Digitale Outdoor-Schnitzeljagd nahe der Lutherkirche. Mit dabei: Melanie, Marcel, Laura, Lena und Lutz (v. li). Foto: Florian Ladenburger

Das Nürnberger Unternehmen CityHunters bietet für viele Städte eine digitale Schnitzeljagd an. Mit einem Smartphone in der Hand können Abenteurer nun auch unter dem Kappelberg einen sagenumwobenen Schatz suchen.

Fellbach - Die Tempelritter waren ein alter Orden aus dem Mittelalter. Obwohl sich dieser schon 1312 offiziell aufgelöst hat, geistern bis heute Gerüchte um einen geheimen Schatz umher. Nun gibt es Hinweise, dass dieser Schatz – darunter der Heilige Gral – ausgerechnet in Fellbach versteckt sein soll. Das ist zumindest die Geschichte, die beim „myCityHunt Escape Game“ in Fellbach erzählt wird.

Mit der Freiluft-Variante lebt nun die klassische Schnitzeljagd wieder auf

Dabei handelt es sich um die Weiterentwicklung der sogenannten Escape Rooms. Bei dieser beliebten Freizeitaktivität wird eine Gruppe von Menschen in einen Raum eingeschlossen und muss sich durch das Lösen von Rätseln wieder befreien. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Hygienevorschriften und Abstandsregelungen wurden diese Spielräume größtenteils geschlossen.

Mit der Freiluft-Variante lebt nun die klassische Schnitzeljagd wieder auf. Angeboten wird die Fellbacher Version nicht etwa vom ortsansässigen „Escape Stuttgart“, sondern von CityHunters, einem Unternehmen aus Nürnberg. Angefangen mit den größten deutschen Städten wie Berlin, Hamburg und München bieten die fränkischen Spieleerfinder nun auch Schatzsuchen für kleinere Städte wie Aachen, Böblingen oder eben Fellbach an.

Die fünf Freunde Lutz, Lena, Marcel, Melanie und Laura aus Fellbach und Rommelshausen wollen sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral machen. Am Treffpunkt Lutherkirche haben alle ihr Smartphone parat, wichtigstes Utensil für die nächsten drei Stunden. Mit dem Kauf der Tickets im Internet haben die Schatzsucher mit einem Textdokument eine erste Anleitung erhalten, wie das Spiel funktioniert, und eine Art Schatzkarte zum Ausdrucken.

Das Spiel startet mit einem Video

Zum Teamleiter wird Lutz ernannt. „Du hast das neueste Handy“, sagt seine Frau Lena. Er ist nun für die Navigation im Spiel zuständig. Auf dem ausgedruckten Ticket scannt er einen QR-Code und landet auf der Webseite von mycityhunt. Der Download einer App ist für das Spiel nicht nötig, allerdings empfehlen die Macher etwa 100 MB mobiles Datenvolumen und einen vollen Akku. Nach dem Gruppenfoto vor dem Schaugarten darf sich jeder eine Rolle aussuchen. Zur Auswahl stehen mehr als zehn Charaktere. Kurz darauf hat der Expeditionstrupp eine Symbolforscherin, einen Codebreaker, eine Priesterin und eine Schriftkundige. Bevor es endgültig losgehen kann, muss Lutz nun noch die Handynummern aller Mitspieler auf der Spieleseite eintragen.

Das Spiel startet mit einem Video. Das erzählt die Geschichte der Templer und von einem Kunstexperten namens Reiner Reichelt, der bei einer Versteigerung ein mittelalterliches Schriftstück erworben hat. Lutz liest die erste Aufgabe von seinem Bildschirm ab, die Spieler zücken ihre Schatzkarte und beginnen, an einem Buchstabenfeld zu knobeln. „Ich hab’s“, ruft Laura, nachdem sie auf der Schatzkarte ein wenig herumgemalt hat. Lutz tippt die richtige Lösung ein, die Gruppe wird zum angeblichen Aufenthaltsort des Kunstexperten geschickt. Die Schatzsuche durch Fellbach kann beginnen. Auf dem Handy sieht Lutz eine Straßenkarte von Fellbach, auf der ihr aktueller Standort und das nächste Ziel eingetragen sind.

Lena erhält eine SMS. „Ich muss eine Quizfrage beantworten.“ Im Laufe der Schatzsuche erhalten alle Spieler SMS-Nachrichten, worauf sie Fragen aus dem Themengebiet ihrer jeweiligen Figuren beantworten müssen.

Wer den Schatz finden will, muss gut mit einem Smartphone umgehen können

Bei Lena, der Priesterin, geht es um die Kirchengeschichte. Marcel als Codebreaker muss Zahlenrätsel knacken. Die meisten Fragen sind recht einfach zu lösen. Auch thematisch haben sie weder mit der Schatzsuche noch mit Fellbach etwas zu tun. Es geht beispielsweise um das Phantom der Oper oder James Bond, beides gab es zur Zeit der Templer noch nicht. Dazu kommen Foto-Aufgaben. „Ich muss jetzt das Schild einer Spielstraße fotografieren“, liest Melanie eine ihrer Aufgaben vor. Sehr unwahrscheinlich, dass Tempelritter damals bei ihren Kreuzzügen durch eine Spielstraße galoppierten.

Gut fünf Kilometer ist die Strecke lang, zweieinhalb Stunden sind die Schatzsucher im Oberdorf unterwegs. „In dieser Straße war ich noch nie“, gibt Marcel in der Ochsenstraße zu. „Da lernt man seine Heimatstadt noch mal ganz neu kennen.“ Mit einer Stadtführung ist das Spiel allerdings nicht zu vergleichen. Die Gruppe passiert zwar ein paar der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Fellbach, die Zielorte sind aber entweder fiktiv oder stimmen nicht so ganz mit der Realität überein. Das angebliche Stadtarchiv ist die Stadtbücherei, und das Polizeirevier wurde an den Kreisverkehr an der Kappelbergstraße verlegt. Grund hierfür sei, dass die einzelnen Aufgaben nicht zu nah beieinander liegen, erklärt Marc Lönenbach von CityHunters im Nachhinein. Lediglich das Heimatmuseum ist auch wirklich am Fellbacher Stadtmuseum. Wie der Zufall es will, ist das Spiel sehr aktuell. In der Geschichte wird erzählt, das Heimatmuseum sei wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Tatsächlich ist das Museum derzeit wegen Umzugsarbeiten für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Wer den Schatz finden will, muss gut mit einem Smartphone umgehen können. Einige Aufgaben können nur durch Spielereien auf dem Bildschirm gelöst werden. Ist die Gruppe zu groß, können außerdem nicht mehr alle auf den Bildschirm sehen.

Im Internet gebe es dazu einen Highscore der jeweiligen Stadt

Nach mehr als zwei Stunden Spielzeit gibt es aber ein technisches Problem. „Wir müssen zum letzten Punkt zurück“, teilt Lutz der etwas genervten Truppe mit. Schließlich klappt es, und die fünf können das Spiel erfolgreich beenden. Doch das Ergebnis ist ein wenig unbefriedigend. „Was ist jetzt mit unseren Punkten?“, fragt Lutz. Während des gesamten Spiels gab es für richtige Antworten und gelöste Rätsel bis zu 100 Punkte. Doch am Ende erfährt die Gruppe weder, wie viel Punkte sie nun eigentlich erspielt hat, noch gibt es einen Vergleich zu anderen Gruppen, die das Spiel auch schon gespielt haben.

„Eventuell war es ein technischer Defekt“, erklärt Lönenbach. Normalerweise würden die Punkte während des gesamten Spiels angezeigt. Im Internet gebe es dazu einen Highscore der jeweiligen Stadt. Lena freut sich trotzdem: „Die Bilder, die wir gemacht haben, sind eine schöne Erinnerung.“ Und weil sie den Schatz nicht in eigenen Händen halten können, belohnen sich die fünf Freunde selbst mit einem anschließenden Grillabend.

Kosten

Tickets kann man unter www.mycityhunt.de kaufen. Sie kosten pro Person 12,99 Euro. Gespielt werden kann jederzeit, das Team spielt allein, es ist kein Spielführer vor Ort. In einem Team können bis zu acht Spieler sein. Bei mehr Personen können mehrere Teams gebildet werden. Jeder Mitspieler benötigt ein Ticket. Die Macher empfehlen ein Mindestalter von 14 Jahren. In Begleitung der Eltern können auch Kinder ab acht Jahren teilnehmen. Die Schatzsuche findet ausschließlich im Freien statt. Startpunkt ist die Lutherkirche, unweit davon endet die Schatzsuche auch.