In gelöster Atmosphäre bringt der StZ-Redaktionsleiter Kai Holoch (rechts) seinen Gast Wieland Backes in Fahrt. Foto: Horst Rudel

Normalerweise stellt Wieland Backes die Fragen. Diesmal hat er Rede und Antwort gestanden und dabei auch auf seine neue Rolle als Esslinger Bühnenschauspieler neugierig gemacht.

Esslingen - Das Publikum liebt Wieland Backes, und Wieland Backes steht gerne im Rampenlicht. Diese Konstellation hat mehr als 80 Fans des Fernsehmoderators am Dienstag in der Reihe „StZ im Gespräch in Esslingen“ einen unterhaltsamen Abend beschert. Mit dem Esslinger Redaktionsleiter Kai Holoch plaudert der 69-Jährige über seine TV-Karriere und die neue Herausforderung als Schauspieler an der Württembergischen Landesbühne Esslingen.

Wieland Backes tritt auf der Höhe seines Erfolgs kürzer

An Schlagfertigkeit und Witz fehlt es Backes, der sein letztes „Nachtcafé“ vor knapp einem Jahr moderiert hat, wahrlich nicht. „Wie erklären Sie sich auch nach dem Fernseh-Ausstieg Ihre ungebrochene Popularität?“, fragt Holoch. „Sie meinen, weil heute fünf Leute gekommen sind?“

Doch Spaß beiseite. „Ich wollte immer einen Abschied im Erfolg“, erklärt der Redaktionsgast den StZ-Lesern seinen geordneten und schrittweisen Rückzug. Denn sein stets sonntags ausgestrahltes Fernseh-Ratespiel „Ich trage einen großen Namen“, in dem regelmäßig die Nachkommen berühmter Vorfahren auftreten, produziert und moderiert Wieland Backes wie gewohnt weiter.

Selbstzweifel stehen am Beginn der Karriere

Dem souverän und charmant auftretenden 69-Jährigen ist Talent in die Wiege gelegt worden. Ohne diese Grundbegabung hätte er seinen Weg nicht einschlagen können, blickt Backes zurück. Seinen ersten Bühnenauftritt hatte er im Kindergartenalter als Indianerjunge in einem von seinen Eltern inszenierten Stück. Als 16-Jähriger drehte er dann seinen ersten kurzen Spielfilm, der denn auch in seiner damaligen Heimatstadt Backnang im Kino lief. „Es war ein großer Erfolg“, schmunzelt Backes voller Selbstironie. Einerseits ist er in den 1970er-Jahren von Talkshows wie „Je später der Abend“ mit Dietmar Schönherr fasziniert. Andererseits plagen ihn auch Zweifel: „Ich hatte Angst unterzugehen, wenn ich das als Beruf ergreife.“

Wieland Backes begibt sich daher zunächst auf ein anderes Gleis. Er studiert in Stuttgart Chemie und Geografie, anschließend promoviert er. „Da habe ich dann zu meinem Doktorvater gesagt: , Ich könnte zu der Doktorarbeit doch einen Film produzieren.‘“ Der Mentor hatte nichts dagegen. Fortan war Backes für die Wissenschaft verloren, dafür ging es beim Südwestfernsehen auf der Karriereleiter zuerst als Reporter, Redakteur, Abendschau-Chef und dann Moderator ziemlich steil bergauf.

Der Profi bildet Nachwuchsmoderatoren aus

Sein Wissen gibt der Profi weiter. An der Stuttgarter Hochschule der Medien bildet er seit einigen Jahren Nachwuchsmoderatoren aus. An seine eigenen ersten Gehversuche erinnert sich Backes noch gut. Etwas verkrampft sei er gewesen, so wie fast jeder am Anfang in diesem Metier. Dann komme es darauf an, vor der Kamera die Lockerheit zu gewinnen. Wer dann noch politisches Interesse, Keckheit und Neugierde an den Tag legt, besitzt gute Startvoraussetzungen für den TV-Journalismus. Backes ist neugierig. Meist könne er sich schon nach zehn Minuten ein relativ aussagekräftiges Bild von seinem Gegenüber machen, gibt er in den Redaktionsräumen preis. „Übrigens, wie steht’s eigentlich mit Ihrer Ehe?“, witzelt Backes en passant mit seinem Gastgeber Holoch.

Auch ein alter Hase wie „Mister Nachtcafé“ ist vor Überraschungen nicht gefeit. Mit einem unguten Gefühl erinnert er sich an ein „Nachtcafé“ im März 2014, als die vor zehn Jahren im Irak entführte Susanne Osthoff als Gast mitten in der Sendung aufstand und ging. Erfrischend komisch hingegen war sein Versprecher in einer Sendung über Adlige unter anderem mit Carl Herzog von Württemberg, Frederic von Anhalt und Jutta Ditfurth. Die ebenfalls eingeladene Beatrice Herzogin von Sevilla begrüßte er mit den Worten: „Herzogin von Sevilla, Sie stammen ja aus einem ehrwürdigen Gestüt.“ Ups. „Geschlecht hätte es heißen sollen“, erzählt der Redaktionsgast amüsiert.

Bühnenfach wirkt wie eine „Frischzellenkur“

Ein engagiertes Redaktionsteam, interessante Gäste und Respekt bis hin zur Demut gegenüber dem Publikum sind für Backes wichtige Erfolgsfaktoren gewesen. Diese Verbundenheit mit dem Publikum zeigt Backes auch in seinem Schauspiel-Debüt in „Der Scheriff von Linsenbach“. Vom Landesbühnen-Intendanten Friedrich Schirmer an die WLB geholt, empfindet der kameraerfahrene Altmeister seine neue Rolle als eine Art „Frischzellenkur“. „Verärgere nie dein Publikum, es wäre dein Tod“: diesem Motto ist Wieland Backes stets treu geblieben – auch beim StZ-Besuch. Die Zuhörer im Palmschen Bau sind mit dem Auftritt eines bestens aufgelegten TV-Lieblings belohnt worden.