An Gemeinschaftsschulen wird gemeinsames Lernen groß geschrieben. Foto: dpa

Die Stadtverwaltung Esslingen will eine gymnasiale Oberstufe einführen und die Gemeinschaftsschule attraktiver machen.

Esslingen - Der Esslinger Gemeinderat soll noch vor der Sommerpause einen Beschluss fassen, der zu einer Neuausrichtung der Schullandschaft in der ehemaligen freien Reichsstadt führen würde. Ein zentraler Bestandteil des von der Stadtverwaltung nun erstmals öffentlich vorgestellten Konzepts ist die Einführung einer gymnasialen Oberstufe an den Gemeinschaftsschulen. Folgt der Gemeinderat dem Vorschlag, dann könnten Schüler dort künftig ihr Abitur machen.

In der Pliensauvorstadt soll es eine neue Realschule geben

Konkret bedeutet dies, dass die Schule Innenstadt künftig als fünfzügige Gemeinschaftsschule mit einer dreizügigen gymnasialen Oberstufe geführt werden soll. Das zweite Element im Papier der Verwaltung betrifft die „Neue Schule Esslingen“. Unter diesem Arbeitstitel ist die Realisierung einer dreizügigen Realschule in der Pliensauvorstadt vorgesehen. Der Start ist zum Schuljahr 2022/2023 geplant. Ob für die „Neue Schule Esslingen“ eine Erweiterung der bestehenden Werkrealschule ausreicht, oder ob ein Neubau die bessere Lösung sein wird, ist noch nicht ausgemacht.

Der dritte Bestandteil des Vorschlags zielt auf Oberesslingen. Dort soll die Realschule Oberesslingen weitergeführt werden, darüber hinaus ist in dem Stadtteil der Standort Lerchenäckerschule als eine weitere eigenständige Realschule vorgesehen. Damit verlässt das Rathaus seine bisherige Linie, diese beiden Standorte gebündelt als nur eine Realschule zu führen.

Eltern sammeln 270 Unterschriften in kurzer Zeit

Die Verwaltung hatte zur „Neuen Schule Esslingen“ eine Expertenkommission eingesetzt. Diese empfahl die Neugründung einer dreizügigen Gemeinschaftsschulemit gymnasialer Oberstufe in der Pliensauvorstadt. In Gesprächen mit dem Schulamt und dem Regierungspräsidium seien dann jedoch „die zunehmend hohen Hürden des Landes zur Neugründung von Gemeinschaftsschulen offenkundig“ geworden, heißt es in einer Stellungnahme des Esslinger Rathauses.

Das jetzt geplante Andocken der gymnasialen Oberstufe an die Gemeinschaftsschule Innenstadt sei vor diesem Hintergrund ein „pragmatischer Weg“, sagt der Esslinger Kulturbürgermeister Markus Raab. Er diene dazu, nicht nur die Gemeinschaftsschulen, sondern die Schullandschaft insgesamt in Esslingen attraktiv zu halten. Markus Raab sieht die Stadt auch im Einklang mit einem „starken Elternwunsch“. In kürzester Zeit habe eine Initiative 270 Unterschriften für die Einführung der gymnasialen Oberstufe für die Gemeinschaftsschulen gesammelt.

Keine Abkehr vom Gymnasium zu befürchten

Negative Folgen für das Esslinger Zwei-Säulen-Modell – auf der einen Seite die Gymnasien und auf der anderen die Realschulen und Gemeinschaftsschulen – sind dem Kulturbürgermeister zufolge nicht zu befürchten. Angesichts einem prognostizierten Anstieg der Schülerzahlen werde es keine Abwanderung von den Gymnasien an die Gemeinschaftsschule geben. Raab wirbt um Unterstützung für die Pläne, zu denen er keine Alternative sieht: „Schulentwicklungsplanung heißt, auf hoher See das Boot umzubauen“. so Raab.

Esslingen sieht sich unter den Vorreitern im Land

Städte
Als erste Kommunen im Land haben Konstanz und Tübingen die Einführung der gymnasialen Oberstufe an Gemeinschaftsschulen vollzogen. In Stuttgart soll dies ebenfalls passieren. Esslingen wäre damit unter den Vorreitern, so die Stadtverwaltung.

Zeitplan
Das Esslinger Rathaus will noch vor der Sommerpause die Weichen stellen. Für den 9. Mai ist eine Sondersitzung des Gemeinderats vorgesehen, und am 18. Juni soll das Gremium den Beschluss zur Neuausrichtung Schullandschaft fassen.

Kosten
Für die Sanierung der Esslinger Schulen und deren pädagogische Weiterentwicklung gibt es einen hohen Kostenbedarf. Eine grobe Prognose geht von bis zu rund 110 Millionen Euro aus – viel Geld, selbst wenn man Zuschüsse des Landes abzieht.