eine große Belastung. Auch sei die Kindertagesstätte nicht immer voll belegt.

Neue Mensa auf dem Campus

An der HE sind derzeit rund 6000 Studenten eingeschrieben, rund 1500 am Standort Göppingen. Rund 3000 studieren am Hauptsitz an der Kanalstraße, die in den vergangenen Jahren sukzessive renoviert und ausgebaut wurde. Auf dem Campus wurde eine neue Mensa aufgebaut, 2014 soll ein zusätzliches Laborgebäude erstellt werden. Eine Zusammenlegung beider Häuser auf dem Güterbahngelände scheidet deshalb aus. Dennoch würden bei einem Umzug des oberen Teils die Standorte enger zusammenrücken.

Größtes Interesse, dass die Pläne der Hochschule realisiert werden, hat auch die Stadt: Vielen Besuchern erscheint der doch sehr dominante Gebäudeblock an der Flandernstraße von der Ferne als städtebaulicher Fremdkörper. Viel verlockender noch als eine Verbesserung des Stadtbilds ist die Chance, dort Bauland in exponierter Lage zu schaffen: Würde der fast 40 Jahre alte Betonbau abgebrochen, könnten über der Esslinger Burg einige hundert Wohneinheiten entstehen. Diese Chance wäre für Esslingen einmalig. OB Jürgen Zieger hat seit Beginn seiner Amtszeit immer wieder neue Wohnbaugebiete voran gebracht, allerdings kaum großflächige, weil Bürgerproteste und Naturschutzauflagen dies verhinderten.

Der Esslinger Landtagsabgeordnete Wolfgang Drexler (SPD) will sich ebenfalls für den Umzug stark machen. Natürlich müsse dabei auch das Land Gewinner sein. Er wünscht sich deshalb als Entscheidungsgrundlage eine kaufmännische Rechnung, in der eine 40-jährige Laufzeit für ein neues Gebäude eingerechnet sein soll genauso wie der schlechte Energiestandard im Altbau. Drexler geht davon aus, dass ein Neubau unterm Strich wirtschaftlicher wäre. Mit einer Berechnung durch das Finanzministerium rechnet er im Frühjahr. Drexler sieht es als einmalige Chance für Esslingen, in dieser Lage ein schon erschlossenes Baugebiet ausweisen zu können. „Damit geht der Druck zurück, dass sich die Stadt weiter in den Grünbereich ausdehnen muss.“