Eine Bürgerinitiative versucht, die Bebauung des Greut zu verhindern. Foto: Horst Rudel

Das Büro Ökoplana bekräftigt seine Einschätzung, dass zwischen Alexanderstraße und Gollenholzweg gebaut werden kann.

Esslingen - Wie wichtig ist das Gewann Greut für die kalte Luft in der Innenstadt? Diese Frage ist der Knackpunkt in der Diskussion um die geplante Bebauung zwischen Gollenholzweg und Alexanderstraße im Esslinger Norden. Dort sollen vor allem einmal Flüchtlinge unterkommen,

In der Sitzung des Technischen Ausschusses des Esslinger Gemeinderates am Mittwoch hatte die von der Stadt beauftragte Firma Ökoplana das Wort. Sie wiederholte in dieser Sitzung, was sie schon zu Beginn der langen Diskussion um das Baugebiet gesagt hatte. Zwar werde im Greut selbst die Menge an kalter Luft um etwa 60 Prozent durch eine Bebauung verringert, doch würden diese 60 Prozent in der Masse der kalten Luft, die insgesamt über das Geiselbachtal in Richtung Innenstadt ströme, nur etwa ein Prozent ausmachen. Dieses eine Prozent weniger kalte Luft bei Nacht, „das spüren sie nicht“, sagte der Vertreter von Ökoplana im Ausschuss.

Damit ist Ökoplana auf genauem Gegenkurs eines Gutachtens, das die Gegner in Auftrag gegeben hatten. In diesem Gutachten nämlich war etwas ganz anderes herausgekommen. Es deckte sich auch mit allen Gutachten der Vergangenheit, schließlich hatte die Stadt mehrfach versucht, das Greut zu bebauen, war aber jedesmal gescheitert, weil dem Greut eine wichtige Funktion in der Entstehung von kalter Luft bei Nacht zubemessen wurde. Das Gegengutachten hatte auch methodische Fehler in dem Zahlenwerk von Ökoplana bemängelt. In der Sitzung versuchte der Vertreter von Ökoplana, die Vorwürfe zu entkräften.

Ein Kritikpunkt war, dass Ökoplana bei seiner Windmessung auf Zahlen aus dem Jahr 2002 zurückgegriffen hätte, und diese seien überholt. Ökoplana rechtfertigte sich damit, dass seit 2002 in der fraglichen Gegend kaum etwas gebaut worden sei, und deswegen auch keine Änderung eingetreten sein könne. Auch wurde bemängelt, dass das Büro Ökoplana nach einer alten Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure für Kaltluft gerechnet habe, diese Richtlinie sei jedoch in Überarbeitung. Die Antwort von Ökoplana war, dass die Richtlinie zwar in Bearbeitung aber noch gültig sei. Weil die Beeinträchtigung sowieso nur ein Prozent betrage, seien auch bei einer neuen, schärferen Richtlinie keine Probleme zu erwarten.

Ketzerisch fragte Carmen Tittel, die mit der grünen Gemeinderatsfraktion gegen das Baugebiet ist, warum man dann nicht alles mit Wohnungen zupflastern würde, wenn sich das Greut ohnehin nicht ökologisch auf das Klima in der Innenstadt auswirken würde.

Auf diese rhetorische Frage bekam sie keine Antwort, wohl aber Einzelheiten zur Ausgestaltung des Wohngebietes. Die Auswirkungen sollen nach dem Willen der Stadtverwaltung gemildert werden, durch eine ökologische Bebauung. Wenn gebaut wird, werden aller Voraussicht nach zwei- bis dreistöckige Stadthäuser errichtet mit einer Dachbegründung. Die Grünflächen müssen ökologisch angelegt sein und auf Kaltlufterzeugung ausgelegt, das Mittel der Wahl sei es hier, Bäume zu pflanzen, sagte der Sprecher von Ökoplana.