Die erste „Trans Pride“-Veranstaltung Süddeutschlands fand am Samstag in Stuttgart statt. Foto: 7aktuell.de

Bei der ersten „Trans Pride“-Veranstaltung in Süddeutschland hat sich die Trans-Community Gehör verschafft. Die Situation für Menschen mit einer geschlechtlichen Thematik ist nach wie vor prekär.

Stuttgart - „Bitte hört auf, auf uns zu zeigen. Wir sind, wer wir sind – Menschen“, rappte der Schweizer Msoke in englischer Sprache auf der Bühne, und es war das perfekte Motto für den ersten „Trans Pride“-Tag im süddeutschen Raum. Am Samstag hat die TTI-Community – kurz für transgender, transsexuell und intersexuell – auf dem Schlossplatz erstmals mit einer eigenen Veranstaltung auf sich und ihre Belange aufmerksam gemacht. 300 Teilnehmer – Privatpersonen, Initiativen, Organisationen, Parteien – zogen als Demo durch die Innenstadt und trafen sich dann zur Kundgebung. Schirmherrin war die Landtagspräsidentin Muhterem Aras. Sie stehe für ein offenes und liberales Miteinander, ließ sie in Abwesenheit verlesen.

Doch mit liberal und offen ist es faktisch oft nicht weit her. „Wenn wir schon angekommen wären, bräuchten wir diesen Tag nicht“, erklärte Tanja Gemeinhardt von „100% Mensch“ auf der Bühne. Die Initiative mit Sitz in Stuttgart fordert die vollständige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung aller Menschen und hatte „Trans Pride“ organisiert. „Die Situation ist immer noch prekär“, erklärte Holger Edmaier, der „100% Mensch“-Geschäftsführer. Diskriminierungen seien an der Tagesordnung, „ein normales freies Bewegen ist unmöglich“.

Behördliches Prozedere unfassbar teuer

Auch die rechtliche Situation ist für jene, die sich nicht ins binäre Geschlechtersystem einkategorisieren lassen wollen, nach wie vor unbefriedigend. Zwar gibt es mittlerweile mit divers eine dritte Option für den Eintrag ins Personenstandsregister, das behördliche Prozedere sei jedoch „unfassbar teuer“, so Holger Edmaier. Franziska Hohmann vom Stuttgarter Verein transidentX sprach von einem „Riesen-Zinober. Die Hürden sind viel zu hoch“. Das Transsexuellengesetz, das etwa Zwangsberatungen und Gerichtsanhörungen bei Namens- und Personenstandsänderungen vorsieht, wird von Betroffenen als entwürdigend kritisiert und ist vom Bundesverfassungsgericht in Teilen für verfassungswidrig erklärt worden. „Doch die Bundesregierung kommt nicht aus dem Quark, es zu ändern“, moniert Holger Edmaier.

Das Gefühl vieler Menschen mit einer geschlechtlicher Thematik brachte Janka Kluge, Vertreterin der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität, so auf den Punkt: „Wir brauchen die Anerkennung, dass wir selber wissen, wer wird sind.“ Laut Holger Edmaier wissen sich ein bis zwei Prozent der Bevölkerung mit dem ihnen zugewiesenen Geschlecht nicht oder nicht ausreichend beschrieben.