Felix Neureuther freut sich über den Sieg in Levi – und über seine Belohnung: Ein Rentier, dem er den Namen „Matti“ gab, in Anlehnung an seine Tochter Matilda. Foto: AP

Das erste Rennen als Familienvater – und dann das: Felix Neureuther hat den Slalom in Levi gewonnen. Und einen neuen Freund.

Levi/Stuttgart - Weil Felix Neureuther ein redseliger und sympathischer Zeitgenosse ist, weiß man ja so einiges über ihn. Zum Beispiel: Neureuther mag Tiere (er ist Herrchen eines Australian Shepherd), Neureuther mag Kinder (er ist seit dem 14. Oktober Vater einer Tochter), und Neureuther mag es, Skirennen zu gewinnen. Von daher gab es selten bessere Tage für den 33-Jährigen als den vergangenen Sonntag. Im finnischen Levi fand das erste Slalom-Rennen der Weltcup-Saison an, und als die beiden Durchgänge absolviert waren, war Felix Neureuther stolzer Besitzer eines Rentiers, das flauschige Ding ist noch ein Kind – und Lohn für ein gewonnenes Skirennen. Neureuther dachte dann auch sogleich an seine Tochter und benannte das Rentier nach dem eigenen Nachwuchs: „Es soll Matilda heißen.“ Sagte Felix Neureuther und strahlte übers Gesicht. Kein Wunder, hätte die Skisaison noch kaum besser beginnen können für den Routiniers aus Garmisch-Partenkirchen.

In vielen der vergangenen Jahre in der Karriere des nun 13-maligen Weltcupsiegers war das Rennen im November in Levi eine Art Lotteriespiel – vor allem deshalb, weil Neureuther in der Vorbereitung nicht selten mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte. Mal zwickte der Rücken, mal machte ihm eine Operationswunde zu schaffen, meist reiste er mit gemischten Gefühlen nach Finnland. Im hohen Sportleralter von 33 Jahren war nun alles anders.

Neureuther gibt zu: „Hatte Glück“

Der Technik-Spezialist war beschwerdefrei über den Sommer gekommen, hatte den Schwung aus der vergangenen Saison (WM-Dritter trotz vorheriger Materialprobleme) ins neue Wettkampfjahr mitgenommen – und bekam kurz vor dem Weltcupstart dann auch noch den mentalen Kick. Am 14. Oktober brachte Neureuthers Freundin Miriam Gössner Töchterchen Matilda zur Welt. Seitdem betont der Skistar zwar immer wieder, dass das private Glück alles Sportliche jederzeit in den Schatten stellen könne. In Levi aber wurde eher deutlich, wie sich beides ergänzen kann. Selbstsicher, angriffslustig und technisch gewann Felix Neureuther das erste Herren-Rennen der alpinen Weltcup-Saison (der Riesenslalom in Sölden war wegen zu starken Winds ausgefallen) – was er gar nicht so recht glauben mag.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich hier gewinne“, sagte Neureuther und zog eine schnelle Bilanz: „Ich bin 33 Jahre alt, das war mein erstes Rennen als Vater, hier zu gewinnen, ist unwirklich.“ Aber wahr.

Dopfer zufrieden mit seinem Comeback

Ebenso wie die Tatsache, dass er damit das Olympia-Ticket bereits in der Tasche hat. Der lange verletzte Fritz Dopfer („Das war solide, aber mir fehlt noch die Konstanz“) erfüllte bei seinem Comeback als 15. immerhin die eine Hälfte der Norm, am Vortag hatte Lena Dürr im Rennen der Frauen als Sechste (es gewann die Slowakin Petra Vlhova) die Olympia-Qualifikation geschafft. In Südkorea will vor allem Neureuther zum letzten Mal in seiner Karriere um eine Olympia-Medaille kämpfen, die Spur ist nun gelegt. Wobei es auch kleine Einschränkungen gab.

„Es ist gewaltig gelaufen. Aber ich muss schon sagen, dass ich Glück hatte“, gab Felix Neureuther zu, der auch vom Ausfall des nach dem ersten Lauf führenden Dave Ryding (Großbritannien) profitierte. Und der Österreicher Marcel Hirscher, Vierter nach dem ersten Durchgang und am Ende 17., reiste nach seiner nach nur sehr wenigen Trainingstagen nach Finnland. Dass er den Rest des Feldes im traditionell engen Rennen von Levi aber teils deutlich distanzierte, war wiederum Ausweis der Extraklasse. Und machte das Glück von Felix Neureuther perfekt. „Wenn man mit daheim telefoniert, die Freundin sieht, die kleine Matilda, dann denkt man sich schon: Das Leben könnte nicht schöner sein“, sagte er, „die Familie gibt mir perfekten Rückhalt.“ Ein Problem trat dann aber doch noch auf.

Das Rentier, das er wie jeder Levi-Sieger erhielt (es bleibt in Finnland), konnte doch nicht auf den Namen Matilda getauft werden – es ist nämlich ein Männchen. Und heißt jetzt eben Matti.