Eröffnung mit Blumen, Bezirksvorsteherin und Bürgermeisterin: Veronika Kienzle und Isabel Fezer im neuen Familienzentrum Foto: red

Die katholische Kirche hat Stuttgarts erstes Betreuungszentrum für Kinder und Eltern eröffnet. Dort sollen fehlende Sozialstrukturen ersetzt werden.

S-Mitte - Der Wandel wird verbal schon deutlich: Der Kindergarten wurde zur Kindertagesstätte und wird nun zum Familienzentrum. Das erste dieser Art in Stuttgart ist am Dienstag an der Olga-straße eröffnet worden und künftig zuständig, rein formal, für Familien aus der Stadtmitte und dem angrenzenden Stuttgarter Süden. Die Einrichtung ist ein Modellprojekt der katholischen Kirche, unterstützt, ideell und zumindest mit einem Anschubzuschuss auch finanziell, von der Stadt Stuttgart.

Ob der Wandel vom einst freundlichen Bild des Kindes im Garten über das Kind in der Stätte zur Familie im Zentrum ein erfreulicher ist, bleibt nicht nur verbal Auslegungssache. Fest steht, so sagt es die Bezirksvorsteherin der Stadtmitte, Veronika Kienzle: „Es ist notwendig“ – das Familienzentrum. Schlicht, weil in der Stadtgesellschaft die Familie als Stütze in der Not, Ratgeber in gleich welcher Lebenslage oder nur Gesprächspartner zur Geselligkeit zunehmend eher die Ausnahme als die Regel sei. „Großeltern und Nachbarn fehlen“, sagt die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer. „Viele Eltern sind heute verunsichert.“ Viele Eltern scheinen auch nicht mehr zu wissen, was ihren Großeltern noch selbstverständlich war. Zum schon vorhandenen Angebot im neuen Familienzentrum gehört sogar ein Schnitzkurs. Der war wohlgemerkt gedacht für die Eltern, nicht für deren Kinder, auch wenn im Kursalltag nun fast ausschließlich der Nachwuchs zu Holz und Schnitzmesser greift.

Bisher war das Haus eine Kindertagesstätte

Der Träger des Familienzentrums ist der katholische Verein In Via. Gewachsen ist es in einem Haus, das schon als Kindertagesstätte genutzt wurde. Bis zu 170 Kinder werden dort betreut. An der gleichen Adresse betreibt die kirchliche Einrichtung ein Mädchenwohnheim.

An der Größe seines zentralen Ortes ist die Bedeutung des Zentrums schwerlich erkennbar. Es ist ein Zimmer, so groß wie ein Wohnzimmer, mit einer Theke. Hier öffnet künftig zwei mal die Woche das Elterncafé, das mit dem Wunsch verbunden ist, dass möglichst alle Eltern es gemeinsam selbst betreiben. Dies ist der Treffpunkt, der gleichsam die Familie ersetzt.

Es geht aber keineswegs nur darum, zu plaudern und sich gegenseitig Tipps zu geben. Zum Angebot gehören verschiedene Informationstage, Seminare und Kurse. Teil des Konzepts ist auch die Hilfe in tatsächlichen Notlagen, wenn möglich direkt im Haus, wenn nicht möglich, als Vermittler zu anderen sozialen Einrichtungen der Stadt. An der Zahl der Mitarbeiter, die sich um das Wohl der Familien bemühen, ist die Bedeutung des Zentrums sehr wohl erkennbar. Es sind rund 100.