Wache Augen und ein Lächeln – das ist Ernst Konarek Foto: PR

An diesem Montag wird Ernst Konarek 70 Jahre alt. Der Schauspieler war 22 Jahre lang Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart.

Der Herr Karl

Die erste Begegnung war im Theaterhaus am alten Standort in Stuttgart-Wangen. Da hockte Ernst Konarek auf der tiefer gelegten Bühne, sortierte Weinflaschen und philosophierte über das Leben im „Dritten Reich“. Insbesondere über sein eigenes, das Leben des Herrn Karl. Als typischer Wiener „katholisch und freiheitsliebend“, entpuppt der sich bald als skrupelloser Drückeberger und Anpassling. Ernst Konarek, 1945 in Wien geboren, war ein wunderbarer Übersetzer des 1961 von Helmut Qualtinger und Carl Merz geschriebenen Monologs. Sein Talent, ziemlich böse Themen mit schwarzem Humor zu interpretieren, ist großartig. Kürzlich war Konarek, dessen Name tschechischen Ursprungs ist und übersetzt „Pferdchen“ heißt, als ewiger Gatte (nach Dostojewski) im neuen Theaterhaus zu sehen. Und wieder lachte er so dreckig, wie es nur der Koranek perfekt drauf hat.

Stuttgarts Liebling

Und dann sitzt dieser Ernst Konarek – den Blick über die ziemlich tief auf der Nase sitzenden Brille freundlich lächelnd auf sein Gegenüber geheftet – und sieht immer noch aus wie vor mehr als 20 Jahren. „Ich mach gern Sport, ich fahr Fahrrad und trainiere täglich an Geräten“, sagt er. 22 Jahre lang war Konarek Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart. „Das passte gut in unseren Familienrhythmus“, sagt er. Ein aufmerksamer Vater der Entwicklung zweier Töchter wollte er sein. Und als die flügge wurden, ernannte er sich selbst zum freien Schauspieler.

Multitalent

Die Natur hat Konarek mit vielen Talenten ausgestattet. Für die Stuttgarter Philharmoniker inszenierte er „Die Fledermaus“ von Johann Strauß und spielte auch den Frosch. Gemeinsam mit Silvia Armbruster hat er die Buchvorlage des palästinensischen Arztes „Ich werde nicht hassen“ als szenischen Monolog eingerichtet. Die Theaterhaus-Produktion war vor wenigen Tagen beim Theatertreffen der Freien Bühnen in Hamburg ein riesiger Erfolg. „Ich dachte immer, zu inszenieren sei die Krönung des Theaterlebens“, sagt er. Und dass er es immer wieder versucht habe. „Aber ich bin zu ungeduldig, und im Bemühen, etwas Redliches zu machen, auch manchmal ungerecht“. Also doch lieber Schauspielen. „Der Kontrabass“, „Die Judenbank“, Liederabende mit Musikern, vor allem die Wiener Kaffeehaus-Literaten. Peter Altenberg, Egon Friedell, Alfred Polgar, Ernst Polak, jüdischer Herkunft allesamt. „Immer gern wieder“, werde er die Texte der einst Verfemten unters Volk bringen, „wenn der Rabbi das will und wir einen Auftrittsort finden“, lächelt Konarek. „Der Rabbi“, das ist der ehemalige Landesrabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Joel Berger. Ernst Konarek ist kein Jude. Aber er hat ein kluges, tolerantes Herz. Und er hat sich informiert, vor Ort. Er war in Jenin im Westjordanland und an mehreren Orten in Israel. Seine große Tochter lebt in Israel.

Der große Erzähler

Als Österreicher in Deutschland hat er es „am Anfang ein bisschen schwer gehabt“, sagt er. Konarek liebt Situationen, in denen „der Schmäh rennt“. Heißt, wenn „sich Menschen gegenseitig auf den Arm nehmen“. Er spielt gern auf großer Bühne, liebt aber das Kleinteilige einer Besenwirtschaft. „Den Herrn Karl spiel’ ich immer noch, ich hab für die Produktion drei Kisten und ein paar Flaschen, damit komm ich rum“, lacht er. Und hätte er das Schauspielen nicht so gemocht, wär’ er Journalist geworden, fürs Feuilleton. Immerhin hat er in Wien Zeitungswesen und Germanistik studiert. Und dann sagt er: „Ich möchte im besten Sinn ein Volksschauspieler sein.“ Und dass die wichtigsten Abende die seien, in denen „eine Geschichte erzählt und nicht Kunst produziert wird.“ An diesem Montag wird Ernst Konarek 70 Jahre alt. Wir gratulieren! (bj)