Die echte Polizei warnt vor Betrügern: Nicht immer ist die Polizei am Telefon Foto: dpa

Der Schaden durch die Betrugsmasche mit falschen Polizisten am Telefon geht allein in Baden-Württemberg in die Millionen. Nun aber hat die echte Polizei einen großen Fisch am Haken.

Stuttgart - Der mutmaßliche Drahtzieher einer Bande aus falschen Polizisten ist nach Stuttgart ausgeliefert worden. Die Gruppierung soll ihren Opfern mindestens 114 000 Euro abgenommen haben. Bereits im Herbst waren die ersten Verdächtigen, zwei 23 und 33 Jahre alte Halbbrüder, dingfest gemacht worden. Die Spur führte die Ermittler schließlich zu einem mutmaßlichen Hintermann. Der 43 Jahre alte Tatverdächtige soll ein Netzwerk geführt haben, das von Callcentern in der Türkei aus betagte Opfer in Deutschland ins Visier nimmt.

Zu den Opfern der Bande gehört eine 53-jährige Frau aus Heumaden. Sie war Ende März vergangenen Jahres abends von einem vermeintlichen Polizisten angerufen worden, der vorgab, dass in ihrem Wohngebiet gerade Einbrecher unterwegs seien und gerade sie ins Visier genommen hätten. Sie solle „sicherheitshalber“ ihre Wertsachen, Bargeld und Schmuck, bei einem Polizeibeamten in Verwahrung geben. Die Betrüger setzten die Frau so sehr unter Druck, dass sie Wertgegenstände für mehrere Tausend Euro in ein schwarzes Ledertäschchen steckte und dieses nachts gegen 1 Uhr einem Boten übergab. Allerdings agierte der nicht gerade unauffällig: Der Mann riss ihr die Beute aus der Hand und rannte davon. Die Frau alarmierte die Polizei – diesmal die echte.

Erst gingen zwei Halbbrüder ins Netz

In dieser Zeit gab es noch weitere solcher Trickbetrügereien, deren Handschrift diese Gruppierung trug. So gab es in Gärtringen (Kreis Böblingen), in Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg), aber auch in Freiburg und Tettnang (Bodenseekreis) weitere Opfer. Die Spur führte im Herbst zunächst in den Kreis Ludwigsburg – die Ermittler stießen auf zwei Halbbrüder mit türkischen Wurzeln, die bei diesen Fällen eine wichtige Rolle gespielt haben sollen. Vor gut drei Monaten, am 5. Oktober 2018, klickten die Handschellen. Die 33 und 23 Jahre alten Männer sollen die Betrugstelefonate organisiert und die Abholertrupps zu den Opfern geschickt haben. So sollen allein bei den fünf Fällen 114 000 Euro zusammengekommen sein.

Überraschung am Flughafen Zürich

Vom Geld aber fehlte jede Spur. Denn bei dem Duo handelte es sich offenbar auch nicht um die höchste Hierarchieebene. Die saß woanders. Die Fahnder kamen auf die Spur des 43-Jährigen, ebenfalls ein Deutscher mit türkischen Wurzeln. Die Staatsanwaltschaft erwirkte einen Haftbefehl.

Als verspätetes Weihnachtsgeschenk, am 28. Dezember, schnappte die Falle dann zu. Als der Gesuchte mit einer Maschine aus der Türkei am Züricher Flughafen landete, wurde er verhaftet. Dann wurde er von der Schweiz nach Stuttgart ausgeliefert. In U-Haft wartet er auf seinen Prozess.