Ein Triathlon – ob kurz oder lang – beginnt im Wasser Foto: dpa

Ambitioniertes plant der Macher des Ludwigsburger City-Laufs. Roy Fischer veranstaltet am Ende der Pfingstferien den ersten Triathlon in der Barockstadt. Der Auftakt ist im Wasser – geschwommen wird im Neckar.

Ludwigsburg - Braungrün brodelt die Brühe bei Hoheneck. Im Neckarwasser treiben Äste und Plastikfetzen. Und seltsamerweise immer wieder Fußbälle. Schwäne suchen in Ufernähe Schutz und Essbares. Es ist Winterschmuddelwetter.

Schwer vorzustellen, dass in diesem aufgewühlten Fluss im Mai Hunderte Ausdauersportler hundepaddelnd auf den Startschuss zum ersten Ludwigsburger Triathlon warten. Eine Handvoll Dreikämpfer hat sich bereits vor Wochen angemeldet – ohne zu wissen, was genau sie erwartet.

„Knackige Anstiege“ verspricht Roy Fischer, der Initiator des Rennens zu Wasser, auf dem Land und in der Stadt. Das hat den Schnellentschlossenen offenbar gereicht. „Bin dabei“, verkündet einer auf Facebook. Auch das Startgeld in Höhe von 89 Euro schreckt ihn nicht. „Wäre echt der Hammer. Längst überfällig“, postet Christian S. stattdessen voller Vorfreude. Inzwischen sind die Strecken genehmigt. Er habe das Go von der Stadt, sagt Roy Fischer. Auch 25 Helfer der DLRG seien im Boot. Die Vorbereitung gewinnt an Fahrt.

Auch die DLRG ist mit im Boot

„Triathlon wie er entstanden ist“, will der frühere Bundesliga-Starter mit dem Ludwigsburger Schwimmverein 08 zelebrieren – back to the roots: schwimmen nicht in Freibadbahnen, sondern im offenen Wasser, radeln mit Anstiegen und Abfahrten statt auf topfebenen Pisten; und wer als Erster im Ziel ist, hat gewonnen.

Am Sonntag, 29. Mai, am Ende der Pfingstferien, steige der „Pilot“, sagt Fischer. Zwei Distanzen gibt es: die olympische über 1,5 Kilometer Schwimmen, 39,6 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen und den halb so langen Sprint. „Pilot“ deswegen, weil das Projekt wegen seines sechsstelligen Etats kein Reinfall werden darf. „Bei 500 Startern wäre ich enttäuscht“, sagt Roy Fischer. 1000 Teilnehmer peilt er als Minimum an.

In Steinheim gab es im vorigen Jahr 800 Finisher

Zum Vergleich: beim Steinheimer MZ-Triathlon überquerten 800 Athleten die Finish-Line. In Tübingen, wo es im vergangenen August ebenfalls erstmals einen olympischen Triathlon mit der Auftaktdisziplin im Neckar gab, verwandelten 1500 Trias die Altstadt in eine Ausdauerarena.

Ludwigsburg könnte auch bei einer Neuauflage im Jahr 2017 Ausrichtungsort für die Triathlon-Landesliga werden. Das Angebot kommt von Peter Mayerlen, Geschäftsführer des baden-württembergischen Triathlonverbands: „Die Teilnehmer wollen in die Städte. Wir hätten Interesse, dass Ludwigsburg Ligaort wird.“ Unabhängig davon verleihe die olympische Distanz dem siechen Triathlonvereinssport in der Barockstadt hoffentlich etwas Belebung.

Ins Wasser steigen die Teilnehmer am Bootssteg beim Hohenecker Uferstüble. Sie schwimmen erst mit der Strömung, dann gegen sie an. Die erste Klippe: auch wenn der Neckar ruhig dahinfließt, legt er in einer Minute 15 Meter zurück und hält damit einen mittelprächtigen Freibadschwimmer schon deutlich auf.

Der Heartbreak-Hill wartet auf die Radler

Nicht minder anspruchsvoll wird es, wenn sich die Sportler aus dem Neoprenanzug gepellt und auf den Fahrradsattel geschwungen haben. Nach einer Runde durch Alt-Hoheneck wartet das Muss eines ambitionierten Triathlon-Rennens: der Heartbreak-Hill – und zwar in Form des „knackigen“ Bergaufritts ins Schlösslesfeld.

Über den Marktplatz führt die Radstrecke nach Oßweil, streift das Remsecker Gewerbeareal Schießtal, die Zugwiesen und mündet in der zweiten Wechselzone wieder auf den Marktplatz. Von da an bekommen die Zuschauer die Sportler aus der Nähe zu Gesicht, von da an wird der Ludwigsburger Triathlon modern. Die Einsamkeit des Langstreckenläufers war einmal, heutzutage sind bei aller Nostalgie City-Events angesagt. Zwei respektive vier Runden zwischen Bärenwiese und Schillerstatue sind in Laufschuhen zu absolvieren, bevor wieder das Ziel am Marktbrunnen erreicht ist.

Roy Fischer kann mitnichten nur City-Lauf

„Back to the roots“ gilt für Roy Fischer noch in anderer Hinsicht. Denn der 51-Jährige kann mitnichten nur City-Lauf. Vor der Premiere des Zehn-Kilometer-Rennens im Jahr 1999, das mittlerweile mit hochkarätigeren Namen besetzt ist als der Stuttgart-Halbmarathon, hat er dreimal den Barock-Duathlon mitorganisiert – einen Triathlon ohne das Schwimmen.

Vor zwei Dekaden kletterten schon einmal Läufer aufs Rad und bewältigten einen ähnlichen Kurs wie den für Mai vorgesehenen. Schnell aber war der Schlussstrich wieder gezogen, wiewohl Ludwigsburg damals wegen seines Bundesligateams die Adresse im Triathlon war. Die Starterzahlen dümpelten bei 300, Fischer aber wollte mehr: „Das war nicht die ganz große Nummer, nicht entwicklungsfähig.“

Zwei breitensportliche Großevents waren zu viel

Er wechselte die Pferde, mit dem City-Lauf setzte er zum größeren Sprung an. Und machte ihn. 4000 Läufer, vom Kleinkind bis zum Deutschen Meister, donnern im Juli über Ludwigsburgs Pflaster. Beides, Lauf und Duathlon, sagt Fischer im Rückblick, war damals für die Stadt zu viel des Guten. Noch. Zu viel der Straßensperrungen. Zu viel der Proteste von Anliegern, die mit ihren Autos in der Garage festsaßen.

Heute, sagt Fischer, habe der Lauf Renommee, ein Triathlon zusätzlich sei die Chance auf ein weiteres Aushängeschild. Wenn nur der Fluss etwas weniger brodelt.

Sportliche Tage im Mai und im Juli

Sieger – Den ersten Barock-Duathlon vor 20 Jahren hat Harald Schestag aus Sulzbach (Rems-Murr-Kreis) im Trikot der Ludwigsburger Triathleten gewonnen: „Das war anspruchsvoll und gut organisiert“, erinnert er sich. Der 48-Jährige ist heute noch schnell unterwegs und würde eine Einladung nach Ludwigsburg nicht ablehnen. Roy Fischer ist nicht abgeneigt: „Das sollte ich eigentlich machen.“

Start
– Raceday ist Sonntag, 29. Mai. Vorgesehen sind entsprechend der Leistung mehrere Startgruppen. Der erste Startschuss für die olympische Distanz fällt um 10 Uhr, für den Sprint um 13 Uhr.

Wechselzone
– Die erste Wechselzone liegt am Neckarufer in Hoheneck, die zweite am Marktplatz. Für die Zuschauer sollen beide Bereiche mit einem Shuttlebus verbunden werden.

Gebühr
– Wer einen Sprint absolvieren will, zahlt 59 Euro, die olympische Distanz kostet 89 Euro. Das Limit liegt bei je 500 Startern. Dazu gibt es jeweils maximal 100 Staffeln .

Bietigheimer Triathlon – Nach der Premiere 2015 wird beim Sprint am 10. Juli alles ein wenig retro: Per Jagdstart gehen die Triathleten nun einzeln auf die Strecke: Zuerst schwimmen sie 500 Meter in der Enz.
Die 22 Kilometer per Rad führen durch den 640 Meter langen Grotztunnel, gelaufen werden drei Schleifen durch die City. Cheforganisator Axel Förste glaubt: „Das wird attraktiver.“ Er hofft daher, dass nicht mehr nur 220 Teilnehmer wie 2015 unter dem Viadukt wettkämpfen. Die Stadt zieht mit: Vornehmlich die „Strecke durch die Altstadt ist natürlich willkommen, da sie die schönen Seiten unserer Stadt vorstellt“, sagt die Sprecherin Anette Hochmuth.

Anmeldung – www.schwimmverein-bietigheim.de und www.abavent.de/anmeldeservice/ludwigsburgercitytriathlon2016