Aaron Sigmund (l.) und Mark Bläsius vor der Bildschirmwand Aaron Sigmund (links) und Mark Bläsius vor der Bildschirmwand Foto: Heine

Die SportKultur Stuttgart hat eine eSport-Abteilung gegründet. Das Team hat den ersten Wochenende-Wettbewerb veranstaltet: Technik, Taktik und Tore auf der großen Leinwand.

Rohracker - Während in Barcelona mehrere tausend eSportler zur virtuellen FIFA-Europameisterschaft am Computer um die fünfstelligen Preisgelder kämpften, trafen sich jüngst in Rohracker die Gründer und Organisatoren der neuen Abteilung eSports der SportKultur Stuttgart (SKS) zu ihrem ersten Wettkampf. Ein ganzes Wochenende – auch in der Nacht meist ohne Pause – spielten sie mit- und gegeneinander. Ihre Gegner saßen in der Tennissportstätte des Vereins im Bußbachtal – oder auch irgendwo anders, denn die Welt des eSports ist nur durch den Internetzugang begrenzt.

Entstanden ist eSports aus den W-LAN-Partys der 1990er-Jahre. Damals trafen sich Spielefans und verbanden ihre Computer über lokale Netze. Seit das Internet immer größere Datenmengen zulässt, haben sich diese Spiele ins Netz verlagert. „Unser Fokus liegt auf den Mannschaftsspielen“, so Alex Ebhart, der mit 19 jüngste unter den Spielern und Mitorganisator des Treffens. Das erfordere Kommunikation unter den Spielern. „Deshalb haben wir ein Konzept entwickelt, wie wir unsere eSport-Aktivitäten in einen Sportverein eingliedern können“, so Ebhart.

Gegen das Kellerkind-Image etwas tun

Ist das überhaupt ein richtiger Sport, passt das in einen traditionellen Sportverein? Aaron Sigmund (28), Verantwortlicher der Abteilung, stellt die Gegenfrage: „Ist Schach ein richtiger Sport?“ Viele Sportvereine haben Schachabteilungen, und niemand käme auf die Idee, das unpassend zu finden. „Wie beim echten Fußball kommt es auch bei der eSport-Variante auf Taktik und räumliches Denken an. Klar ist die körperliche Anstrengung geringer, aber motorisch werden die Augen-Hand-Koordination, Reaktionsgeschwindigkeit und Durchhaltevermögen hervorragend trainiert.“ Zudem gebe es, so Sigmund, mittlerweile einige Teams, die auch physisch zusammen trainieren, denn nur wer körperlich fit ist, übersteht die über mehrere Tage und Nächte gehenden Wettkämpfe.

Mark Bläsius, Sportsozialarbeiter bei SportKultur, ist optimistisch, was neue Zielgruppen angeht: „Vor allem jungen Menschen geben wir mit unserer eSport-Abteilung ein Signal, dass wir uns als Sportverein auch über das klassische Sportangebot hinaus mit der Lebenswelt unserer Mitglieder auseinandersetzen.“

Viele eSports-Teams sind zurzeit nur lose Personengruppen, die sich häufig wieder auflösen und neu bilden. Die Organisation in einem Verein soll, so die Gründer in ihrem Konzept, mehr Konsistenz in die Gruppen bringen. Auch möchten sie etwas gegen das „Kellerkind-Image“ von eSports tun: Die weitaus meisten eSportler haben, entgegen gängiger Vorurteile, ein gefestigtes soziales Umfeld, schätzen das Spielen in einer Gemeinschaft und die direkte Kommunikation mit anderen Spielern.