Sie wollen in die Landessynode ziehen (v. l.). Tobias Geiger, Michael Klein für die „Lebendige Gemeinde“, Andreas Arnold, Markus Brenner für die „Kirche für Morgen“ und Ulrike Sämann und Christoph Schweizer für die „Christen miteinander.“ Foto: /Rudel

Die Kirchenwahl am 1. Dezember soll auch Antworten geben auf das Dauerthema der evangelischen Christenheit in Deutschland, den immer weiter fortschreitenden Mitgliederschwund.

Esslingen/Bernhausen - Drei Gruppierungen sind es, die am Sonntag, 1. Dezember, bei der Kirchenwahl um die Vorherrschaft in der Landessynode kämpfen. Die „Lebendige Gemeinde“, „Christen miteinander“ und die „Kirche für Morgen“. Am Montag haben sich die Kandidaten aus den beiden Kirchenbezirken Esslingen und Bernhausen bei einer Pressekonferenz im Esslinger Dekanat vorgestellt. Die Landessynode ist die gesetzgebende Versammlung in der württembergischen Landeskirche, die auch den Bischof wählt.

Die Synode erlässt Kirchengesetze und wählt den Bischof

Sie ist so etwas wie ein Parlament, „und doch ganz anders“, wie der Wahlleiter Jürgen Wintergerst betonte. Man könne nicht von Parteien oder von einer Mehrheit und Opposition sprechen, ganz schwierig sei es, in den Kategorien „links“ und „rechts“ zu denken. Unterschiede in den inhaltlichen Positionen gibt es doch: Die „Lebendige Gemeinde“ etwa vertritt eher die konservative Fraktion und vereinigt auch die speziell in Württemberg stark vertretenen pietistischen Kreise auf sich. Bei der „Kirche für Morgen“ ist der Name Programm und die „Christen miteinander“ stehen eher in der Mitte. Je ein Theologe und je ein Laie aus jeder Gruppe werden die Anliegen der 91 000 evangelischen Christen in den kommenden sechs Jahren in Stuttgart vertreten.

Auf kirchenpolitischer Ebene geht es vor allem darum, den Prognosen zu begegnen, die eine Freiburger Studie vorhergesagt hat: Dass es nämlich bis 2060 nur noch halb so viele Protestanten in der Bevölkerung geben würde. Schon allein in den letzten Jahren musste das Dekanat Esslingen mit den Folgen des Gemeindegliederschwunds leben. Von 36 Pfarrerstellen wurden sechs abgebaut, die Kirche muss aus Finanzgründen Immobilien abstoßen, was zuletzt etwa beim Blarer-Gemeindehaus in Esslingen von der Kirchenbasis verhindert wurde.

Für die „Christen miteinander“ will der Pfarrer aus Esslingen-Hohenkreuz, der 51-jährige Christoph Schweizer, dem Schwund begegnen durch kirchliche Kontakte zu den Menschen bei den Hochzeiten und Konfirmationen. Die Plochinger Ökotrophologin Ulrike Sämann, 61 Jahre, will die Frauen in der Kirche stärken.

Neue Formen der Kirche sollen helfen

Die „Kirche für Morgen“ reklamiere für sich, das Wahlalter auf 14 Jahre herabgesetzt zu haben, führte der Ostfilderner Landschaftsgärtner Markus Brenner, 51 Jahre, aus. Statt eines geordneten Rückzugs setzte der Filderstadt-Bonlandener Pfarrer Andreas Arnold, 43, auf neue Formate der Kirche.

Die „Lebendige Gemeinde“ stellt mit dem 21-jährigen Plochinger Theologiestudenten Michael Klein den jüngsten Kandidaten. Er findet, dass trotz des Mitgliederschwunds die Kirche ein guter Ort sei, um den Glauben zu leben. Tobias Geiger, 52, Pfarrer in Filderstadt-Sielmingen, will etwa durch den Konfirmandenunterricht die Kirche mehr publik machen.