Das österreichische Thronfolgerpaar Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie werden am 28.06.1914 in Sarajevo von dem serbisch-bosnischen Nationalisten Gavrillo Princip in ihrem Wagen erschossen. Foto: dpa

Das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo war der Auslöser, der den Funken zur Explosion brachte.

Das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo war der Auslöser, der den Funken zur Explosion brachte.

Stuttgart - In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo wurde am 28. Juni 1914 der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand durch den bosnisch-serbischen Separatisten Gavrillo Princip erschossen. Doch dieses Attentat war der Funke, der das fragile europäische Bündnissystem der Mittelmächte (Deutschland/Österreich-Ungarn) und der Triple-Entente-Mächte (Frankreich/Großbritannien/Russland) zur Explosion brachte.

Der große Krieg kostete am Ende bis zu 20 Millionen Menschen das Leben. Der kulturelle Schaden und das Misstrauen unter den Völkern lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. Die Saat des Bösen, die in den Köpfen der Militärs, in den Schützengräben von Ypern, Verdun und der Somme und in den Munitionsfabriken an der „Heimatfront“ aufging, zerstörte nicht nur das Vertrauen und die Zuversicht in die aufkeimenden liberalen und toleranten Gedanken. Sie unterminierten auch die Ideale der noch jungen Demokratien in Deutschland und Italien.

Die Weimarer Republik 1919 bis 1933 hatte angesichts der Erinnerungen an das mechanisierte Töten in den Schützengräben, der Hungerwintern in Deutschland 1916 bis 1918 und dem Grauen der Hinterbliebenen keine Chance.

Gewonnener Krieg, verlorener Friede – Der Versailler Friedensvertrag

Der Versailler Friedensvertrag, der die totale Niederlage Deutschlands besiegelte, führte nicht zum ersehnten Frieden. Die Alliierten wollten die Verlierer bestrafen , die Sieger entschädigen und eine neue, dauerhafte Weltordnung mit Hilfe des Völkerbundes entwerfen. Am Ende spaltete das sechsmonatige diplomatische Unterfangen Europa nur noch tiefer. Der gescheiterte Frieden von Versailles wollte die wirtschaftliche Großmacht Deutschland auf Dauer zu einem militärischen Zwergen zu machen, doch er führte zum Aufstieg Adolf Hitlers und des Nationalsozialismus.

Adolf Hitler und der Erste Weltkrieg

Adolf Hitler verbindet in seiner Person wie kein Zweiter die tiefsten Abgründe beider Kriege. Die Zeitung „Die Welt“ stellte jüngst die unter Historiker heftig diskutierte Frage, ob der Erste Weltkrieg Adolf Hitler geschaffen hat? Welche Bedeutung hätten die Kriegserlebnisse des Soldaten Hitler für den späteren Diktator?

Der deutsche Historiker Thomas Weber, der an der schottischen University of Aberdeen lehrt, hat in seinem Buch „Hitlers erster Krieg. Der Gefreite Hitler im Weltkrieg – Mythos und Wahrheit“ (Berlin 2011) mit der nationalsozialistischen Propagandalüge vom heldenhaften Frontkämpfer Hitler aufgeräumt. Weber versucht darin zu klären, welchen Einfluss die Kriegserfahrung auf die Entwicklung von Hitlers Weltbild gehabt hat.

Hitler, so erklärt Weber, sei aus dem Krieg genau so herausgekommen, wie er hineingegangen sei. „Der Erste Weltkrieg hat Hitler nicht geschaffen.“ Er sei „als Einzelgänger und politisch noch formbar aus dem Großen Krieg“ heimgekommen. Als „Führer“ bediente er sich selbst seiner Kriegserfahrungen. „Hitlers erster Krieg, zumindest die im Nachhinein umgemodelte Version dieses Krieges, bildete für den Diktator in seinem zweiten Krieg die zentrale Inspirationsquelle, nachdem er seinen Generalen nicht mehr vertraute.“ Und: „Er starb am 30. April 1945 in den Ruinen Berlins – seiner Kleidung und seinem Eisernen Kreuz nach zu urteilen – als Soldat des Ersten Weltkriegs.“