Die Wengerter auf Probe bei ihrem ersten Treffen im Januar 2020. Auf dieser Terrasse mit herrlicher Aussicht wird auch am 19. Juni Wein ausgeschenkt. Foto: Sandra Brock

Die Wengerter auf Probe kümmern sich seit mehr als zwei Jahren um die Erhaltung der Kulturlandschaft – und laden am Sonntag, 19. Juni, zum Fest ein.

Die Benninger Steillagen haben ein Problem: Sie sind in ihrer Existenz bedroht. Die Lagen am Neckar sind wunderschön, aber nur mühsam zu bearbeiten. Viele Winzer wollen und vor allem können das inzwischen nicht mehr. Das Projekt „Wengerter auf Probe“, das vor zweieinhalb Jahren startete, lässt daher umso mehr aufhorchen: Denn inzwischen werden knapp 20 Prozent der gefährdeten Kulturlandschaft von Nachwuchs- beziehungsweise Hobby-Wengertern bewirtschaftet.

Zu verdanken ist das der Initiative Martin Heim und seinem Vetter Werner Widmaier, die das Projekt Ende 2019 ins Leben riefen. Dass sich gleich 20 Neugierige meldeten, die in ihrer Freizeit einen kleinen Wengert bewirtschaften wollten, konnten sie damals selbst kaum glauben. Inzwischen sind es gar 47 Köpfe, die „Wengerter auf Probe“ sind. Wobei die meisten jetzt ja schon fast alte Hasen seien, wie Martin Heim lachend anmerkt. Über den Namen des Projekts müsse man sich also bald mal Gedanken machen.

Genug Wein im Keller

Die Hobby-Wengerter jedenfalls, die rund 2,2 Hektar der insgesamt 11,5 Hektar Benninger Steillagen bewirtschaften, haben inzwischen natürlich auch einiges an eigenem Wein im Keller – und sind immer für gute Ideen gut. Und so kam der Gedanke, ein Weinfest zu veranstalten.

Dieses wird am Sonntag, 19. Juni, stattfinden – und zwar an mehreren Stationen an und oben in den Rebzeilen, sodass die Besucher über einen ausgeschilderten Rund-Wanderweg von einem Punkt zum nächsten spazieren können. Bestückt sind die Stationen mit den eigenen Weinen der Wengerter auf Probe, darunter etwa ein schwerer Lemberger oder ein frischer Blanc de Noirs oder Merlot-Weißherbst.

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Etwa die Hälfte der Nachwuchs-Wengerter lässt seine Trauben von den Marbacher Weingärtnern ausbauen, die andere Hälfte geht eigene Wege und kreiert eigene Weine. Die werden jetzt an sechs Ständen am Rundwanderweg in den Weinbergen – vier im unteren Bereich, zwei oben mit Aussicht – zur Verkostung angeboten. Unten, am Neckartalradweg steht zudem der Weinwagen der Marbacher Weingärtner, außerdem gibt es als Grundlagen für Viertele und Co. Maultaschen oder rote Würste.

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Der Titel der Veranstaltung „Benningen geht steil“ hat natürlich mit den Steillagen zu tun. Und neben dem Trinken der Benninger und Marbacher Tropfen geht es auch um Information. „Wir wollen, dass die Leute sehen, was hier passiert“, betont Martin Heim. Deshalb können man sich auch an der Hauptstation über Details zum Projekt austauschen oder sich unterwegs direkt in den Steillagen einen Eindruck verschaffen. Heim ist sich inzwischen sicher, dass Steillagen wie die in Benningen nur über Hobby-Wengerter zu retten sind. „Wir können gut noch weitere Mitstreiter gebrauchen“, so Heim. Nicht zuletzt soll es aber auch einfach „ein nettes Weinfest“ werden. Start ist am Sonntag, 19. Juni, um 11 Uhr, Ende gegen 18 Uhr. Erreichbar ist „Benningen geht steil“ am besten zu Fuß oder mit dem Rad über den Neckartalradweg nahe des Benninger Industriegebiets bei der dortigen großen Logistikhalle. Der Weg zu den einzelnen Wein-Stationen von dort aus ist ausgeschildert.