Die 26-jährige Sängerin Levina tritt für Deutschland beim Eurovision Song Contest in Kiew an. Foto: AP

Zwei Mal hintereinander landete Deutschland auf dem letzten Platz beim Eurovision Song Contest. In diesem Jahr geht mit Isabella Levina Lueen, kurz Levina, erneut eine völlig unbekannte Sängerin an den Start. Prägnanter als ihre Musik ist die 26-Jährige selbst wie sie im Interview mit Steffen Rüth offenbart.

Berlin - Es kann nur besser werden. Zwei Mal hintereinander landete Deutschland auf dem letzten Platz beim Eurovision Song Contest. In diesem Jahr geht in Kiew mit Isabella Levina Lueen, kurz Levina, erneut eine bis dato völlig unbekannte Sängerin an den Start. Ihr gefälliger Song heißt „Perfect Life“ liegt angenehm im Ohr. Prägnanter als ihre Musik ist die international gut vernetzte, 25-Jährige selbst.

Levina, Anne Sophie wurde 2015 Letzte. Jamie-Lee 2016 auch. Ihre Vorgängerinnen haben die Latte recht niedrig gehängt.
Ja, schon klar. Das war natürlich schade, aber für mich ist das gut. Wenn ich Vorletzte werde, habe ich es schon besser gemacht. Aber das soll jetzt nicht mein Maßstab sein. Ich mache mir jetzt auch nicht extra Druck. Vor allem will ich die Erfahrung auskosten. Im Endeffekt hat man es ja auch nicht selbst in der Hand. Ich sage: Top Ten, da möchte ich hin. Das wird schon.
Wollen Sie nicht gewinnen?
Gewinnen wäre auch nicht schlecht.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich bin auf mehreren Eurovisions-Veranstaltungen in London, Amsterdam und Tel Aviv aufgetreten, und war auf einer Werbereise durch viele Länder, unter anderem in Aserbaidschan, was sehr sehr spannend war.
Haben Sie sich Tipps von Ehemaligen geben lassen?
Lena Meyer-Landrut hat mir gesagt, ich solle mich einfach konzentrieren und nicht verrückt machen lassen. Sie meinte, der Auftritt wird so oft geprobt, dass er garantiert sitzen wird. Conchita hat mir auch empfohlen, es locker angehen zu lassen und die Zeit zu genießen.
Das Album heißt ja auch „Unexpected“, also „Unerwartet“. Ist der Titel Programm?
Genau. Der Ausdruck passt zu hundert Prozent. Eigentlich stammt das aus einer Zeile in „Perfect Life“ – I come alive inside the Light of the Unexpected“, also „Ich werde lebendig im Angesicht des Unerwarteten“. Der Satz steht schon sehr dafür, was momentan mit mir passiert.
Sind Sie gut im Meistern von unvorhergesehenen Situationen?
Naja, was die Musik betrifft, habe ich immer darauf hingearbeitet, dass irgendwann dieser Moment kommt. Das ist nun zwar sehr überraschend passiert, aber ich fühle mich trotzdem nicht überrumpelt. Ich mache ja schon jahrelang Musik, und habe mich halb bewusst, halb unterbewusst, auf so eine Situation vorbereitet. Deshalb kann ich ganz gut damit umgehen.
Sie wirken sehr gelassen.
Kann sein, dass das ein bisschen meine Art ist. Ich finde es unnötig, sich Stress zu machen. Immer, wenn ich verbissen an Dinge herangegangen bin, endete das für mich nicht positiv. Also sage ich: Ich möchte Musik machen, aber ich möchte immer Spaß dabei haben. Locker zu bleiben, das ist mir wichtig. Kurz vor dem Auftritt in Kiew wird auch bei mir die Mega-Aufregung kommen.
Durch den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland ist der Wettbewerb in diesem Jahr politisch noch aufgeladener als sonst. Was sagen Sie dazu?
Ich finde es schade, dass politische Konflikte diese so schöne Musikveranstaltung überschatten. Wenn man sich mal an den ursprünglichen Gedanken zurückerinnert: Es ging darum, dass verschiedene Nationen aus Europa zusammenkommen und gemeinsam Musik zelebrieren. Deshalb ist es umso wichtiger, dass alle anderen hingehen und mit Freude teilnehmen.
Sie sind Botschafterin Deutschlands und Botschafterin der europäischen Idee als solcher. Ist Ihnen das wichtig?
Klar. Ich werde mich nicht konkret politisch äußern, aber Europa liegt mir sehr am Herzen. Ich bin ein Fan von Europa! Ein Fan davon, dass wir uns zusammengeschlossen haben und seit längerer Zeit größtenteils friedlich zusammenleben. Dafür stehe ich gerne.
Sie verkörpern die europäische Vereinigung auch persönlich: in Bonn geboren, in Chemnitz aufgewachsen, in London studiert. Wo leben Sie gerade?
Wenn ich in Deutschland bin, schlafe ich bei meinen Eltern in Berlin. Die freuen sich, dass sie mich gerade öfter sehen. Meinen Lebensmittelpunkt habe ich in London.
Sind Sie immer schon so viel herumgekommen?
Als Kind war ich oft in London, weil eine Freundin meiner Mutter dort gewohnt hat. Ich fand es toll, diese Schulklassen zu sehen mit Kindern aus allen Kulturen und mit allen Hautfarben. Die sahen ganz verschieden aus und haben zusammen Sachen gemacht. Das hat mich begeistert.
Sie fallen auch äußerlich auf. Wie wichtig wird das Gesamtpaket Levina in Kiew sein?
Ich hoffe einfach, dass ich die Leute beeindrucken kann. Mein Song „Perfect Life“ sticht heraus, weil er recht schnell ist und es ansonsten viele Balladen im Wettbewerb gibt. Und wenn man mich so sieht, erwartet man nicht unbedingt eine tiefe Stimme. Klar wäre es schön, wenn ich Europa ein bisschen für mich gewinnen könnte.