Göppingens Erster Bürgermeister Johannes Heberle (links) mit seinem neuen Chef Alex Maier vor seiner Bürotür mit dem Schriftzug „Welcome back“. Foto:  

Der Erste Bürgermeister und OB-Stellvertreter Johannes Heberle hat seine Arbeit im Göppinger Rathaus aufgenommen. Er beginnt seine neue Aufgabe in einer Zeit des Umbruchs. Wie der erste Tag des 29-Jährigen verlief und was er sich vorgenommen hat.

Mit einem Herz verziert hängt ein Schild mit dem Schriftzug „Welcome back“ über der Bürotür des Ersten Bürgermeisters im Göppinger Rathaus. Dort sitzt Johannes Heberle auf dem Chefsessel, noch umringt von Kunstwerken, die seine Vorgängerin auswählte. „Willkommen zurück“ könnte auch das generelle Motto des Starts von Johannes Heberle sein. Denn der war von 2018 bis 2022, also fast während der gesamten Corona-Pandemie, Leiter der Bußgeld- und Ortspolizeibehörde in der Hohenstaufenstadt. Deshalb kennt er, obwohl er erst 29 Jahre alt ist, die Verwaltung schon sehr gut. Zwölf Wochen ist es her, dass er recht überraschend bei der Wahl im Gemeinderat die Amtsinhaberin Almut Cobet schlug. Jetzt trat er den zweitwichtigsten Job in der Stadt unterhalb des kaum älteren Oberbürgermeisters Alex Maier an.

 

Offiziell vereidigt ist der Erste Bürgermeister schon

„Ich bin hier reingekommen, als wäre es das Normalste der Welt“, beschreibt Heberle seinen Dienstbeginn am Morgen. Es habe in letzter Zeit bereits sehr viele Telefonate mit den Mitarbeiterinnen im Vorzimmer gegeben, aber auch viele Kontakte mit seinem künftigen Chef Alex Maier. „Wir waren viel im Austausch“, sagt der Rückkehrer. Er habe online an Gemeinderatssitzungen teilgenommen, „um mitzukriegen, wie hier die Sitzungen laufen und wo die Stadträte der Schuh drückt“, sagt der Bürgermeister. Offiziell vereidigt ist der Erste Bürgermeister auch schon. Das hat in aller Stille am Montag vergangener Woche stattgefunden.

Der Neue hatte wenig Zeit zum Ausspannen

Viel Zeit zum Ausspannen hatte der bisherige Bezirksvorsteher von Stuttgart-Feuerbach ohnehin nicht. Gerade einmal drei Arbeitstage lagen zwischen seinem Abschied in Feuerbach und seinem Neubeginn im Göppinger Rathaus. Neben dem Willkommen-Zurück-Schriftzug hatten die Mitarbeiter Schokolade und einen Topf voller Glückskekse vorbereitet. Am ersten Tag im Rathaus ging es gleich mit der Bürgermeisterrunde los, berichtet Heberle. Das Spektrum in seinem Dezernat ist gewaltig: Von den Schulen und Kitas über Sport, Vereine, Bildung, Kultur, Museen und Bibliotheken bis hin zu Recht, Sicherheit und Ordnung lauten die Aufgaben. Und natürlich ist er auch Sozialdezernent, also auch für alle soziale Fragen zuständig. 

Viel Zeit für Hobbys wird da wohl nicht bleiben. „Ich bin wahrscheinlich der unsportlichste Sportbürgermeister der Republik“, sagt Heberle lachend. Das aber bezieht sich nur auf die eigene Körperertüchtigung. Die Vereinsbrille und die Bedürfnisse der Sporttreibenden sind ihm gar nicht fremd. Beim Göppinger Sportverein habe er sich schon einige Viertliga-Fußballspiele angesehen. Natürlich drücke er den Erstliga-Handballern von Frisch Auf ebenfalls die Daumen und kündigt einen baldigen Besuch in der „Hölle Süd“ an. Außerdem fiebert er regelmäßig mit den Fans des VfB im Stadion mit.

Privatwagen wurde als Dienstfahrzeug registriert

Die Idee, von der neuen Faurndauer Wohnung mit dem Fahrrad ins Rathaus zu kommen, scheitere jedoch meistens am Anzug, sagt Herberle schmunzelnd. Stattdessen wird man den zweiten Mann der Stadt künftig in seinem kleinen Mercedes-Coupé zu den Terminen flitzen sehen. Den Privatwagen hat der Erste Bürgermeister nämlich als Dienstfahrzeug registrieren lassen. Er habe sich vorgenommen, zusätzlich zu den üblichen Terminen, im ersten Jahr allen städtischen Einrichtungen, aber auch allen Schulen und Kindertagesstätten einen Besuch abzustatten – ein sportliches Programm. Neben dem arbeitsreichen neuen Job muss Heberle auch privat in den kommenden Wochen einiges stemmen. Zum Beispiel den Umzug. Auf 1. April wird er von Feuerbach in die neue Wohnung in Faurndau umziehen, ganz in der Nähe des Bezirksamts.

Die Wiedersehensfreude dominiert

Gegen Mittag des ersten Arbeitstags geht es weiter ins Rathaus-Foyer, wo etwa drei Dutzend wichtige Mitarbeiter beim Begrüßungsempfang warten. Auch hier dominiert die Wiedersehensfreude, es gibt kein vorsichtiges Abtasten. Heberle schüttelt Dutzende Hände, umarmt herzlich einige Bezirksamtsleiterinnen, scherzt mit dem Kämmerer. Er freue sich sehr auf die Zusammenarbeit, sagt OB Alex Maier und schmunzelt: „Du wirst keine Zeit haben, hier richtig ruhig reinzukommen.“ Denn: „Es gibt ganz, ganz viele Themen anzugehen“, sagt der Rathauschef. „Sowohl die Verwaltung als auch die Stadt und das ganze politische Umfeld ist irgendwie im Umbruch.“ Das bringe große Herausforderungen.

Heberle hat Respekt vor der Aufgabe

Dieser Herausforderungen ist sich auch Heberle bewusst. „Ich weiß, was auf mich zukommt.“ In allen Bereichen warteten wichtige strategische Entscheidungen, die verständlicherweise in den vergangenen Wochen seit Cobets Abwahl nicht vorangetrieben worden seien. Dazu gehören der Masterplan Sicherheit Innenstadt, aber auch die sichere Zukunft der Kita-Betreuung und wichtige Schulthemen, meint Heberle. Er habe Respekt vor der Aufgabe, sagt der neue Erste Bürgermeister. „Ich habe aber ein gutes Team an meiner Seite. Ich kann die Sache sehr zuversichtlich angehen.“ Beim Empfang mit den Mitarbeitern verspricht er, zusammen mit dem Rathaus-Team daran zu arbeiten, die Stadt Göppingen voranzubringen. „Ich freue mich auf die kommenden acht Jahre“. Dann muss sich Heberle neu zur Wahl stellen.

Johannes Heberle siegte gegen Almut Cobet

Überraschung
Am 12. Dezember musste sich die Amtsinhaberin Almut Cobet, die eine zweite Amtszeit anstrebte, ihrem Herausforderer Johannes Heberle geschlagen geben: 23 Stimmen wurden für den 29-Jährigen gezählt, 18 für Cobet.​ 

Wechsel
Ende Januar wurde Almut Cobet verabschiedet. Vor dem Amtswechsel habe es einen zweistündigen Termin mit ihr gegeben, sagt Johannes Heberle. Bei der Übergabe habe sie seine Fragen beantwortet.