Der Neubau der vor vier Jahren bei einem Großbrand komplett zerstörten Kindertagesstätte in Oberberken ist am Freitag offiziell eröffnet worden. Die Mädchen und Jungen sind schon Ende Januar in den zweigruppigen Neubau „Am Wasserturm“ eingezogen.
Neben dem bunt bemalten Wasserturm von Oberberken steht der in dezentem Braun gehaltene Neubau. Mit viel Holz, jeder Menge Licht und Platz sowie einer quer über den Flur hinter der Eingangstür gespannten „Herzlich willkommen!“-Girlande sind die Gäste drinnen empfangen worden. Am Freitag wurde in der neuen zweigruppigen Kita Am Wasserturm offiziell Eröffnung gefeiert – mit kurzen Reden, Liedern und Segenswünschen in Form von schillernden Seifenblasen.
Neugierig sind die Besucherinnen und Besucher hineingeströmt, und wurden von den kleinen Gastgeberinnen und Gastgebern stolz und aufgeregt empfangen. Ella, Jaron, Luisa und die anderen Mädchen und Jungen der Eichhörnchengruppe, Rosa, Felix, Amelie und alle Kinder aus der Igelgruppe konnten es kaum erwarten, bis das große Fest begann. Sie wollten den Gästen ihr neues Zuhause zeigen, das sie schon Ende Januar in Beschlag genommen haben. Und Lukas Link, dem Leiter der Kita und allen Mitarbeitenden, ging es nicht anders.
Von außen sticht bei dem hölzernen Gebäude die Dachform ins Auge, die zur optimalen Ausrichtung der Photovoltaikanlage dient. Denn die Kita Am Wasserturm ist nicht nur ein „wunderbarer Ort des Ankommens, der Geborgenheit und des Wachsens“, so Rolf Huttelmaier, der Leiter des SOS-Kinderdorfs in Oberberken, sondern auch ein ökologischer Vorzeigebau.
Für den nachhaltigen und umweltfreundlichen Neubau, der idyllisch am Ortsrand liegt und von Wiesen umgeben ist, wurden 153 Kubikmeter Holz – genauer gesagt Bambus, der am schnellsten nachwachsende Rohstoff – verbaut. Es gibt eine Geothermie-Heizung, eine Photovoltaikanlage sowie eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. „Und schön geworden ist der Neubau auch“, sagte Peter Fretschner, in der Geschäftsstelle von SOS-Kinderdorf in München zuständig für das Immobilienmanagement. Die Kita Am Wasserturm sei ganz im Sinne des neuen Leitspruchs des Vereins: „Die Gesellschaft von morgen entscheidet sich heute.“
Zur offiziellen Eröffnung der öffentlichen Kindertagesstätte hatte sich viel Besuch angesagt. „Total gelungen“, fand Schorndorfs Oberbürgermeister Bernd Hornikel den Neubau und erinnerte sich an den Tag vor vier Jahren, an dem die ehemalige Kita lichterloh brannte. Er sei gemütlich mit Freunden beim Grillen zusammengesessen, erzählte er. „Und da stand diese Rauchsäule am Himmel, die von überall zu sehen war.“
Vier Jahre ist es her, dass die alte Kita im SOS-Kinderdorf, die auch erst Anfang des Jahrtausends gebaut worden war, durch Brandstiftung in Flammen aufging. Was aus der Asche entstanden ist, ist größer und schöner als je zuvor. Die Kita Am Wasserturm ist zudem an die heutigen Anforderungen angepasst – und auch deshalb mit 750 Quadratmetern – ohne Kellerräume – um gut ein Drittel größer als der Vorgängerbau, berichtete Alexander Rommel vom zuständigen Architekten-Team. Jetzt gibt es eine Versorgungsküche, sowie einen schönen Platz für die gemeinsamen Mahlzeiten, das sogenannte neue „Kinderrestaurant“. Dazu kommt ein naturnaher und mehr als 1400 Quadratmeter großer Außenbereich mit gemeinschaftserlebnisfördernden Spielgeräten.
„Die Kita ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft unserer Stadt, und wir sind stolz wie Bolle“, sagte Schorndorfs Erster Bürgermeister Thorsten Englert. Oberberkens Ortsvorsteher Klaus Kärcher freute sich, „dass kein Oberberkener Kind in einen anderen Stadtteil gebracht werden muss“. Zwei Bitten hatte er allerdings. Zum einen, dass die Autofahrer die Schrittgeschwindigkeit auf dem Gelände einhalten – „Der Schnellste hatte Tempo 68 drauf“. Und zum anderen, dass die große Ulme an der Bushaltestelle, die krankheitsbedingt gefällt werden musste, schon bald ersetzt wird. „Die Kinder vermissen den Baum.“
Bevor sich die Aufmerksamkeit aller auf die gefüllten Teller mit Brezeln und Kuchen richtete, ließen die kleinen und großen Festgäste Segenswünsche in Form von Seifenblasen aufsteigen. Rolf Huttelmaier zitierte Hermann Gmeiner, den Gründer von SOS-Kinderdorf: „Alles Große in der Welt entstand immer nur dadurch, dass Menschen mehr taten, als sie tun mussten.“ Das sei an diesem Ort geschehen – und passierte auch bei der Eröffnung. Die Winnender Firma Kärcher spendierte der Einrichtung drei Haushaltshilfen – eine Teppichkehrsaugmaschine, einen Trockensauger sowie eine Scheuersaugmaschine – und Rolf Huttelmaier posierte mit strahlendem Lächeln und beiden Händen fest am Kehrsauger für ein Foto unter der Willkommens-Girlande.