Die Steinmetze wechseln zerstörte Steine aus den Natursteinbögen aus. Foto: /Horst Rudel

Steinmetze und Maurer sanieren zur Zeit die Pliensaubrücke. Ende des nächsten Jahres soll sie fertig sein.

Esslingen - Mit vier Kollegen ist der Esslinger Steinmetz Constantin Baki zur- zeit auf der Pliensaubrücke unterwegs. Die Steine in der ältesten Brücke Baden-Württembergs sind erodiert. Die Mauerfugen sind undicht geworden und lassen Wasser ein, das Salz von der B 10 hat dem Mauerwerk geschadet. Zwei Jahre lang wird sie saniert.

Viel hat die Esslinger Pliensaubrücke in den letzten 800 Jahren erduldet, die schlimmsten Schäden erlitt sie im 20. Jahrhundert: die Sprengung einiger Bögen im Zweiten Weltkrieg, der Teilabriss in den 1960er Jahren für die Schiffbarmachung des Neckars. Die Brücke trug 800 Jahre lang geduldig Menschen, Tiere, Fuhrwerke, Autos, Lastwagen und bis in die 1970er Jahre die Straßenbahn auf die Filder.

Bis vor wenigen Monaten konnte man ihr die vielbewegte Geschichte noch ansehen, der Brückenbelag war ein Sammelsurium aus Asphaltflecken, Schienen und Kopfsteinpflastern. Jetzt kann man schon erahnen, wie der Brückenbelag bald aussehen wird. In der Mitte erhalten die Radler eine schnelle Spur, und am Rand werden die Fußgänger gehen.

Steine aus Waldenbuch und Pliezhausen

Damit sich auch die restaurierten Brückenteile in das Gesamtbild fügen, verwendet Constantin Baki Steine aus demselben Stubensandstein, der auch vor 800 Jahren eingebaut wurde. Er deckt seinen Bedarf aus zwei Steinbrücken in Waldenbuch und Pliezhausen. Selbst der Mörtel soll sich dem ockergelben Stein anpassen und ist dementsprechend gefärbt. „Wir haben alle Materialien, die wir verwenden, dem Landesdenkmalamt vorgelegt und es prüfen lassen“, berichtet Baki. Gerade arbeiten die Steinhauer an den beiden unproblematischen Steinbögen an den Rändern der Brücke. Im nächsten Jahr wird es aber spannend: Weil die Planer der 1960er Jahre für die Schiffbarmachung den Neckar begradigt und verschmälert hatten, führen auch die Fahrspuren der B 10 unter Esslingens Vorzeigebrücke hindurch. In einem zweiten Bauabschnitt werden auch diese Bögen über der B 10 ausgebessert, was erhebliche Anforderungen an die Sicherheit der Baustelle stellt. Die ausführende Architektin Ellen Kindl plant dazu, einen hölzernen Tunnel über die Fahrspuren der B 10 zu bauen, damit Autofahrer vor herabfallenden Steinen oder Werkzeugen geschützt sind.

Jetzt hat die Stiftung Denkmalschutz mit Mitteln der Glücksspirale ihr Scherflein zum Brückenbau beigetragen. Am Dienstag übergab sie der Stadtverwaltung einen Scheck von 100 000 Euro, dieses Geld ist allein für die Natursteinbögen vorgesehen, denn die Stiftung Denkmalschutz fördert nur Historisches. Weil zur Brücke alle Arten von Versorgungsleitungen und der neue Belag dazugehören, muss die Stadt weit tiefer in die Tasche greifen. Etwa 2,2 Millionen Euro kostet die Renovierung der Pliensaubrücke insgesamt. Wenn die Arbeiten im Plan bleiben, dann werden Constantin Baki und seine Männer noch bis zum Ende des nächsten Jahres gut zu tun haben. Dann wird die Sanierung abgeschlossen sein und ein neues Kapitel des 800 Jahre alten Bauwerks kann aufgeschlagen werden.