Die Reparatur des defekten Dachs der Aussegnungshalle auf dem Münchinger Friedhof kostet um ein Viertel mehr als gedacht. Foto: dpa-Zentralbild

Weil das Dach undicht ist, muss die Aussegnungshalle auf dem Münchinger Friedhof dringend saniert werden. Nun wird das Projekt unerwartet teurer – die Schuld der Stadt ist das aber wohl nicht.

Korntal-Münchingen - Erst die Stadthalle, dann die ohnehin teure Kita Goerdelerstraße und jetzt auch noch die Aussegnungshalle in Münchingen: zum dritten Mal in kurzem Zeitraum musste der Gemeinderat für ein Sanierungsprojekt Mehrkosten durchwinken – notgedrungen.

„Verärgert“ sei die Stadtverwaltung über die Kostensteigerung, sagte der Bürgermeister Joachim Wolf in der Sitzung des Gremiums am Dienstag. Statt rund 200 000 Euro kostet die Instandsetzung nun knapp 55 000 Euro mehr. Die Schuld der Stadt scheint das allerdings nicht zu sein: „Das Planungsbüro hat uns mitgeteilt, dass einiges falsch eingeschätzt wurde“, sagt Sonja Widmann, die zuständige Bereichsleiterin im Bauamt. Auch Wolf weist die Schuld von der Stadt.

Bauüberwachung an Büro delegiert

Die Dachflächen der 1969 gebauten Aussegnungshalle in Münchingen sind seit einigen Jahren undicht. Von einer „dringenden Sanierung“ spricht Wolf. Zwar sind mehrfach Bauarbeiter angerückt, das habe aber „nur in Teilbereichen zum Erfolg geführt“. Das in Korntal ansässige Büro Kondor hatte im Sommer den Auftrag zur Planung und Bauüberwachung bekommen.

Kurz vor dem anvisierten Baubeginn – eigentlich sollten die Arbeiten schon in diesem Herbst erledigt werden – hat sich das Büro dann offenbar an die Verwaltung gewandt und eingeräumt, dass es die Anforderungen an den Arbeitsschutz in den Ausschreibungen nicht ausreichend berücksichtigt habe. „Wir waren überrascht, dass das Büro einige Details auf den Tisch gebracht hat“, sagte Wolf. So sind nun unter anderem umfangreichere Gerüste für die Demontage- und Montagearbeiten nötig als eigentlich geplant.

Wenig Hoffnung auf Kostensenkung

Außerdem stellte sich heraus, dass die Ausführung des Dachs von den Bestandsplänen abweicht – das Büro hatte das wohl nicht mehr selbst überprüft. „Die Planung hätte sorgfältiger sein können“, sagte der Bürgermeister: „Das war vermeidbar.“ Auch die Räte sind über die teurere Sanierung nicht glücklich. „Es ist die dritte Kostensteigerung in kurzer Zeit und eine eklatante Erhöhung“, sagte der SPD-Rat Guntram Schrempp. „Aber man muss es machen.“ Das Gebäude sei „dringend sanierungsbedürftig“. Roman Graser (Grüne) hatte die Planung des Büros schon kürzlich im Gemeinderat kritisiert, als es um die Kita in der Goerdelerstraße ging. Auch hier hatte das Büro Kondor offenbar einiges falsch eingeschätzt – unter anderem nötige Brandschutzanforderungen. „Wir bedauern extrem, dass es wieder Mehrkosten gibt“, sagte Graser. „Wir müssen stärker darauf achten.“

Joachim Winter (CDU) fragte nach, ob sich die Kosten für die Aussegnungshalle nicht doch noch reduzieren ließen. Auch Guntram Schrempp drängte darauf, das erneut zu prüfen. Der Bürgermeister sagte zu, sich noch einmal mit den Kirchenvertretern in Verbindung setzen zu wollen. Viel Hoffnung, dass es noch Bereiche gibt, in denen die Kosten gesenkt werden könnten, machte er indes nicht. Mit der Sanierung soll nun im März begonnen werden.