Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat für ein Ende des Stellenbooms gesorgt. Im Krisenjahr 2009 ist die Beschäftigung in Deutschland erstmals seit vier Jahren wieder gesunken.

Wiesbaden/Nürnberg - Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat für ein Ende des Stellenbooms gesorgt. Im Krisenjahr 2009 ist die Beschäftigung in Deutschland erstmals seit vier Jahren wieder gesunken. Im Jahresdurchschnitt waren rund 40,15 Millionen Menschen mit Wohnsitz in Deutschland erwerbstätig, wie das Statistische Bundesamt am Montag nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Das entspricht einem Rückgang um 72.000 Menschen oder 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 2008 hatte die Erwerbstätigenzahl mit 40,22 Millionen einen Höchststand seit der Wiedervereinigung erreicht.

Experten sehen trotz einer leicht anziehenden Kräftenachfrage die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt zum Jahresauftakt weiter skeptisch. Die Probleme auf dem Jobmarkt seien noch keineswegs überwunden, betonten Volkswirte deutscher Großbanken. Vor allem im ersten Halbjahr 2010 werde die Zahl der Jobsucher kräftig steigen. Der Dezember 2009 habe mit einem überdurchschnittlichen Anstieg der Jobsucherzahl bereits einen ersten Vorgeschmack geliefert. Die offiziellen Dezember-Zahlen will die Bundesagentur an diesem Dienstag (5. Januar) bekanntgeben.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Erwerbslosen nach international vereinbarter Definition im Jahresdurchschnitt 2009 um 169.000 auf 3,31 Millionen. Damit waren nach den Angaben 5,4 Prozent mehr Menschen erwerbslos als 2008. Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes fiel dieser Anstieg aber schwächer aus als befürchtet. Die Zahl der aktiv am Arbeitsmarkt verfügbaren Erwerbspersonen - also aller Erwerbstätigen und Erwerbslosen - nahm im Vergleich zum Vorjahr um 97.000 Personen auf 43,46 Millionen zu. Die Erwerbslosenquote stieg von 7,2 Prozent im Vorjahr auf 7,6 Prozent.

Nach den Angaben der Statistiker sank die Zahl der Erwerbstätigen vor allem dank der massiven Ausweitung der Kurzarbeit weniger stark als befürchtet. Auch der Abbau von Überstunden und das Abschmelzen von Guthaben auf Arbeitszeitkonten hätten die Auswirkungen der Krise auf den Arbeitsmarkt abgefedert.

Auch 2009 wuchs die Bedeutung des Dienstleistungsbereichs für den deutschen Arbeitsmarkt. Fast drei Viertel aller Erwerbstätigen waren in diesem Sektor beschäftigt, dessen Anteil an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen sich von 59,5 Prozent im Jahr 1991 auf nun 73 Prozent erhöhte. In der Land- und Forstwirtschaft waren 2009 noch 2,1 Prozent aller Erwerbstätigen beschäftigt, im Baugewerbe 5,5 Prozent und in der Industrie 19,4 Prozent.

Im Dezember lag die Zahl der Erwerbslosen nach Experten- Berechnungen bei rund 3,325 Millionen. Dies wären rund 110.000 mehr als im November 2009 und rund 220.000 mehr als vor einem Jahr, berichteten Bankenvolkswirte. In den vergangenen drei Jahren war der saisonübliche Anstieg der Dezember-Arbeitslosigkeit nur etwa halb so groß ausgefallen. Die Volkswirte machen für den Anstieg neben dem frühen Wintereinbruch die schwierige Lage der deutschen Industrie verantwortlich. Wachstum in anderen Wirtschaftsbereichen führt aber nach Erkenntnissen der Bundesagentur bereits wieder zu einer leicht steigenden Arbeitskräftenachfrage.