Bis das Signal für den S-Bahnringschluss ins Neckartal auf Grün springt, dürften noch einige Jahre ins Land ziehen. Die Verbindung ist möglich, aber teuer. Das hat ein Gutachten ergeben. Foto: dpa

Es ist grundsätzlich möglich, die S-Bahn über die Haltestelle in Neuhausen hinaus ins Neckartal hinein zu verlängern. Allerdings kostet allein der Bau der Trasse einem Gutachten zufolge rund 500 Millionen Euro.

Esslingen - Die gute Nachricht lautet: Es spricht absolut nichts dagegen, die S-Bahn, die voraussichtlich im Jahr 2022 erstmals von Filderstadt-Bernhausen kommend in den dann neuen Endbahnhof nach Neuhausen einfahren wird, in Richtung Neckartal zu verlängern. Alle je nach Trassenführung zwischen zehn und 12,6 Kilometer langen Varianten sind grundsätzlich realisierbar. Dabei ist vom Aufwand her nahezu unerheblich, ob die Filderschiene in Köngen, Unterensingen oder Nürtingen in die Neckartaltrasse eingeschleift wird. Zu diesem Schluss kommt der Gutachter des Verkehrswissenschaftlichen Instituts (VWI) Stuttgart, Stefan Tritschler, der sich im Auftrag des Landkreises Esslingen und der Städte und Gemeinden der Raumschaft Wendlingen des Zukunftsthemas angenommen hat.

Die schlechte Nachricht lautet: Es spricht absolut nichts dafür, dass die S-Bahn in absehbarer Zeit überhaupt gebaut wird. Schon gar nicht die erwarteten Kosten: Je nach Trassenführung hat der VWI-Gutachter den Mittelaufwand in einer ersten Kostenschätzung mit 490 Millionen Euro, 539 Millionen Euro, ja sogar mit 557 Millionen Euro abgesteckt. Unter anderem müsste im Falle einer Realisierung der letzte Kilometer der noch nicht einmal gebauten Strecke durch Neuhausen dann wieder abgerissen werden – weil es nur Sinn macht, die Gemeinde in einem Tunnel zu unterfahren.

Ergebnis fließt in den Regionalverkehrsplan ein

„Das ist ein erster Einstieg in eine nach vorne offene Zeitachse“, kommentierte denn auch Ulrich Fehrlen (FDP) stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen im Finanz-und Verwaltungsausschuss des Esslinger Kreistags das der Ratsrunde vorgestellte Ergebnis. Immerhin aber sollen die Erkenntnisse der Machbarkeitsstudie, für die die Auftraggeber 17 000 Euro ausgegeben haben, in die Fortschreibung des Regionalverkehrsplans einfließen.

„Es geht uns darum, die möglichen Trassen für einen späteren Bau freizuhalten“, erklärt der Esslinger Landrat, Heinz Eininger. Nach der im Ausschuss unwidersprochen gebliebenen Einschätzung des Kreischefs werden die tangentialen Verbindungen in der Region über kurz oder lang zum Thema werden, weil das bisher radial auf Stuttgart ausgerichtete Schienennetz schon jetzt an der Grenze seiner Belastbarkeit angelangt sei. Eine Verbindung, die letztlich aus dem Raum Böblingen über die Filder bis ins Neckartal und weiter in das Hinterland von Kirchheim hinein führen würde, könnte Fahrgäste aus einem großen Einzugsbereich auf die Schiene bringen. Allerdings, so schränkte der Landrat unter Verweis auf die Studie ein, sei die von dem Gutachter an die Wand des Sitzungssaals geworfene Skizze „bislang nicht mehr als ein Strich in der Landschaft“.

Langfristig führt kein Weg an der Verbindung vorbei

„Um die hohen Investitionen zu rechtfertigen, ist ein hoher verkehrlicher Nutzen erforderlich“, hat denn auch Tritschler der Politik mit auf den Weg gegeben. Den zu erheben, darum reißen sich allerdings bisher weder der Verband Region Stuttgart, noch der Landkreis und schon gar nicht die Städte und Gemeinden rund um Wendlingen. Ungeachtet einer noch ausstehenden Kosten-Nutzen-Rechnung war sich die Ausschussrunde allerdings einig, dass an einem S-Bahn-Ringschluss ins Neckartal langfristig kein Weg vorbeiführt. „Es gibt einen hohen Entwicklungsdruck im Filderbereich“, stellte Rainer Lechner (Freie Wähler) fest. Das gelte gleichermaßen für die Bereiche Wohnen, Arbeit und Verkehr.