Klaus Hummel, Sylvia Greiffenhagen, Susanne Lüdtke und Ruth Mack (von links) kämpfen für die Stadtbücherei. Foto: Ines Rudel

Der neue Vorstand des Fördervereins der Stadtbücherei will sich intensiv für die zeitnahe Sanierung und die Erweiterung der Bildungseinrichtung in der östlichen Altstadt einsetzen – und sucht das Gespräch mit den Fraktionen im Gemeinderat.

Esslingen - Wir kommen genau zum richtigen Zeitpunkt.“ Sylvia Greiffenhagen lacht. Die Esslinger Professorin hat zum Jahreswechsel den Vorsitz des Fördervereins der Stadtbücherei übernommen. Sie will mit ihren ebenfalls neu gewählten Vorstandsmitstreitern – Susanne Lüdtke, Klaus Hummel und dem Fördervereingründungsmitglied Ruth Mack – dafür sorgen, dass so schnell wie nur irgend möglich eine gute Lösung für die Stadtbücherei gefunden wird.

„Wir machen zunächst einmal Lobbyarbeit“, beschreibt Susanne Lüdtke die Aufgabe, die sich der rund 45 Mitglieder zählende Verein gestellt hat. Die Bücherei sei die von den Bürgern am meisten genutzte, aber am wenigsten wahrgenommene Esslinger Kultureinrichtung. Täglich kämen bis zu 1000 Bücherfreunde in den Bebenhäuser Pfleghof: Aber, so Lüdtke, „die Bücherei ist ein so selbstverständlicher Bestandteil des städtischen Kulturlebens, dass man sie und ihre Probleme gar nicht mehr wahrnimmt.“

Seit 1989 nur noch Schönheitsreparaturen

Die sind mittlerweile gewaltig. Dass es in das Dach in dem Haus in der Heugasse hineinregnet, ist da eher schon ein kleineres Thema. Seit die Bücherei 1989 – also lange vor der medialen Revolution – in den Bebenhäuser Pfleghof gezogen ist, ist dort außer einigen Schönheitsreparaturen nichts mehr geschehen. „Es fehlen die Leitungen für einen zeitgemäßen Internetanschluss, die Bücherei ist nicht barrierefrei, es gibt kein warmes Wasser und keine Jalousien“, zählt der SPD-Stadtrat Klaus Hummel einige Missstände auf. „Immer mehr Schüler und Studenten kommen in die Bücherei. An manchen Tagen ist sie das größte Jugendhaus der Stadt. Die jungen Menschen brauchen mobile Arbeitsplätze, aber auch Ruhezonen und Räume, in den Gruppen zusammenarbeiten können“, fügt Sylvia Greiffenhagen hinzu. All das könne die Bücherei aus Platzmangel nicht bieten. Optimalerweise rechne man 60 Quadratmeter Büchereifläche pro 1000 Einwohner. In Esslingen sind es 22,6 Quadratmeter.

Die Hoffnung, dass der neue Vorstand zum richtigen Zeitpunkt seine Aufgabe übernimmt, stützt Sylvia Greiffenhagen auf die Aussage des Esslinger Oberbürgermeisters Jürgen Zieger. Der hat in mehreren Interviews zum Jahreswechsel angekündigt, dass spätestens bis zur Sommerpause ein Grundsatzbeschluss fallen soll, wie es mit der Bücherei weitergehen soll.

Auch ein Neubau ist denkbar

Auch ein von der CDU ins Spiel gebrachter Neubau zwischen der Kies- und der Küferstraße wolle man gerne prüfen, sagt Sylvia Greiffenhagen. Man fürchte aber, dass die Verwirklichung eines solchen Projekts 12 bis 15 Jahre dauern werde. Das sei definitiv zu lang – und würde wohl auch zu teuer. Denn über einen derart langen Zeitraum sei die Bücherei unter den aktuellen Bedingungen nicht weiterzuführen. Zusätzlich zu den Neubaukosten kämen noch millionenschwere Sanierungen in der Heugasse.

Deshalb und auch wegen des einmaligen Ambientes in der östlichen Altstadt favorisieren die Fördervereinsmitglieder ein wenig den Ausbau des bisherigen Standorts. Die dringend benötigte Erweiterung lasse sich sowohl im Bebenhäuser Pfleghof – dort werden bisher nur zwei der vier Geschosse für die Bücherei genutzt – als auch im Nachbargebäude realisieren. Es sei ein Unding, dass die Stadt dieses bereits vor Jahren gekauft habe, es nun aber leer stehe und langsam verfalle.

Der neue Vorstand des Fördervereins hat deshalb in den kommenden Wochen Gespräche mit allen Fraktionen des Gemeinderats vereinbart, um auf die Not der Stadtbücherei hinzuweisen. Sollte sich die Entscheidung, wie es weitergeht, über den Sommer hinaus verzögern, wollen die Förderer mit außergewöhnlichen Aktionen die Öffentlichkeit mobilisieren. Ideen gebe es schon viel, schmunzelt Sylvia Greiffenhagen. Man werde sie aber erst zum gegebenen Zeitpunkt veröffentlichen.