Auf dem Fellbacher Herbst gilt: Viertele ja, Joint nein, denn die Stadt hat ein Cannabisverbot ausgesprochen. Höhepunkt ist der große Festumzug am Samstagnachmittag. Wegen der Waffenverbotszone erhält der Scherenschleifer jetzt keinen Stand mehr.
Weinfeste haben ja den Ruf, dass der dortige Alkoholkonsum nicht zwangsläufig zu einem erhöhten Erregungs- und Rabatzpotenzial führt. Anders als bei Festen, an denen das Bier in Strömen fließt – wie derzeit beispielsweise auf dem Wasen, wo beim Cannstatter Volksfest nach einigen Maß Gerstensaft insbesondere bei jungen Männern auch mal die Sicherungen durchbrennen und es zu fliegenden Fäusten kommt. Dass die Kommunen für derartige Festivitäten ein Konzept gegen Anschläge parat haben müssen, ist mittlerweile leider unvermeidlich.
Auch stichprobenartigen Kontrollen von Rucksäcken möglich
Beim Fellbacher Herbst ist es immerhin schon einige Zeit her, dass rivalisierende Gangs ihre Reibereien ausgerechnet beim Erntedankfest austragen wollten. Dennoch gilt auch in diesem Jahr die Devise: Wachsam sein! Und so wird die andernorts bereits vollzogene konsequente Linie nun auch in Fellbach umgesetzt: Die Stadt hat wie in Gerlingen, Ludwigsburg oder beim Stuttgarter Weindorf „mit einer Rechtsverordnung eine Waffenverbotszone während des Festbetriebs ausgesprochen“. Das erklärt der Geschäftsführer der Fellbacher Event & Location GmbH (Feel), Jens Mohrmann. „Wir haben sicherheitstechnisch, wie viele Veranstalter, die rechtlichen Rahmenbedingungen überarbeitet und ergänzt.“
Diese Verordnung ermöglicht auch stichprobenartige Kontrollen von Taschen und Rucksäcken durch den Sicherheitsdienst. „Die gute Zusammenarbeit zwischen der Polizei, dem Kommunalen Ordnungsdienst sowie dem Sicherheitsdienst ist ein wichtiger Baustein des bewährten Sicherheitskonzepts, das jedes Jahr aktualisiert und angepasst wird“, erklärt Mohrmann.
Allerdings hat diese neue Verfügung eine kurios-negative Folge für einen bestimmten Berufsstand, wie Mohrmann erläutert: „Die Waffenverbotszone hat auch Einfluss auf den Krämermarkt. So kann wegen der Waffenverbotszone der Scherenschleifer dieses Jahr leider nicht teilnehmen.“
Cannabis gehört nicht auf den Herbst
Im Übrigen gilt für den Fellbacher Herbst die Parole: Viertele ja, Haschisch nein! Außerdem hat die Stadt mit einer Allgemeinverfügung fürs Festareal ein Cannabisverbot verhängt. Cannabis sei eine Droge, „die nicht hingehört auf den Herbst“.
Da es das 75. Herbstfest ist, wird heuer also Jubiläum gefeiert. Seit 1948 feiert die Stadt am Fuße des Kappelbergs das Traditionsfest, das die Landjugend nach dem Krieg erstmalig beging. Vom 11. bis zum 14. Oktober verwandelt sich die Fellbacher Ortsmitte in einen Veranstaltungsplatz. Festumzug, verkaufsoffener Sonntag, Rummel oder auch das Weinsträßle, der Festbetrieb auf dem Guntram-Palm-Platz und die verschiedenen Musikbühnen werden einmal mehr Zehntausende Besucher anziehen.
Große Weinprobe mit dem VfB-Stadionsprecher
Inoffizieller Auftakt ist wie stets am Donnerstagabend die Große Weinprobe der Fellbacher Weingärtner, die dieses Jahr vom Stadionsprecher des VfB Stuttgart, Holger Laser, moderiert wird. Es gibt noch Karten bei den Fellbacher Weingärtnern.
Ab Freitag steht dann die Qualität der Fellbacher Rebensäfte im Mittelpunkt. In der Stadtmitte bieten die Weingüter sowie die Partnerschaftsstädte ihre Produkte an. Der Bereich um Rathaus, Markthalle und Schwabenlandhalle verwandelt sich zur Festzone mit Rummel, Essens- und Marktständen.
Traditionell wird der Umzug am Samstagmittag, beginnend mit dem Garbenwagen, nach dem ökumenischen Erntedank von der Oberbürgermeisterin mit den Worten „Nun bringt die Wagen in die Stadt...“ auf den Weg geschickt. Begleitet von vielen Schaulustigen ziehen dann die Landjugend mit den gefüllten Butten, die Stadträte, die Gäste aus den Partnerstädten, Musikkapellen und viele weitere Motivwagen und Fußgruppen zum Festplatz, wo nach dem jahrzehntealten Brauch die offizielle Eröffnung des Fellbacher Herbstes erfolgt.
Festumzug mit 62 Gruppen und 3200 Teilnehmern
Dieses Jahr sind zum Festumzug 62 Gruppen mit mehr als 3200 Teilnehmern angemeldet. Erfreulich: Die Teilnehmerzahl ist gegenüber 2023 um zehn Gruppen und rund 400 Personen gewachsen. Das von Rathauschefin Gabriele Zull ersonnene Motto des diesjährigen Herbstes „Blick zurück nach vorn!“ wird dabei für die Gestaltung der Beiträge als Leitmotiv dienen.
Ausstellung zur Historie des Fellbacher Herbsts
Eine Besonderheit im Rahmenprogramm ist die Ausstellung im Rathaus, in der das Stadtarchiv die langjährige Geschichte des Fellbacher Herbstes Revue passieren lässt. Das Archiv, Gedächtnis der Stadt, hat anlässlich dieses Jubiläums eine kleine Archivalien-Präsentation vorbereitet. Im Foyer des Rathauses ist von 9. bis 18. Oktober ein spannender Rückblick in die vergangenen Jahrzehnte möglich. Gezeigt werden – bunt gemischt und quer durch die Zeiten – Dokumente aus 76 Jahren. Zu sehen sind Exponate, die in diesem Zeitraum gesammelt und aufbewahrt wurden – unter anderem das Gemeinderatsprotokoll, das den Beschluss zum Fellbacher Herbst von 1948 belegt, Redemanuskripte, Programmhefte, Einladungen und vieles mehr, vor allem natürlich auch Fotos und Plakate. Sehr schön ist dabei, wie ganz ähnlicher Motive aus dem Jahr 1950 mit aktuellen Aufnahmen von 2023 gegenübergestellt werden.