Mit Pakistan und Indien stehen sich zwei Atommächte feindlich gegenüber. Beim letzten großen Konflikt hat die USA vermittelt, das geht nun nicht mehr, kommentiert Christian Gottschalk.
Stuttgart - Stuttgart - Im April wird gewählt in Indien, und Narendra Modi hat die Lust am Regieren noch lange nicht verloren. Dass es sich der hindunationalistische Premier nicht bieten lassen kann, wenn muslimische Terroristen aus dem pakistanischen Teil Kaschmirs heraus Anschläge auf indischem Gebiet verüben, so wie vor wenigen Tagen geschehen, das war klar. Die nun erfolgte Gegenreaktion war dann aber doch um einiges heftiger ausgefallen als von vielen erwartet. Luftangriffe über die Grenze hinweg hat Indien seit rund 40 Jahren nicht mehr geflogen. Der seit Jahren andauernde Konflikt der beiden Atommächte ist damit wieder einmal in eine neue, hoch gefährliche Phase geraten.
Bill Clinton war ein guter Vermittler
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Welt geändert hat. Das letzte Mal, als der Kaschmir-Konflikt das Stadium der Scharmützel überschritten hatte, saß Bill Clinton im Weißen Haus. Der US-Präsident hatte damals Mittel und Wege gefunden, um auf die Beteiligten einzuwirken und die sogenannte Kargil-Krise zu entschärfen. Das ist vom aktuellen starken Mann in Washington nicht zu erwarten. Dafür hat sich China inzwischen eng an der Seite Pakistans positioniert. Ob Pekings Einfluss ausreicht, die pakistanische Regierung zur Zurückhaltung zu mahnen, ist eine der entscheidenden Fragen für die Zukunft. Sie ist völlig offen.