Drei erwachsene Frauen lassen sich am Sonntag, 24. April, in der Martin-Luther-Gemeinde in Bad Cannstatt taufen. Im Gespräch mit unserer Redaktion berichten sie über ihre Motive, diesen christlichen Glaubensakt bewusst zu vollziehen.
Bad Cannstatt - Getauft wird seit 2000 Jahren, das ist etwas völlig Normales. Die Taufe ist das Basis-Sakrament aller christlichen Kirchen. Dass sich aber drei erwachsene Frauen zusammen taufen lassen, das ist doch außergewöhnlich und eine glückliche Fügung“, erklärt Ulrich Dreesman, Pfarrer der Martin Luther-Gemeinde. Und so ist das Trio, das sich ein halbes Jahr lang in Taufgesprächen vorbereitet hat, bereit, vor dem Tauf-Akt über Motive zu sprechen.
Der Wunsch, kirchlich zu heiraten
Für die 34-jährige Linda Twrdek, im sächsischen Hoyerswerda zur Welt gekommen, war die anstehende Eheschließung mit ihrem Mann, einem praktizierenden Katholiken, der Anlass, sich „mit dem Thema zu beschäftigen“: „Ich will kirchlich heiraten, und auch unsere Kinder sollen mit christlichen Werten aufwachsen.“ Zudem hatte sie auf Reisen mit ihrem Mann die Erfahrung gemacht, „dass man an fast jedem Ort auf der Welt Anschluss an christliche Gemeinschaften findet“. Statt für die katholische, hat sie sich aber für die evangelische Kirche entschieden, weil sie diese „offener und liberaler“ findet, „und da finde ich mich auch eher in meinem Glauben wieder“, sagt die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin. Die Taufe vergleicht sie mit einer Eheschließung: „Man will einer wertvollen Sache Dauer geben.“
Prinzipien des Christentums in Politik und Gesellschaft
Der berufliche Wechsel als „Projektreferentin“ zu einem kirchlichen Träger, hatte bei Petra Sperling, 34 und Diplom-Sozialwirtin, den Anstoß gegeben, „neu über Religion und Glaube nachzudenken“ – nebst der Taufe einer Freundin im Dom zu Magdeburg, wo Sperling aufgewachsen war: „Mich hat interessiert, was der Glaube mit einem macht und wie sich Prinzipien des Christentums in Politik und Gesellschaft spiegeln.“ Ihre Erfahrung: „Der Umgang miteinander ändert sich. Es geht um Nächstenliebe und Solidarität.“
Auch Ann-Kathrin Beuther, 24 und Studentin der Wirtschaftswissenschaften, findet, dass „die Taufe eine Bindung schafft“ und dass „auch durch die Teilnahme am Gemeindeleben christliche Werte präsenter werden“. Nicht-religiös aufgewachsen, gab es zwei Punkte des Nachdenkens über Religion: die Konfirmation von Alterskameraden und ein Schulaustausch in die USA, wo sie bei einer „sehr gläubigen Familie“ untergebracht war: „So ist der Wunsch in mir gewachsen, getauft zu werden.“