In einer Serie porträ-tieren wir lokale Firmen, die in die Welt exportieren. Heute: Esselte Leitz.
Stuttgart-Feuerbach - Arbeitsabläufe erleichtern, Ordnung schaffen – dies ist heute genauso wie vor mehr als 140 Jahren das Unternehmensziel der Firma Esselte Leitz. Schnellhefter, Klarsichtfolien, Register, Ringbücher, Locher, Schreibmappen – das Sortiment umfasst inzwischen rund 4000 Artikel, die in der ganzen Welt verkauft werden. Die höchste Stückzahl hat jedoch nach wie vor der Ordner, das Aushängeschild der Firma. 25 Millionen Stück werden pro Jahr produziert, und zwar ausschließlich am Standort Feuerbach.
Gegründet wurde die Firma 1871 von Louis Leitz als „Werkstätte zur Herstellung von Metallteilen für Ordnungsmittel“ im Stuttgarter Westen. Erst 1898 wurde der Bau in der Siemensstraße bezogen. Hauptgegenstand der Produktion waren in den Anfangsjahren sogenannte Biblorhaptes. In den Buchdeckeln konnten Papierböden fortlaufend aufgespießt werden. Das Problem dabei: Wer ans unterste Blatt heran wollte, musste zuerst alle anderen herausnehmen. Den Durchbruch erlangte die Firma 25 Jahre später, als Louis Leitz die erste Ordnermechanik erfand, die mit einem Hebel und einem Umlegebügel funktionierte und damit das Herausnehmen der unteren Seiten erleichterte. Das Design wurde bald um die bis heute gängigen Rückenschilder und Grifflöcher erweitert.
Ordner wurde erst in den letzten Jahren stark weiterentwickelt
„Der Ordner ist über lange Zeit relativ gleich geblieben. Erst in den letzten Jahren hat er sich stark weiterentwickelt und wurde mit mehreren Funktionen ausgestaltet“, sagt der Marketingdirektor Frank Lutz. Anstoß zu dieser Entwicklung habe der schwedische Büroartikelkonzern Esselte gegeben, der die Feuerbacher Firma vor acht Jahren aufkaufte. Der Name „Leitz“ wird seither als Premiummarke weitergeführt. Neben dem Standardprodukt in grau-melierter Wolkenmarmor-Optik gibt es die Ordner inzwischen in sämtlichen Farben, Materialien, Breiten und Formen. „Die Farbe ist einer der Mega-Trends in Büros, den Leitz mit gesetzt hat“, sagt Frank Lutz. Knalliges Pink, strahlendes Blau, sattes Orange – die Farbpalette bezeichnet die Firma als „Wow-Colours“.
Eine der größten Weiterentwicklungen betrifft jedoch den Hebel zum Öffnen der Ordner. Vor sechs Jahren wurde von der Firma Esselte-Leitz die sogenannte 180-Grad-Mechanik entwickelt und patentiert. Der Clou daran: „Der Hebel lässt sich ganz umlegen. Dadurch kann man Blätter auf beiden Seiten ablegen“, erklärt Lutz. Und auch der Öffnungswinkel wurde vergrößert, damit auch dickere Papierstapel einsortiert werden können.
Ein Angebotsbereich, den die Firma in den vergangenen Jahren neu für sich entdeckt hat, ist das Home-Office. „Immer mehr Leute arbeiten von zuhause aus. Sie haben ganz andere Anforderungen“, erklärt der Marketingdirektor. Zum einen werde von diesem Kundenkreis mehr Wert auf ein schönes Aussehen der Büroartikel gelegt, zum anderen müssten diese besonders platzsparend sein.
Es wird an einem digitalen Ordnersystem gearbeitet
Eine Veränderung, auf die sich Esselte-Leitz immer mehr einstellt, ist der Trend hin zum digitalen Archivieren. „Über Jahre hinweg wurde über das papierlose Büro geunkt. Fakt ist, dass es eine ganz langsame Entwicklung ist“, sagt Lutz. „Aber sie ist nicht von der Hand zu weisen.“ Derzeit steige der Papierverbrauch in Büros zwar noch von Jahr zu Jahr, der Trend weg vom Blättersalat sei dennoch irreversibel. Darauf stelle sich Leitz ein: „Die Marke muss sich breiter aufstellen als nur über Ordner. Sie widmet sich daher immer stärker dem gesamten Bereich der Arbeitsplatzorganisation“, sagt Lutz. Bereits von Januar an werde die Firma Zubehör für Smartphones und Tablets, also tragbare Kleincomputer, vertreiben. Auch an einem digitalen Ordnersystem für Computer werde gearbeitet.
„Es ist eine große Herausforderung, eine Marke wie Leitz modern und am Puls der Zeit zu halten“, sagt Frank Lutz. Daher sei es nur konsequent, sich auf den sich verändernden Arbeitsalltag einzustellen.