Bei den Kontrollen werden die Motorräder unter die Lupe genommen. Foto: Gottfried Stoppel

Die Strecke zwischen Sulzbach und Großerlach im Rems-Murr-Kreis nutzen manche Biker als Rennpiste. Das ist gefährlich und laut. Die Polizei kontrolliert dort nun verstärkt. Am Donnerstag mussten zwei Motorradfahrer zu Fuß weiter.

Zahlreiche Motorradfahrer mussten am Donnerstagabend auf der Bundesstraße 14 im nördlichen Rems-Murr-Kreis unfreiwillig die Bremse reinhauen: Auf der Sulzbacher Steige zwischen Sulzbach und Großerlach führte die Verkehrspolizei bei der zu Sulzbach gehörenden Ortschaft Berwinkel gezielte Motorradkontrollen durch. Mit von der Partie waren bei dieser Kontrollaktion auch Mitarbeiter des Landratsamtes Rems-Murr-Kreis mit einer Geschwindigkeitsmessanlage.

 

Zwei müssen ihr Bike gleich stehen lassen

Die Kontrolleure inspizierten im Zuge der Aktion 30 Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer. Das Ergebnis: Vier Zweiräder wurden mit technischen Mängeln beziehungsweise technischen Veränderungen beanstandet. Zwei dieser Motorradfahrer mussten danach zu Fuß weiter oder sich von Bekannten oder Verwandten abholen lassen. Eine Weiterfahrt war wegen der durch die Beanstandungen erloschenen Betriebserlaubnis nicht mehr möglich.

Im Vordergrund dieser Kontrolle stand nach den Angaben der Polizei auch der Präventionsgedanke. Beamte des Referats Prävention des Polizeipräsidiums Aalen versuchten mit den Motorradfahrenden ins Gespräch zu kommen und über die Gefahren aufzuklären. Es gab hilfreiche Tipps und Informationen, um sicher anzukommen. Bei der Geschwindigkeitsmessung des Landratsamts wurden während der Kontrollzeit 355 Fahrzeuge gemessen, wovon 13 Autos zu schnell waren.

Auffallend viele „junge Fahrer“ zwischen 15 und 25 Jahren

Während sich in den Jahren 2019 bis 2022 auf der Sulzbacher Steige die Zweiradunfälle mit maximal elf Unfällen pro Jahr auf einem konstanten Niveau befanden, verzeichnete die Polizei auf der beliebten Motorradstrecke im Folgejahr 2023 einen deutlichen Anstieg mit 21 Zweiradunfällen, wobei es neben einem getöteten Zweiradfahrer noch vier schwer- und zwölf leichtverletzte Personen gab. Auffallend ist, dass es sich bei 59 Prozent der Beteiligten um „junge Fahrer“ im Alter von 15 bis 25 Jahren handelte. 60 Prozent der Verkehrsunfälle wurden durch die Motorradfahrenden selbst verursacht.

Nicht angemessene Geschwindigkeit ist generell mit einem Anteil von circa 40 Prozent nach wie vor die Hauptunfallursache bei tödlichen Verkehrsunfällen. Aber nicht nur zu hohe Geschwindigkeiten, auch technische Manipulationen an Motorrädern beeinträchtigen zusätzlich die Verkehrssicherheit. Durch spezielle Änderungen an den Abgasanlagen kommt es insbesondere auf der bekannten Schwerpunktstrecke in Verbindung mit den zu hohen Geschwindigkeiten zu nahezu unerträglichen Lärmemissionen.

Anwohner klagen über Lärm

Die Anwohner an der Sulzbacher Steige klagen seit Jahren über diese Beeinträchtigungen und finden beim Aalener Polizeipräsidenten Reiner Möller Gehör. „Wir dulden das gefährliche und unzumutbare Fahrverhalten einzelner Motorradfahrenden nicht“, sagte Möller und kündigte an, die Polizei werde auf dieser Strecke auch zukünftig Kontrollen machen.

Um gefährliche und störende Verkehrssituationen auf der Sulzbacher Steige zu entschärfen, werden seit Ende Juli auch semistationäre Geschwindigkeitsmessanlagen, sogenannte Enforcement-Trailer, eingesetzt. Durch die Kombination von verstärktem Kontrolldruck und baulichen Maßnahmen erhoffen sich die Behörden, die Verkehrssicherheit an der Sulzbacher Steige zu verbessern und den Verkehrslärm zu reduzieren. So hat das Landratsamt Anfang August Mittelmarkierungen mit Doppelstrich sowie reflektierende Markierungsknöpfe angebracht. Ziel dieser jüngsten Maßnahme ist es, das dort bestehende Überholverbot noch besser erkennbar zu machen.

Außerdem soll dadurch das beliebte Schneiden der Kurvenradien verhindert werden. Denn bei diesen Manövern kommen einzelne Motorradfahrer dem Gegenverkehr immer wieder gefährlich nahe.