Künstlerin Birgit Unterweger mit „Fetish-Artist“ Sven bei der Vernissage. Foto: Brigitte Hess

Birgit Unterweger präsentiert Fotografien und Malerei in einer überregional Aufsehen erregenden Ausstellung im Kunst-Werk. Zu sehen sind Latexmänner oder auch eine Burlesquetänzerin, die sie im ehemaligen Klärwerk im Weidachtal abgelichtet hat.

Fellbach - Sven vom Partyberg war noch nie in der Stuttgarter Gegend, aber für die Ausstellungseröffnung der Schau „Walk on the wilde side“ mit Fotografien und Malerei von Birgit Unterweger hat sich der selbsternannte „Fetish Artist“ von Dresden nach Fellbach ins Kunst-Werk aufgemacht.

Menschen am Rande der Gesellschaft sind es, die die Aufmerksamkeit der Stuttgarter Künstlerin wecken

Es ist beinahe ein Déjà-vu – war Sven hier im hautengen schwarzen Latexanzug und mit Generalsmütze der ehemaligen Sowjets auf dem Kopf nicht eben auf einer der überdimensionalen Fotografien von Birgit Unterweger zu sehen?

Gerne posiert er im selben Outfit vor seinem Foto: Es ist in Berlin aufgenommen worden. Sven, wie er stets und kurz genannt werden möchte, schiebt einen leeren Einkaufswagen durch eine Park-Allee. Er wollte einfach mal etwas sehr Enges und sehr Glänzendes tragen, sagt Sven, der im Alltag eine höchst bürgerliche Biografie lebt.

Menschen am Rande der Gesellschaft sind es, die die Aufmerksamkeit der Stuttgarter Künstlerin wecken. „Die Vielfalt der Menschen ist ein Gewinn“, sagt sie und erzählt von ihrer Begegnung mit Latexmännern und Burlesquetänzerinnen. Eine von ihnen, Fanny di Favola, hat Birgit Unterweger vor der knallrot gestrichenen Betonwand der ehemaligen Klärbehälter im Weidachtal fotografiert – eine laszive, hingebungsvolle Schönheit, deren weibliche Kraft auf der Fotografie spürbar wird.

Die Dominanz der Farbe Rot mache die Kraft, ja Macht der Bilder und Fotografien von Birgit Unterweger aus

Bei aller verständlicher Konzentration auf die faszinierenden Fotografien von Birgit Unterweger – ihre großformatigen Bilder, auf denen sie Wachs und Farbe miteinander verschmelzen, kämpfen, aufbrechen lässt, zeigen Lust und Leidenschaft – aber in einer anderen Ausdrucksform. „Wachs ist für mich nichts anderes als Erotik pur“, sagt Unterweger, die seit 1988 als freie Grafikerin, Malerin, Fotografin, Illustratorin und Autorin arbeitet, international ausstellt und mehrfach ausgezeichnet wurde.

Die Dominanz der Farbe Rot mache die Kraft, ja Macht der Bilder und Fotografien von Birgit Unterweger aus, sagte der Vorsitzende des Vereins Kunst-Werk Fellbach, Frank Paul Kistner, in seiner Ansprache am Samstagabend. Interessant seien die „Typen, die alle Doppelrollen leben“, erklärte Kistner und bescheinigte der Künstlerin, die Mitglied im Kunst-Werk ist, Neugierde und Offenheit.

Auf der Artbox Miami wird aktuell ihre Fotografie „Mann von hinten“ gezeigt

In der vergangenen Woche hatten die überregionalen Medien in großformatigen Berichten für die Vernissage geworben. Zentrales Fotomotiv war, wie auch als Hingucker auf dem Einladungsflyer, die an einen Torero in kurzer Lackhose erinnernde Abbildung des Stuttgarters Joachim Domann, der als früherer Punk unter dem Spitznamen „Schmutz“ bekannt war. Domann starb im Juni dieses Jahres nur fünf Tage nach der Fotosession im Alter von 50 Jahren. „Walk on the wilde side“ – eine Ausstellung unter diesem Titel hat viele Facetten.

„Ich bin stolz wie Bolle“, sagte Birgit Unterweger bei der Vernissage, und sie hat allen Grund dazu: Auf der Artbox Miami wird aktuell ihre Fotografie „Mann von hinten“ gezeigt, die Landesschau hat ein Porträt über sie gedreht, Kunstkritiker schwärmen von ihren Arbeiten. So ist das auf der wilden Seite des Lebens.