Die Schülerzahlen an den Gymnasien steigen und G9 könnte das Problem noch verschärfen. Am Esslinger Schelztor ist die Raumnot schon jetzt so groß, dass ab 2026 ein Interimsgebäude aufgestellt werden soll.
Das Gymnasium ist auch in Esslingen seit Jahren die bevorzugte Schulart. Im letzten Schuljahr wechselten hier 55 Prozent der Viertklässler auf eins der insgesamt vier Gymnasien. Beliebt ist vor allem das Schelztor-Gymnasium im Esslinger Norden, das kontinuierlich wachsende Schülerzahlen verzeichnet. Seit dem Schuljahr 2023/24 ist die Schule in den Stufen fünf bis zehn durchgängig vierzügig. Geplant wurde die Schule ursprünglich aber nur für 3,5 Züge. Mit der Schülerzahl wächst auch der Bedarf nach weiteren Räumen wie Klassen- und Lehrerzimmern, Fach- und Aufenthaltsräumen sowie Ganztagsräumen – deshalb will man sich nun mit Containern behelfen.
Die Schule versucht zwar, die bestehenden Zimmer so gut wie möglich zu nutzen. So gibt es etwa im Computerraum nur noch Laptops, um ihn auch anderweitig verwenden zu können. „Alles ist in Doppelnutzung“, so der städtische Schulentwickler Andreas Starz in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Erziehung und Betreuung. Die Schule habe vorbildlich alle Möglichkeiten ausgereizt, die meisten Räume würden eine Belegungsquote von 100 Prozent aufweisen.
Mit der Einführung von G 9 wird der Raumbedarf wohl noch weiter steigen. Ab dem Schuljahr 2032/33 könnten nach städtischer Prognose mindestens vier zusätzliche Räume benötigt werden. Auch neue Wohngebiete im Esslinger Norden dürften die Schülerzahlen wachsen lassen, denn das Schelztor ist eine typische Stadtteilschule, 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler kommen aus der unmittelbaren Umgebung.
Vorbild auf dem VfL-Postgelände
„Die Raumnot am Schelztor gibt es jetzt schon“, betonte Andreas Starz, es müsse unabhängig von G 9 schnell gehandelt werden. Die Klassenstufen 10, 11 und 12 sind Wanderklassen. „Sie verfügen über kein eigenes Klassenzimmer“, so Starz. Abhilfe soll ein Interimsbau schaffen. Vorbild ist der Schulcontainer auf dem VfL-Postgelände in der Pliensauvorstadt für die Schülerinnen und Schüler der Neuen Schule.
Einstimmig hat der Bildungsausschuss nun den Eigenbetrieb Städtische Gebäude Esslingen (SGE) damit beauftragt, einen Entwurf und eine Kostenberechnung für eine Übergangslösung am Schelztor vorzulegen. Geplant ist ein Interim-Modulbau in Holzbauweise mit sechs Klassenzimmern, Aufenthaltsraum und einem Lehrerzimmer. Ob die Container gemietet oder gekauft werden, um sie später an anderen Standorten weiter zu nutzen, soll in die Berechnung einfließen. Geplant ist, dass ein Grundsatzbeschluss im zweiten Quartal 2025 vorliegt. Ab September 2026 könnte der Behelfsbau dann genutzt werden.
Parkplatz oder Wiese? Standort steht noch nicht fest
Eine Diskussion über die Position des Behelfsbaus ließen Schulentwickler Starz und Sozialbürgermeister Yalcin Bayraktar erst gar nicht aufkommen, auch wenn gerade diese Frage den Stadträtinnen und Stadträten in der Sitzung erkennbar auf den Nägeln brannte. Es sei zu früh, sich damit zu beschäftigen. „Der genaue Standort steht noch gar nicht fest“, so Bayraktar. Die SGE hat allerdings eine Fläche auf der östlich angrenzenden Wiese des Parkplatzes an der Barbarossastraße in die engere Wahl gezogen, wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Entschieden sei aber nichts. Am Montag sind die Pläne für das Schelztor-Gymnasium auch Thema im Ausschuss für Bauen, Mobilität und Klimaschutz.
Eine dauerhafte Lösung ist der Interimsbau freilich nicht, zumal aufgrund der Lage der vier Esslinger Gymnasien ein Ausbau von Kapazitäten nur am Schelztor- und am Theodor-Heuss-Gymnasium möglich ist. Georgii- und Mörike-Gymnasium liegen in dicht bebauter Innenstadtlage. Die Stadt möchte deshalb die Pläne für einen Erweiterungsbau südlich des Bestandsgebäudes des Schelztor-Gymnasiums ab dem Schuljahr 2032/33 vorantreiben. Dafür soll es eine Machbarkeitsstudie geben.