Es war ein kurzer Schreck. Kurz vor der offiziellen Eröffnung des Stuttgarter Weindorfs schüttete es. Schorlewetter. Doch dann ging es halbwegs trocken über die Bühne.
Das passende Liedgut spielt ja bei so einer Eröffnung eine wichtige Rolle. „Ich steh im Regen“ von Zarah Leander kommt einem in den Sinn, als man so durch den nassen Innenhof des Alten Schlosses geht. Oder das „Sauwetterlied“ von Reinhard Mey. Und beim Anblick des kongenialen Duos auf der Bühne, der Parteifreunde Thomas Strobl und Frank Nopper, summt man kurz den Titelsong von „Butch Cassidy und Sundance Kid“ vor sich hin: „Raindrops keep falling on my head“. Die schwäbische Version von Robert Redford und Paul Newman, Rebellen zwar allenfalls im Geiste, aber mit dem gigantischen Weinglas so virtuos wie die Banditen mit dem Colt.
Das Recht des ersten Schluckes, es gebührt dem Innenminister und dem OB. „Tausend Fässer Wein“ müssen es nicht gleich sein, und schon gar kein „griechischer Wein“, sondern die schwäbische Variante. Mit einem Rosé des Stuttgarter Weingutes, getrunken aus dem überdimensionalen Glas, das Wengerter Dieter Zaiß beim ersten Weindorf als Zeichen seines Amtes als Weindorfschultes bekommen hatte.
„Alles alles geht vorbei“, das galt auch für die Wolken. So durfte Strobl dann trockenen Hauptes klar machen, dass er mit „it’s raining men“ wenig anfangen kann. „Wir trinken heute alle auf das Wohl der Damen, sagte er. Denn die seien als Wengerterinnen, Wirtinnen und Weinprinzessin unverzichtbar. Fast erstaunt klang das. Und Strobl zitierte gleich noch Johann Wolfgang von Goethe: „Ohne Wein und ohne Weiber, holt der Teufel unsere Leiber.“ Das wäre der Moment gewesen, wo Gitarrist und Sänger Jakob Longfield „Neue Männer braucht das Land!“ hätte anspielen sollen. Er entschied sich für „September“ von Earth, Wind & Fire.
Auch im September wird das Weindorf noch in Stuttgart stehen. Obschon Nopper verriet, dass Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß gerne das Stuttgarter Weindorf kaufen wolle, aber von ihm, Nopper, eine Absage bekommen habe: das Weindorf sei genau so unverkäuflich wie Stürmer Nick Woltemade. Da freut sich „der ganze wilde Süden“.
Und weil nicht nur in „unserer kleinen Kneipe“ die wichtigsten Menschen die Wirte sind, durften sie alle noch auf die Bühne und sich zeigen. Einer von Ihnen hatte noch einen zweiten, ganz großen Auftritt. Buddy Putler sang die Württemberg-Hymne. Die 400 Gäste standen, als sie ihn begleiteten: „Graf Im Bart, ihr seid der reichste, Euer Land trägt Edelstein!“ Als Württemberger muss man es dabei eigentlich bewenden lassen, mehr geht nicht. Doch als frommen Wunsch für die nächsten 16 Tage Weindorf wollen wir auf die Beatles verweisen: „Here comes the sun!“
Stuttgarter Weindorf
Öffnungszeiten
Das Weindorf in der Stuttgarter Innenstadt beginnt am Donnerstag, 21. Augst um 11.30 Uhr und endet am Samstag, 6. September, um Mitternacht. Geöffnet ist von Sonntag bis Mittwoch von 11.30 bis 23 Uhr. Und von Donnerstag bis Samstag von 11.30 Uhr bis Mitternacht.