Sonne tanken: Für die Produktion von Vitamin D braucht der Körper UVB-Strahlen. Im Winter dringen nicht genügend von ihnen durch. Aber deshalb gleich zu Tabletten greifen? Foto: dpa

Kein Winter ohne Vitamin-D-Pillen? Ganz so einfach ist es nicht: Selbst unter Forschern ist der Nutzen von Vitamin-D-Tabletten umstritten. Für manche Menschen sind sie jedoch unverzichtbar.

Stuttgart -

Vitamin D ist auch als Sonnenvitamin bekannt: Der Körper stellt es mit Hilfe von UVB-Strahlen her. Im Winter nehmen viele Menschen Vitamin-D-Tabletten, um sich vor einem Mangel zu schützen. Doch was bringen Ersatzpräparate in sonnenarmen Zeiten wirklich? -

Wozu braucht der Körper Vitamin D?
Vitamin D ist an Stoffwechselvorgängen wie der Bildung von Proteinen beteiligt. Zudem reguliert es den Kalzium- und den Phosphatstoffwechsel und hat somit Einfluss auf die Knochenmineralisierung. Ein schwerer und anhaltender Vitamin-D-Mangel kann unter anderem zur Erweichung der Knochen und zu Verformungen des Skeletts führen, warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihrem 13. Ernährungsbericht. Er wurde im Dezember 2016 im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft herausgegeben. Im höheren Alter könne ein Vitamin-D-Mangel daneben zur Entstehung von Osteoporose beitragen.
Wer ist von einem Mangel gefährdet?
Vor allem Menschen, die sich wenig im Freien aufhalten, sind von einem Vitamin-D-Mangel gefährdet. Eine weitere Risikogruppe sind Menschen mit einer chronischen Erkrankung – wie einer Niereninsuffizienz – sowie Senioren über 65 Jahre: Bei ihnen ist die körpereigene Produktion von Vitamin D aufgrund der dünneren Hautdicke und der nachlassenden Fähigkeit, Vitamin D in der Leber und den Nieren zu verstoffwechseln, geringer, so die DGE. Eine orale Einnahme empfiehlt sie zudem Säuglingen (sie sollten in den ersten Monaten kein direktes Sonnenlicht abbekommen), voll verschleierten Frauen sowie dunkelhäutigen Menschen (sie bilden weniger Vitamin D3 als helle Typen).
Ab wann spricht man von einem Mangel?
In der Leber wird Vitamin D zu Calcidiol (25-Hydroxyvitamin-D) umgewandelt. Nach Einschätzung der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Institute of Medicine (IOM) liegt ein Vitamin-D-Mangel vor, sobald die Konzentration von Calcidiol im Blutserum einen Wert von 30 Nanomol pro Liter unterschreitet. Als kritisch gilt ein Wert von weniger als 12,5 Nanomol pro Liter – er geht mit Knochenschäden einher. Von einer ausreichenden Versorgung geht das IOM bei mehr als 50 Nanomol pro Liter aus. Diesen Wert erreichen laut einer vom Robert-Koch-Institut durchgeführten Studie gut 60 Prozent der Deutschen nicht. Um herauszufinden, ob dem Körper genug Vitamin D zur Verfügung steht, kann man für etwa 30 Euro die Calcidiol-Werte vom Hausarzt messen lassen. „Da die Werte nicht so zuverlässig sind, ist es aber schwierig zu sagen, wie sinnvoll das ist“, sagt Peter Stehle vom Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften an der Universität Bonn.
Wo kommt Vitamin D vor?

Streng genommen sind die Vitamine D3 und D3 keine Vitamine, sondern eher so etwas wie die Vorstufe eines Hormons: Sie gehören zu den Secosteroiden. Vitamin D2 stellt der Körper aus pflanzlichen Lebensmitteln her, Vitamin D3 gewinnt er aus Tierprodukten. Etwa 80 bis 90 Prozent stammen jedoch aus der körpereigenen Produktion in der Haut. Für sie braucht der Körper UVB-Strahlen mit einer Wellenlänge zwischen 290 und 315 Nanometern – daher ist Vitamin D3 auch als „Sonnenvitamin“ bekannt. Passende UVB-Strahlen kommen ganzjährig jedoch nur in Regionen unterhalb des 35. Breitengrads vor. In Deutschland, das zwischen dem 47. und 55. Breitengrad liegt, ist die Eigensynthese nur von März bis Oktober möglich.