Die Bauern im Kreis haben den heißen Sommer bisher gut verkraftet. Foto: imago stock&people

Die hohen Temperaturen setzen den hiesigen Bauern weniger zu als in Nord- und Ostdeutschland.

Kreis Göppingen - Während der Bauernverband auf Bundesebene schon von der schlechtesten Ernte des Jahrhunderts spricht, sind die Landwirte im Kreis weitgehend zufrieden mit den bisherigen Erträgen. Kritisch könnte es noch auf den Wiesen und Weiden werden, wenn die hohen Temperaturen anhalten und der Regen weiter knapp ausfällt. „Wir stehen etwas nervös in der Landschaft. Es kann sich aber auch noch alles entspannen“, sagte der Kreisbauernverbandsvorsitzende Hermann Färber über die momentane Gefühlslage vieler Landwirte. Der CDU-Bundestagsabgeordnete unterhält nach wie vor eine Landwirtschaft in Böhmenkirch.

Lokal sehr unterschiedliche Ergebnisse möglich

Der Ackerbau verlief in diesem Jahr durchschnittlich bis leicht unterdurchschnittlich. Dies ist das Fazit des Erntepressegespräches, zu welchem der Kreisbauernverband am Mittwoch eingeladen hatte. Allerdings betonte der Kreisbauernverbandsvorsitzende Färber auch, dass die Ernten lokal sehr unterschiedlich ausfallen könnten. Das warme Wetter im Frühjahr lies die Ernte vieler Pflanzen zeitlich nach vorne rücken. „Wir sind in diesem Jahr drei Wochen früher dran als sonst“, sagte Färber. Allerdings brächten frühe Ernten nie Spitzenerträge. Während einige Landwirte aus dem Kreis zehn bis 15 Prozent weniger an Getreide einfuhren, sind bei anderen Bauern die Ernteerträge ähnlich wie in den Vorjahren.

Dass die Bauern im Landkreis Göppingen bisher – wenn überhaupt – nur geringe Ernteausfälle zu beklagen haben, sagt auch das Landwirtschaftsamt der Kreisverwaltung. „Stand heute haben wir keine Trockenkatastrophe, es ist nichts Existenzbedrohendes“, berichtete der Leiter des Landwirtschaftsamtes, Wilfried Dieterich, beim Vergleich mit der Situation im Norden und Osten Deutschlands. Ein Problem seien allerdings die ausgedörrten Böden im Landkreis. Diese würden einige Zeit brauchen, bis sie sich wieder regeneriert hätten. Im Augenblick sehe es danach aus, als würden die hohen Temperaturen anhalten. „Dann haben die Weidebetriebe ein massives Problem“, sagte Dieterich.

Die Obstbauern freuen sich

Trockenphasen mit hohen Temperaturen habe es auch in der Vergangenheit gegeben, beispielsweise in den Jahren 1976 oder 2003, sagte Dieterich. Der Klimawandel sorge aber dafür, dass sich die extremen Wetterphasen immer massiver zeigten. Deshalb empfiehlt das Landwirtschaftsamt den Bauern, einige ihrer bewirtschafteten Flächen mit hitzeresistenteren Pflanzen wie Luzernen, ein Schneckenklee, zu belegen. „Dann hat man einen Puffer“, sagte Wilfried Dieterich.

Während das Getreide eher durchschnittlich eingebracht wurde, und das Futter zum Ende der Erntezeit noch knapp werden könnte, freuen sich die Obstbauern über besonders gute Erträge. Allerdings ist die gute Ernte dieses Jahr auch auf die schlechte Saison im vergangenen Jahr zurückzuführen. Die Obstbäume, vor allem die Kirschen, hatten genügend Reserven, um in diesem Jahr viele Früchte wachsen zu lassen. Das warme Frühjahr tat sein übriges, das Obst wachsen zu lassen.

Dass die drohenden Ernteausfälle im Norden und Osten Deutschlands zu einem Preisanstieg für landwirtschaftliche Produkte führen, das glaubt der Kreisbauernverbandsvorsitzende Färber nicht. Vor dreißig Jahren sei dies noch so gewesen. Inzwischen würden die Preise für Weizen, Mais oder Hafer aber an internationalen Börsen gemacht. Und in anderen Weltregionen, etwa in Russland oder Südamerika, werde von Jahr zu Jahr mehr produziert. Ein schlechtes Erntejahr in Deutschland wirke sich kaum auf die Weltmarktpreise aus. „Der Verbraucher wird von den Entwicklungen im Regal nichts spüren.“ Da ist sich Färber sicher.