Axel Roser kocht im Großheppacher Schäfergässle Mahlzeiten zum Mitnehmen. Foto: Gottfried Stoppel

Um durch die Coronakrise zu kommen, lassen sich Gastronomen im Rems-Murr-Kreis einiges einfallen. Ein paar Beispiele.

Rems-Murr-Kreis - Pizza, Burger, Döner, Gyros – das sind landläufig wohl die gängigsten Speisen zum Abholen. Doch in Lockdown-Zeiten, in denen Gastronomen wegen Corona keine Gäste in ihren Lokalen empfangen dürfen, wächst nicht nur das Angebot an Gerichten zum Mitnehmen, sondern auch die Vielfalt. So gibt es nun auch Sterneküche als Take-away.

Dies bietet etwa Oettingers Restaurant im Hotel Hirsch in Fellbach-Schmiden. „An sich lässt sich Sterneküche nicht in eine Box verpacken, denn dazu gehört auch das Erlebnis im Restaurant, der Service“, sagt Martin Oettinger, der sich um die kaufmännische Leitung des Familienbetriebs kümmert, während sein Bruder Michael der Küchenchef ist. Dennoch gingen Oettingers die Herausforderung bereits im ersten Lockdown im März 2020 an. „Wir haben einiges tüfteln müssen, was Verpackungen und Inhalte angeht. Das war schon ein Prozess“, sagt Martin Oettinger. Doch inzwischen verfüge man über einen großen Erfahrungsschatz, während das Restaurant nun mehr einem Verpackungslager gleiche.

Es gibt Weekend-Boxen für zwei Personen mit mehrgängigen Menüs

Neben Tagesessen zum Abholen bieten Oettingers sogenannte Weekend-Boxen für zwei Personen mit mehrgängigen Menüs an. Diese seien weitestgehend vorbereitet, sodass anhand beiliegenden Anleitungen auch Menschen ohne große Vorkenntnisse im Kochen diese in ihrer heimischen Küche fertig zubereiten könnten, erläutert Martin Oettinger. 40 bis 60 solcher Boxen würden pro Wochenende abgeholt. Zu Ostern, als man gar fünf verschiedene Menüs anbot sowie eines speziell für Kinder seien es gar 250 Boxen gewesen. Ein Dauerbrenner seien derweil die Eintöpfe in Weck-Gläsern, von denen seit Anfang dieses Jahres mehr als 1800 im Pfandsystem ausgegeben wurden. Auch bei den übrigen Verpackungen achte man auf Nachhaltigkeit. „Zu 90 Prozent sind diese kompostierbar.“

Trotz der guten Nachfrage reichten die Einnahmen unter dem Strich nicht an jene in Vor-Corona-Zeiten heran. „Es geht vor allem darum, mit den Gästen in Kontakt zu bleiben“, meint Martin Oettinger. „Bei den Leuten im Kopf zu bleiben und ihre treuen Stammgäste bei Laune zu halten“, dieses Ziel verfolgen auch Burkhardts vom Restaurant Pfauen in Schorndorf, die ihre Sterneküche derzeit ebenfalls in Boxen zum Mitnehmen verpacken. Neben Anleitungen zur Fertigstellung der fünfgängigen Menüs seien sie inzwischen dazu übergegangen, auch Fotos beizulegen, wie die Speisen zu drapieren sind, berichtet Bianca Burkhardt. Schließlich gehöre auch eine entsprechende und ansprechende Präsentation zur Sterneküche. „Viele Gäste schicken uns nun Fotos, wie sie die Gänge zu Hause angerichtet haben“, freut sie sich über das Feedback dazu. Zu Silvester hätten die Burkhardts zudem live über Social Media im Internet übertragen, wie sie selbst das ausgegebene Menü fertig zubereiten.

Kochkurse gibt es über die Plattform Zoom

Doch stehen Burkhardts noch auf andere Weise online mit Bewunderern ihrer Küche in Kontakt. Einmal im Monat gibt Nico Burkhardt über die Kommunikationsplattform Zoom einen Kochkurs. Früher habe man im Pfauen lediglich zweimal im Jahr Kochkurse angeboten, die auf zehn Teilnehmer begrenzt waren, blickt Bianca Burkhardt auf Vor-Corona-Zeiten zurück. Per Zoom könnten nun theoretisch auch 100 mitmachen. Zudem erlange man eine viel größere Reichweite. Unter den 30 Teilnehmern des jüngsten Kurses seien auch Hobbyköche aus Frankfurt und München dabei gewesen.

Fix und fertig und sofort zum daheim verspeisen sind dagegen die schwäbischen Gerichte, die Axel Roser und sein Sohn im Weinkeller Schäfergässle in Weinstadt-Großheppach zum Abholen anbieten. Im Fünf-Minuten-Takt gehen bei ihnen wochenends zu den Ausgabezeiten vorbestellte Speisen über die Theke. Der Ehrgeiz von Vater und Sohn hierbei: Jede Woche möchten sie ihrer Kundschaft eine neue Speisekarte bieten, möglichst mit regionalen Erzeugnissen der Saison. Dabei steht das Kontakthalten mit treuen Gästen auch für sie an erster Stelle. Dazu haben Rosers sich bereits im ersten Lockdown eine Maildatenbank aufgebaut, um sonntagabends über die Angebote der kommenden Woche zu informieren. 150 Adressen umfasse diese mittlerweile, berichtet Axel Roser.

Doch beschränkt sich der rührige Schwabe nicht auf den üblichen Abholservice, bei dem er Wert auf biologisch abbaubare Verpackungen legt. Die Langeweile des Lockdowns habe ihn, wie er berichtet, auf neue Ideen gebracht, wie etwa den „Frische-Kühlschrank“, der auch nach der Pandemie bestehen bleiben solle. Wöchentlich neu bestückt unter anderem mit selbst gemachten Maultaschen, Spätzle, Semmelknödel, Fleischküchle und Bratensoße, kann sich die Kundschaft unter der Woche aus diesem selbst bedienen. Zudem haben Rosers neue Maultaschenkreationen entwickelt und sind unter die Wurstmacher gegangen. An ihren neuen Spezialitäten wollen sie auch nach der Coronakrise festhalten.