Der Sozialminister Manne Lucha (Grüne) informierte sich über die Arbeit des Esslinger Hospizes. Auf seiner Sommertour begleiteten ihn unter anderem seine Frau Ulrike Konstanzer-Lucha (rechts) und die Landtagsabgeordnete Andrea Lindlohr. Foto: Ines Rudel

Der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha empfindet beim Besuch der Einrichtung „gelebte Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe“. Seit der Eröffnung im April 2014 ist im Esslinger Hospiz mehr als 500 Menschen ein würdevolles Sterben ermöglicht worden

Esslingen - Als eine „Insel der Menschlichkeit und des gesellschaftlichen Zusammenhaltens“ hat der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha (Grüne) am Dienstag das Esslinger Hospiz bezeichnet. Zu dieser Überzeugung ist der Politiker bei einem Rundgang durch die Einrichtung in der Keplerstraße in Oberesslingen gekommen, in der Menschen auf ihrem letzen Lebensweg begleitet und umsorgt werden. Seit der Eröffnung im April 2014 ist in dem stationären Hospiz mehr als 500 Menschen ein würdevolles Sterben ermöglicht worden.

Qualifizierung und Schulung sind wichtig

„Wir kommen zu Ihnen, um zu sehen, ob wir auch das Richtige tun“, sagte Lucha bei dem Besuch im Rahmen seiner Sommertour. Davon, dass die Unterstützung durch sein Ministerium, im Esslinger Hospiz auf fruchtbaren Boden fällt, ist der Minister ohnehin überzeugt. Der Dienst an den sterbenden Menschen sei „gelebte Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe“. Das erfordere eben ein hohes Maß an spezieller Qualifizierung und Schulung jener Menschen, die diese Arbeit leisteten.

Susanne Kränzle, die Gesamtleiterin des Hospizes und zudem Vorsitzende des Hospiz- und Palliativverbands Baden-Württemberg, ist mit der Unterstützung durch die Politik, insbesondere des Sozialministeriums zufrieden. Dieses höre zu, frage aber auch nach und sei stets „offen für unsere Anliegen“, sagte Kränzle. Letztlich benötige die Hospizbewegung jemanden, „der unsere Idee umsetzt und sie nicht zuletzt auch finanziert“. Beispielsweise das nächste Projekt des Hospizes Esslingen, bei dem die Erfahrungen des stationären Hauses und der ambulanten Hospizdienste in die diversen Pflegeheime getragen werden sollen. „Wir wissen zwar nicht, wie sterben geht – schließlich ist keiner von uns schon mal gestorben“, sagt Susanne Kränzle, „aber wir begleiten es“. Die dabei gesammelten Erfahrungen erleichterten es Menschen in Pflegeberufen vielleicht, „mit Sterben umzugehen“. Das erfordere natürlich eine qualifizierte Schulung des Hospiz-Pflegepersonals. Wobei das Sozialministerium laut Manne Lucha hilft, denn dieses fördere die Fortbildungsmaßnahmen zur Sterbe- und Trauerbegleitung, für die „ein großes Interesse und ein großer Bedarf“ bestünden, mit 40 Prozent der Kosten, so Lucha, der selbst ausgebildeter Krankenpfleger ist.

25 Pflegekräfte arbeiten in Teilzeit

Der Dekan Bernd Weißenborn freute sich über den Besuch des Ministers im Hospiz, würdige dieser damit doch „die Arbeit der Menschen, die aus diesem Haus das gemacht haben, was es heute ist“. Nämlich ein Haus, in dem „Menschen behütet und in Geborgenheit sterben können“. Die unter der Trägerschaft der Evangelischen Kirche stehende Einrichtung ist Weißenborn zufolge ein „offenes Haus“, das auch nach außen über die Hospizarbeit informiere und die Bürger in dieses Thema mit einbinde.

Im Hospiz Esslingen arbeiten rund 25 Pflegekräfte in Teilzeit, berichtete Sylvia Schulze, die stellvertretende Pflegedienstleisterin. Eine 80-Prozent-Stelle sei das Maximum, mehr sei „nicht leistbar“ angesichts der Herausforderung, die die Arbeit mit sterbenden Menschen bedeute.