Kabinen für mehr Privatsphäre: die zweite Nebenhalle der Schleyerhalle Foto: Lg//Rettig

In Stuttgart waren am Mittwoch rund 2400 Menschen untergebracht. Das Platzpotenzial reicht aber bis auf 3550 Plätze. Die Stadt prüft derzeit auch leer stehende Bürogebäude als Unterkünfte. Sie könnten dann Hotels und Hostels ablösen.

Nach der ersten sehr turbulenten Phase des Flüchtlingszustroms aus der Ukraine gibt es die ersten Anzeichen dafür, dass bald ein etwas geordneterer Zugang der Menschen einsetzen könnte. „Die ersten Verteilungen sind angelaufen“, sagte Robin Schray, der Sprecher des Landesministeriums für Justiz und Migration. So seien am Dienstag die ersten drei Busse des Bundes mit insgesamt 169 Geflüchteten in der Halle 9 der Landesmesse angekommen. Dass die Zugangszahlen im Land am Dienstag anders als an den Vortagen steigend gewesen seien, zeige, dass die Verteilung begonnen habe. Für Mittwochabend seien weitere „drei bis vier Busse aus Görlitz angekündigt“, erklärte Stefanie Paprotka, die Pressesprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart. Und: „Von der Stadt Stuttgart wurden uns täglich rund 50 Personen angekündigt.“

Dort waren die Zugänge zumindest für einen Tag etwas geringer. Während zuvor täglich zwischen 200 und 250 Geflüchtete angekommen waren, verzeichnete man am Dienstag nur etwa 150 Ankünfte, sagte Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU). Aus diesem ersten leichten Rückgang könne man aber nicht schließen, dass sich die Lage nun schon entspannen werde. „Das kann heute Abend auch schon wieder anders sein“, sagte Fuhrmann am Nachmittag.

Am Dienstag nur rund 150 Ankünfte

In der Landeshauptstadt ist zumindest kurzfristig aber wieder etwas Luft im System der Unterbringung. So waren laut dem Kämmerer bis am Mittwochmorgen knapp 2400 Geflüchtete von der Stadt untergebracht. Davon wohnen rund 1900 in Hotels, 150 in Jugendherbergen, 190 in der Sporthalle in Münster sowie 175 in der Nebenhalle der Porsche-Arena. Am Mittwoch hatte man damit „noch 400 freie Plätze“, sagte Thomas Fuhrmann. Dazu habe man „noch rund 750 Plätze in petto“, erklärte der Finanzbürgermeister. Mit weiteren Hotelplätzen, auf die man zugreifen könne, komme man derzeit „in Summe auf eine Gesamtkapazität von etwa 3550 Plätze“, erläuterte Fuhrmann.

Büroimmobilien werden auf Tauglichkeit geprüft

Am Mittwochnachmittag hat die Stadt dann die zweite Nebenhalle der Schleyerhalle für die Belegung freigegeben, dort können gut 400 Geflüchtete untergebracht werden. Zu der Meldung, dass neben den für die Flüchtlingsunterbringung schon genutzten Hotels nun auch das Le Méridien kommen soll, sagte Thomas Fuhrmann: „Das ist nur für den Notfall, wenn wir nirgendwo anders mehr die Leute unterbringen.“ Dies sei „im Moment aber relativ gesichert“. Auch die Übernahme von insgesamt 200 Geflüchteten am Wochenende durch die Landkreise Böblingen und Schwäbisch Hall habe zu einer „gewissen Entspannung“ beigetragen.

Die Liegenschaftsverwaltung ist derzeit dabei, auch leer stehende Büroimmobilien, die für die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen geeignet sein könnten, in Augenschein zu nehmen. Hier gebe es eine relevante Zahl von Angeboten durch Unternehmen, die gegenüber der Stadt eine große „Hilfsbereitschaft“ zeigten. Diese Immobilien böten aber erst mittelfristig Unterbringungskapazitäten, sagte der Finanzbürgermeister. Zunächst müsse deren Eignung geprüft werden, aber auch Fragen des Brandschutzes und vielleicht nötiger baulicher Verbesserungen etwa von sanitären Anlagen geklärt werden. Bürogebäude könnten dann in absehbarer Zeit Hotels, Hostels und Herbergen als Unterkünfte ablösen. „Irgendwann müssen wir die Hotels auch wieder leeren“, machte Thomas Fuhrmann deutlich.