Pelletheizungen sind gefragt – aber sind sie auch nachhaltig? Foto: mago/MiS/Bernd Feil

Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen nicht mehr mit den fossilen Energieträgern Gas oder Öl heizen. Was es bei einer Umrüstung zu beachten gilt.

Explodierende Energiepreise und die Angst, dass Erdgas knapp wird, verunsichern derzeit viele Verbraucherinnen und Verbraucher. Immer mehr Eigenheimbesitzer wollen weg vom Erdgas und stattdessen mit nachhaltiger Energie heizen. Die Nachfrage bei den Installateuren steigt. Doch welche sinnvollen und klimafreundlichen Alternativen gibt es zu Öl und Gas?

 

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Wärmepumpe

Das Heizen mit Wärmepumpen scheint die derzeit gefragteste Technologie zu sein, nicht nur bei Neubauten, sondern auch, wenn es darum geht umzurüsten. Eine Wärmepumpe holt sich die Energie aus der Luft oder der Erde in das Heizungssystem und leitet sie in den Wohnraum. Dazu braucht sie Strom. Wenn dieser ökologisch erzeugt wurde, arbeitet eine Wärmepumpe klimaschonend. „Ein großer Vorteil der Wärmepumpe ist, dass sie sehr effizient arbeitet – das heißt, wenig Strom benötigt, um viel Wärme zu produzieren“, sagt Sibylle Braungardt, Expertin für Energie und Klimaschutz am Freiburger Öko-Institut. Für Wärmepumpen kann man einen speziellen – deutlich günstigeren – Stromtarif nutzen. „Mit dem bevorstehenden Wegfall der EEG-Umlage wird Strom wieder ein wenig günstiger und Wärmepumpen damit attraktiver“, sagt Braungardt. Gerade in Kombination mit einer eigenen Solaranlage auf dem Dach könne sich die Umrüstung lohnen. Wichtig sei aber, betont Braungardt, dass für jedes Gebäude die passende Kombination für die erneuerbare Wärmeerzeugung gefunden werde. Es hänge von vielen Faktoren ab, sagen auch Verbraucherschützer, etwa wie gut ein Gebäude bereits saniert ist oder ob es über eine Fußbodenheizung verfügt. Eine ausführliche Beratung durch Experten oder Installateure sei in jedem Falle nötig.

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Holz- und Pelletheizung

Heizen mit Holz und Holzprodukten liegt ebenfalls im Trend. Holzheizungen, Kamine und Kachelöfen sind wegen ihrer wohligen Wärme zwar beliebt, sie erfordern allerdings auch einen hohen Aufwand: Das Holz muss antransportiert, getragen und verstaut werden – gerade für ältere Verbraucher kann das problematisch werden. Außerdem ist genügend trockener Stauraum in der Garage oder dem Keller vonnöten. Unkomplizierter sind Pellets – rund drei Zentimeter lange Stäbchen aus gepresstem Sägemehl oder anderen Resten der Holzverarbeitung. Diese werden vollautomatisch in einen Kessel gefüllt und verbrennen deutlich sauberer, das heißt, mit weniger Schadstoffausstoß als Holzscheite. Wie ökologisch Pellets sind, ist trotzdem umstritten – selbst wenn sie aus nachhaltiger Produktion stammen. „Holz- und Pelletheizungen bieten keine nachhaltige Gesamtlösung für unsere Wärmeversorgung“, stellt Energieexpertin Braungardt klar. Die fossilen Energieträger, die ja ersetzt werden sollen, würden eine zu große Lücke hinterlassen, um sie mit Biomasse schließen zu können, sagt sie.

Blockheizkraftwerk

Ein Blockheizkraftwerk erzeugt nach dem Prinzip der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung sowohl Strom als auch Wärme. Ein Motor treibt einen Stromgenerator an. Die dabei entstehende Abwärme wird zum Heizen und für die Warmwasserversorgung genutzt. Und der Strom kann ebenfalls im Haushalt verwendet werden. Die Effizienz ist hoch, die Belastung für das Klima geringer als bei konventionellen Heizungen. Aber: Das Blockheizkraftwerk wird meist mit Erdgas betrieben. Und: Öffentlich gefördert wird diese Heizungsart derzeit nicht.

Brennstoffzelle

Auch Brennstoffzellen produzieren Strom und Wärme. Im Gegensatz zum Blockheizkraftwerk wird hier aber kein Gas verbrannt, sondern mithilfe eines elektrochemischen Prozesses in Strom und Wärme umgewandelt. Es wird ebenfalls Erdgas genutzt, das in der Brennstoffzelle zu Wasserstoff umgewandelt wird. Theoretisch könnte die Brennstoffzelle auch direkt mit grünem Wasserstoff gespeist werden. „Allerdings ist dieser voraussichtlich auch langfristig nur sehr eingeschränkt verfügbar“, und es fehlten dazu die richtigen Leitungen, gibt Sibylle Braungardt zu bedenken. „Brennstoffzellen zum Heizen sind derzeit nicht auf dem Markt verbreitet und teuer.“

Fernwärme

Laut Verbraucherzentrale heizen bereits rund 5,5 Millionen Haushalte in Deutschland mit Fernwärme. Meist seien dies Mietwohnungen. Auch Fernwärme entsteht oftmals mithilfe von Kraft-Wärme-Kopplung, etwa in einem Kraftwerk oder einer Müllverbrennungsanlage. Die bei den dortigen Prozessen entstehende Wärme wird durch Rohre zu den Wohnungen transportiert. Das ist effizient und insgesamt relativ günstig. Allerdings kommt es nur für bestimmte Haushalte infrage, da das nächste Kraftwerk oder auch die nächste Biogasanlage nicht in jedem Gebiet um die Ecke liegt.

Solarthermie

Eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach kann eine Heizung nicht ersetzen. Sie kann aber für die Versorgung von Warmwasser genutzt werden und auch die bestehende Heizung ergänzen. Bislang wird die Anlage, die die Kraft der Sonne nutzt, oft mit einer Gasheizung kombiniert. Wer wegwill von den Fossilen, kann sie aber auch mit einer Wärmepumpe und mit einer Holz- oder Pelletheizung kombinieren.

Förderung und Kosten

Wer sich für eine Wärmepumpe oder für andere regenerative Heizungsarten entscheidet, für den haben Bund und Länder Förderprogramme aufgelegt. Je nach Anlage wird bis zur Hälfte der Kosten erstattet. Der Einbau neuer Heizungsanlagen sei aber trotz Förderung sehr teuer, betont Jörg Knapp, Leiter des Referats Technik beim Fachverband Sanitär-Heizung-Klima (SHK) Baden-Württemberg. Viele Interessenten würden die Kosten im fünfstelligen Eurobereich überraschen. „Technisch ist überall eine Umrüstung möglich, aber sie ist nicht überall wirtschaftlich“, sagt Knapp, daher müsse so eine Investition wohlüberlegt sein. „Eine Umrüstung erfordert daher zwingend eine detaillierte Planung.“ Neben dem Installateur können Verbraucherinnen und Verbraucher auch unabhängige Energieexperten zurate ziehen.