Direkt vor den Gebäuden an der Berkheimer Straße läuft die B 10. Foto: Michael Steinert

Wolfgang Drexler lädt den Regierungspräsidenten ein – um ihn von einer Lärmschutzwand zu überzeugen.

Esslingen - Die Fachwerkhäuser entlang der B 10 in der Pliensauvorstadt sind schön – aber auch schön laut ist es. Deswegen kämpft der SPD-Politiker und Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler für eine Lärmschutzwand an dieser Stelle. Wie er in einer am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung schreibt, habe er einen erneuten Vorstoß für Lärmschutzmaßnahmen unternommen und den Stuttgarter Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer zu einer Ortsbesichtigung eingeladen. Drexlers Argument lautet: Damit diese einzigartigen Jugendstil-Häuser auch in Zukunft erhalten werden können, müssen sie bewohnt bleiben. Dadurch bedarf es aber einer Lärmschutzwand, um die Eigentümer oder Mieter zu schützen.

Drexler spricht in der Mitteilung von „einer Häuserzeile“, im Grunde sind es aber regelrechte Villen, die den mittelalterlichen Baustil der Esslinger Silhouette nachahmen und mit zahlreichen Türmen, bemalten Fensterläden und Dachgaupen mehr wie Burgen aussehen als Wohnhäuser. Die Villen wurden vor etwa hundert Jahren gebaut und bildeten in ihrer Gesamtheit einen repräsentativen Stadteingang, der genau zu Esslingen passte. Entworfen hat die Häuser der Esslinger Architekt Albert Benz. Umgeben war das Ensemble von schönen Gärten. Was man damals nicht voraussehen konnte war, dass diese baulichen Schönheiten dem Verkehr geopfert würden. Die vierspurige B 10 verläuft jetzt entlang der Häuserzeile, nur durch ein paar Leitplanken und die Berkheimer Straße als Zufahrtsstraße getrennt.

Im Lärmkonturenplan der Stadt könne man sehen, dass diese Häuserzeile der am meisten belastete Bereich von Esslingen ist, heißt es in Drexlers Pressemitteilung. Verschiedene Lärmschutz-Varianten wurden im Verkehrsministerium geprüft, insbesondere einer Variante wird dabei nun „vertieft nachgegangen“, berichtet Drexler, und das ist eben die Lärmschutzwand. Drexler hofft, dass Reimer, wenn er die baulichen Schönheiten der Villen sieht, sich leichter zu einer Genehmigung von Lärmschutz durchringen könnte, heißt es in der Mitteilung weiter.

Albert Benz war ein fähiger Architekt, der den Bahnhof im chinesischen Nanjing errichtete, und der auch in den USA verschiedene Fabrikbauten plante. Er starb als Widerstandskämpfer 1944 unter nie ganz geklärten Umständen während eines Transports in das KZ Sachsenhausen.